◀ Kapitel 2

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Nach etwa einer Viertelstunde hatte meine Mutter ihren Wutanfall endlich beendet und verließ mein Zimmer, wohl um sich im Wohnzimmer wieder zu beruhigen. Das war für meinen Vater offenbar das Zeichen, dass er nun an der Reihe war. Leise klopfte er an die Tür und steckte seinen Kopf hinein, bevor er fragte: „Rüya, willst du mit mir darüber reden?"

Ich atmete tief durch, mein Kopf voll mit wirren Gedanken. „Ich möchte keinen Unbekannten heiraten!" Meine Stimme zitterte fast, während ich ihn förmlich anflehte. Mein Vater legte sanft seine Hand auf meine Schulter und sah mich mit seinen warmen, ruhigen Augen an. „Es tut uns leid, dass du diese Sache so falsch verstanden hast," sagte er leise. „Es wird natürlich keine Zwangsehe geben. Wir sind eine moderne Familie. Du hast das Recht, selbst zu entscheiden, wen du heiratest." Er lächelte leicht, aber ich blieb stumm. Ich wollte nichts mehr hören, hatte einfach genug von diesem ganzen Theater. „Aber erlaub uns wenigstens, dir jemanden vorzuschlagen", fügte er vorsichtig hinzu, als sei dies ein Kompromiss, der die Wogen glätten könnte.

Ich zuckte mit den Schultern. „Für mich hat sich die Sache erledigt, bitte", murmelte ich und hoffte, dass er es dabei belassen würde. Mein Vater nickte, stand auf und umarmte mich kurz, bevor er leise sagte: „Ich stehe hinter dir." Und mit diesen Worten ließ er mich allein.

Erschöpft wälzte ich mich noch eine Weile im Bett hin und her, bevor ich schließlich aufstand, um mir die Zähne zu putzen und mich bettfertig zu machen. Morgen war Freitag – der letzte Arbeitstag der Woche, und ich freute mich schon darauf, die kommenden Tage einfach nur zu entspannen.

Der nächste Morgen begann hektisch, wie immer, wenn ich verschlafen hatte. Ich zog mir schnell meine Büroklamotten an, ließ meine langen, hellbraunen Haare locker über den Rücken fallen und schminkte meine karamellfarbenen Augen dezent. Die Arbeit war wie gewohnt: Ich führte einige Umfragen durch, wertete Daten aus und telefonierte mit den unterschiedlichsten Ämtern und Institutionen. Der übliche Wahnsinn. Die Mittagspause nutzte ich, um ein wenig frische Luft zu schnappen, also schlenderte ich in die Stadt, die nur zehn Minuten Fußweg vom Büro entfernt war.

Vor einem gemütlichen Café blieb ich stehen und studierte die Tafel mit dem „Angebot des Tages": ein Käsebrötchen mit einem Latte Macchiato, dazu ein kostenloser Croissant. Perfekt! Ich trat ein und stellte mich an die Theke, bereit, zu bestellen. Gerade als ich mein Portemonnaie hervorkramte, um zu zahlen, bemerkte ich, dass jemand neben mir für mein Essen bezahlte. „Was zum...?" Verblüfft drehte ich mich zur Seite – und stand plötzlich Ömer gegenüber. Natürlich.

„Du?", stammelte ich überrascht, während er entspannt lächelte.

„Ja, ich", erwiderte er und zahlte sowohl für mein Essen als auch für seines, bevor wir uns wortlos an einen Tisch setzten. „Du hättest nicht für mich zahlen müssen", protestierte ich halbherzig.

„Dir auch einen guten Mittag", konterte er humorvoll und zwinkerte, während er mich mit seinem Blick einfing. „Als ich dich da an der Kasse gesehen habe, konnte ich einfach nicht widerstehen."

Ich grinste. „Na gut, dann werde ich nächstes Mal für dich zahlen", entgegnete ich selbstbewusst und fügte neugierig hinzu: „Was machst du hier überhaupt?"

„Ich wollte mich eigentlich mit einem Kollegen treffen. Wir arbeiten an einem Uni-Projekt. Aber er musste kurzfristig absagen", erklärte er, während er genüsslich an seinem Latte Macchiato nippte.

„Liegt deine Uni hier in der Nähe?", bombardierte ich ihn weiter mit Fragen, woraufhin er nickte.

„Ja, ich studiere Sportwissenschaften – Prävention und Rehabilitation. Zuvor habe ich Erziehungswissenschaften studiert", fügte er hinzu und beeindruckte mich mit seinem breiten Wissen.

Die arrangierte Sache [ÜBERARBEITUNG]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt