#Part 1

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21/2
01:41

Übermorgen sind es viert Monate...
Vom 23. Oktober zum 23. Februar.
Verdammt!
Vier Monate, zweite Klinik und immer noch keine Besserung.

Ich kann nicht mehr, warum verstehen die nicht, dass ich nicht mehr kämpfen kann?
Dass ich diesen Druck nicht mehr ertragen kann?

Ich schlage mein Heft zu und lege es zurück in meinen Nachtisch. Er ist das einzige einigermaßen moderne Möbel Stück in meinem Zimmer. Gut, abgesehen von den genau gleich aussehenden Nachttischen von Lea und Sabrina... aber was kann man hier auch anders erwarten? Es gehen schließlich oft genug Sachen kaputt und wären es alles teure Sachen, wäre das eben auf dauer zu teuer. Mein Zimmer ist nicht groß, beziehungsweise für drei Leute ist es nicht groß. Klar, als ich alleine hier drinnen war war das Zimmer perfekt doch mein Glück war natürlich nicht von langer Dauer. Ich höre jemand schnarchen. Ich sehe zu Sabrina. Die kann froh sein, sie kam 18/2 und wird an 22/2 wider entlassen. Lea über mir wird auch in zwei bis drei Wochen entlassen. Und ich? Tja, zu mir hieß es im Oktober vier bis sechs Wochen, dann im Januar zwei bis drei Wochen. Inzwischen sagen sie mir überhaupt nichts mehr.
Ich schaue auf den Wecker. 02:00
Zeigt er an. Nicht einschlafen! Sag ich mir. Wenn ich schlafe, dann kommen wider diese schreckliche Albträume.

Ich verlasse mein Zimmer. Ich bin wider in der ersten Klinik. Es ist der Tag, wo ich Nici die Klinge gegeben habe! Es ist draußen schon dunkel, aber man sieht den "Käfig" Silber durch das Fenster schimmern. Eigentlich ist es ein Außenbereich aber er sieht aus, wie einer dieser Käfig im Zoo. Das Licht hier auf Station ist runter gedimmt, wie es immer ist, wem Nachtruhe ist. Ich sehe, dass die Türe zu Nici's Zimmer offen steht.
Ich gehe auf die Türe zu. Warum zur Hölle steht die so offen? Frage ich mich und schaue nach. Ich weiß, wenn ein Betreuer mich sieht bekomm ich fett ärger, aber das ist nur egal. Ich sehe sie am Tisch sitzen, sie hat den Kopf auf der Platte liegen und sieht aus, als würde sie schlafen. Die schwarze pfützen auf Tisch und Boden irritieren mich jedoch. Genau wie der intensive Geruch von Blut. Ich gehe zitternd in ihr Zimmer und schreie auf. Nein, ich will schreien, aber es geht nicht. Ich sehe ihre Arme, oder das was ihre Arme sein sollen. In Wirklichkeit sind es zwei Knochen an denen unten und an den Seiten Fleischfetzen hängen. Die Knochen schimmern weiß durch die schwärzliche Schicht Blut darauf. Man erkennt die Venen. Oder sind es Arterien? Ich kenne mich nicht in Anatomie aus. Dass Blut fließt Liter Weise aus ihrem Arm heraus. Das Fleisch schimmert in einem dunklen Rot, fast schon Schwarz. Ich bekomme Panik.

Das warst du! Du wusstest, dass sie sich umbringen wollte und hast sie nicht daran gehindert! Mörder! Monster! Du bringst deine eigene Freundin um! Wärst du nicht, dann würde sie nicht sterben! Du versager!

"das warst du!", ertönt hinter mir eine Stimme. Ich drehe mich zitternd um. Dort steht eine riesige schwarze Person. Ich kann sie nicht erkennen, da sie vor dem Licht steht. Und sie fährt fort: "Wegen dir stirbt sie! Du bist daran schuld! Wenn es dich nicht gäbe wäre es viel besser! Dann wäre dein Platz hier frei und wir hätten Platz für jemand mit echten Problemen! Schau dich doch an! Du bist fett, bist hässlich! Du bist so scheiße! Du bist ein Monster und verdienst es nicht, zu leben! Warum liegt die arme Nicole jetzt da? Mit DEINER Klinge! Du solltest da liegen! Schäm dich!" die Stimme ist tief und kalt. Vermutlich männlich. Ich zitter und starre abwechselnd von Nici zu Betreuer und zurück. Die Stimme schwillt an zu einem Chor von Stimmen.

Sie wiederholen es immer wider:" du bist daran schuld! Wenn es dich nicht gäbe, wäre es viel besser! Schau dich an, du bist hässlich und fett! Du bist scheiße! Du bist ein Monster und verdienst es nicht, zu leben!"
ich breche zusammen, liege in der großen Blut lache. Es wird immer mehr Blut. Es steht bereits zehn Zentimeter hoch im Zimmer und der Chor fährt fort. Ich krampfe mich zusammen. Das Blut droht mich zu ersticken. Es droht mich in einen Abgrund zu reißen. Ich will mich dagegen wehren aber diese dickflüssige, zähe Flüssigkeit lässt nicht zu, dass ich bewege. Dann spüre ich einen Schlag gegen den Kopf und alles wird schwarz zum nich herum. Nur die Stimmen sind noch da...

Warum? Gefangen zwischen Leben und TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt