Kapitel eins

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Wann immer ich schlief, kamen die Erinnerungen hoch. Es ist schon Jahre her, das ich von zu Hause fortzog, doch die Erinnerungen rauben mir manchmal immer noch den Schlaf . Die und die Erinnerungen an meine Zeit mit den Gauklern, die mich nach Santerra brachten. Von der Zeit bleibt mir nichts, bis auf die Erinnerungen, mein bester Freund Bjeno und Filou. Doch die Erinnerungen sind der Schatzt, den ich am meisten hüte.

Alles begann mit dem Krieg des Korrigangeschlechtes gegen das der Florencier. In diesem Krieg fielen außer unserem Herzog unter anderem meine beiden Brüder Toto und Jannik. Nur mein Vater kam zurück. Wenn ich mich manchmal dran erinnerte, fragte ich mich stets, warum wir Menschen stets in den Krieg mussten. Damals war es mir nicht bewusst gewesen, aber ein Dorf wie unseres, ein Dorf nur mit Menschen, war selten, ich denke sogar wir waren das einzige in den ganzen sieben Königreichen. Es gab Schnarchtakler, große, dicke Wesen, die begabte Poeten und Dichter waren, aber auch begabte Kämpfer. Jedoch waren sie reich und ruhten sich lieber auf ihren Lorbeeren aus. Es gab Feuerspürer, Wesen, die das Feuer beherrschten und sogar kleine Feuer spürten, sobald sie ausbrachen. Meistens hatten sie rötliche Haut und rote Haare. Sie waren sehr impulsiv und sehr temperamentvoll. Aber es gab auch Wasserspürer. Sie beherrschten das Wasser, waren ruhig und sehr überlegt. Ihre Haut war geschuppt und zwischen ihren Fingern und ihren Zehen hatten sie Schwimmhäute. Aber bei zwei Elementen fehlte noch. Das erste, von dem ich euch erzähle, ist Luft. Die Windspürer waren die geheimnisvollsten von allen. Geheimnisumwoben und verführerisch, wie sie sich gaben, war über sie nicht viel bekannt. Sie beherrschten die Luft, mehr war nicht bekannt. Wo sie lebten, wie sie lebten, all das war eines der vielen Geheimnisse der sieben Königreiche. Außer ihnen gab es noch Erdspürer. Sie waren oft braungebrannt, da sie ihre Zeit vor allem draußen verbrachten und nur sehr selten innerhalb von Gebäuden gesehen wurden. Sie herschten über die Pflanzen und die Erde. Jedoch konnten nur die wirklich starken unter ihnen Berge bewegen. Laut den Legenden der sieben Köigreiche war es ein Erdspürer, der das Gebirge im Noren hat enstehen lassen. Es gab noch so viele andere Wesen, Elfen, Vampire, Dunkelelfen, Wolfsgeister, Waldläufer, Traumwandler, Gestaltenwandler, Windgeister, Seelenfänger, Nixen, Trolle, Dyraden, Nachtläufer, Riesen und Katzenseelen. Doch all diese Wesen waren im Vergleich zu den Elementspürern selten. Sie lebten einzeln und nur wenige Wesen lebten in Städten, viel lieber waren sie unter sich. Mein Dorf war selten, den es gab nur ein, zwei magische und nach dem Krieg, in dem der Herzog fiel, waren es noch weniger. Der Sohn des Herzogs, Franquis war noch zu jung, um auf dem Thron zu sitzen, deshalb übernahm der Ältestenrat die Macht, der sofort begann, die Steuern zu erheben. Zu der Zeit wurden Steuern noch in Getreide, Fleisch oder Holz gezahlt. Diese mussten mittlerweile in solchen hohen Maßen abgegeben werden, dass wir im Winter mit Glück trocken Brot hatten, mehr nicht. In diesen harten Zeiten streunten ich und meine Bande durch die Wälder, nur mit Schleudern bewaffnet, auf der Jagd nach Kleingetier. So manches Mal mussten wir fliehen vor den Förstern des Gutes. Es war das einzige, was mein Leben etwas Freude verlieh. Wir zehn, Brown, Jose, Kirlai, Sam, Jonas, Floh, Frank, Carlos, Miras und ich. Wir zehn waren die besten Diebe, wir hielten stets zusammen und jeder hätte sein Leben für den anderen gegeben. Keiner verriet den anderen. Irgendwann, ich vermutete, nach dem Durchzug einer der tausend Gauklergruppen beschloss ich, nach Santerra zu ziehen. Die Hauptstadt, aus der die Stoffe kamen, die am Ende zu den Märchen wurden, die am Lagerfeuer erzählt wurden. Die Stadt, in der die Straßen mit Gold gepflastert sind, die Stadt, in die jeder Held aus den sieben Königreichen einmal durch musste, die Stadt, in der das Leben tobte. Erst war es nur einer der tausenden Gedanken, die dich erfassen, wenn du hungrig im Bett liegst und dem Knurren deines Magen lauscht, doch schon bald wurde es zu einer fixen Idee. Irgendwann rutschte mir versehentlich etwas raus. Meine Eltern waren entsetzt, ganz zu schweigen von meinen Geschwistern. Sie flehten mich an, hier zu bleiben, doch irgendwann, trotz aller Proteste war es schließlich so weit. Es war ein kühler Septembermorgen und man konnte den Winter schon riechen. Weinend reichte meine Mutter mir einen Beutel. Als ich ihn öffnete fand ich zwei Äpfel, einen Laib Brot, zwei paar Schuhe, einen Mantel von meiner Mutter, eine Decke von dem erlegten Wolf letzte Woche und einen Beutel, gefüllt mit Mutters letzten Goldschmuck, der zwar nur wenig war, denn einen Großteil hatten wir schon verkauft, so dass es für mich eine Ehre war, ihn mitzunehmen. Wir alle verließen die Hütte, und sie standen vor unserem Haus, wohl wissend das sie mich wahrscheinlich nie wiedersehen würde und ich nahm meine Mutter das letzte Mal in den Arm. Damals wusste ich nicht, dass es wirklich für immer war. Sie weint leise in mein Haar und nur mühsam konnte ich den mit Sekunde zu Sekunde größer werdenden Kloß hinunter schlucken. Als ich mich von ihr löste, musste sie sich auf meinen Vater stützen, um nicht zu fallen. Ich umarmte meine kleine Schwester Mimi das letzte Mal, drückte Johann einen Kuss auf die Stirn, wuschelte Sepp durch die Haare, drückte meine Zwillingsschwester Linnea ein letztes Mal an mich und umarmte auch meinen Vater Björn. Als ich schließlich meinen kleinsten Bruder Pünktchen knuddeln wollte, brach mir geradezu das Herz in der Brust. Leise weinte er:" Verlass mich nicht! Nimm mich doch mit! „ Ich schüttelte den Kopf:" Es tut mir leid, aber es geht nicht! Außerdem, wer sollte auf Mama und die anderen aufpassen, hm? „ Er nickte und ich richtete mich auf. Bevor ihnen irgendetwas einfiel, das mich davon abhielt zu gehen, drehte ich mich um und ging. Ich folgte der Straße, bis das das Dorf nur noch ein kleiner Fleck am Horizont war. Nun setzte ich meinen Beutel ab, zückte die Pfeife um meinen Hals und pfiff hinein. Danach hieß es warten. Irgendwann trat Filous wilde Gestalt aus dem Gebüsch. Er sah aus wie ein Reh ,nur hatte er einen schwereren Körperbau. Seine wunderschönen schlanken Beine taten einen Schritt auf mich zu und er neigte seinen Kopf. Eine unausgesprochene Frage hing in der Luft, die ich beantwortete, indem ich mich, den Beutel in meiner Hand, auf seinen Rücken schwang. Und da sah ich sie. Meine Freunde Jeder einzelne von ihnen war gekommen, um sich zu verabschieden. Ich nickte ihnen zu und legte zwei Finger auf meine Lippen. Filous Füße trugen soweit er konnte, bevor die Sonne unterging. Irgendwann ließen wir uns auf einer Lichtung nieder. Filou und ich waren so erschöpft, das wir sofort einschliefen, ich mit der Hand am Dolch, den ich mir in den letzten Wochen aus einem dicken Ast geschnitzt hatte.

Miriam Lacosta - bis zum Ende der WeltWhere stories live. Discover now