Ein neuer Treffer

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Ich bin nun schon einige Zeit unterwegs um eine neue sagenumwobene Ruine zu erforschen. Vor einiger Zeit hatte ich ein Telefonat mit einem Mister Wisper, der wohl auf meine Artikel der London Times aufmerksam geworden war. Er berichtete mir von der schon etwas älteren Burgruine Urquhart in Schottland. Ich schreibe schon seit einiger Zeit für die berühmteste Zeitung Englands, um einige Burgruinen zu finden, die es zu erforschen gilt. Ich weiß ehrlich gesagt selbst nicht wirklich warum ich das mache, ich habe wohl einfach einen verrückten Tick nach alten Gemäuern und ihren Geschichten. Das ist sowieso das Beste an diesen einfach uralten Gebäuden, ihre unglaublich interessanten Vergangenheiten, welche meistens sehr Sagen- und Mythenumwoben sind. Ich liebe es solche Geschichten zu erforschen und so manche dadurch entstandenen Rätsel aufzulösen. Die mit Abstand schönsten Ziele dazu findet man in Schottland. Die Highlands wimmeln nur so von alten Schlössern und Ruinen. Nun also auf zum Loch Ness.

In der Vergangenheit war ich einige Male dort, auch wenn das zu einem großen Teil in meiner Phantasie geschah. Ich liebte es nach dem berüchtigten Monster in meinem Schrank zu suchen und ihm dann hinaus in den Garten zu folgen. Ich tat dies immer und immer wieder, wobei ich mich als sehr junger Abenteurer nicht nur auf dieses Ungetüm beschränkte. Auch Kerberos oder der Kraken von Atlantis wurden schon viele Male vernichtend geschlagen. Dazu kam, dass ich oft mit meiner Tante und meinem Onkel umherreiste. >>Hierzu vielleicht eine kleine Bonus-Geschichte: Ich lebe seit ich denken kann bei meiner Tante und habe meine Eltern nie kennengelernt. Meine Tante sagte dazu, sie und ihr Mann waren eines Tages durch einen Brief vom Jugendamt dorthin geeilt und erfuhren, dass sich meine Eltern einfach nicht um mich kümmern könnten. Da ich damals als einzige andere Option das Kinderheim gehabt hätte (und meine Tante nun einen rechtmäßigen Grund dazu hatte, einige Tage zuhause zu bleiben) nahm mich das freundliche, mit mir verwandte und dadurch auch "etwas verrückte" Ehepaar an. << Da jene Menschen, die ich nun also als meine Eltern, und somit als meine "Hauptfamilie" ansah recht gut verdienten, waren wir in den Ferien oft auf Reisen. Von Irland bis Australien war so ziemlich alles dabei. Nur Amerika mieden wir vorerst," zu viele Verrückte Ammis" wie mein Ersatzvater gerne sagte. Ich merkte schnell, dass ich von alten Ruinen sehr begeistert war. Ich entwickelte fast meine eigene, ganz persönliche Wissenschaft dazu. Es war klar, dass mein späterer Beruf auch damit zu tun haben musste. Auch wenn ich den Begriff Archäologe nicht wirklich für mich verwenden möchte. Ich suche das Spirituelle in den alten Gemäuern und ich bin der Meinung das in jeder Ruine etwas Magisches oder Spirituelles enthält, zumindest was Schlösser oder Kirchen angeht : D.

... was uns zurück zum Loch Ness bringt. Es ranken sich sehr viele Geschichten um diesen See, nicht zuletzt das Monster von Loch Ness. Doch bei meinen ersten Besuchen dort musste ich leider feststellen, dass das meiste davon nur als Touristenfalle erfunden wurde (oder etwa doch nicht ???). Nichts desto trotz gibt es sehr interessante andere Orte, um die sich Legenden und Sagen wickeln. So auch und vor allem in Schottland. Beim Gedanken an all die anderen Ruinen, welche ich hier schon gefunden habe, wächst meine Vorfreude und Neugier auf Urquhart Castle immer weiter. Ich sehe es nun zum ersten Mal, und kann so meiner Phantasie freien Lauf lassen. Ich stelle mir vor wie sich die Bäume um mich verformen und eine bemooste Mauer nach der anderen bilden. Erst nur einzige alte, brüchige Mauern, dann kommen langsam einige einst prächtig verzierte Säulen dazu und die Baumkronen lassen ihre Blätter fallen, welche sich im Fall vernetzen und ein gewaltiges Dach bilden. Einige der neuentstandenen Dachfragmente lösen sich von den anderen und schießen in die Höhe. Unter ihnen platzieren sich weitere Steine und bilden eine Art Turm oder mehrere Etagen, welche zu prachtvollen Ballsälen umgeformt werden. Hier und dort entstehen einzige Möbel wie Thron oder Himmelbett, gefolgt von gewaltigen Bibliotheken. Kastanien wachsen heran und verwandeln sich in Bedienstete und den Hofstaat. Der Wind rauscht durch die Räume und schenkt den Möbeln und Wänden prächtige Farben bevor er das Auto in die Höhe trägt und mich das Prachtgeflecht von oben und so von außen betrachten lässt. Es ist ein merkwürdiges Gefühl durch die nun fest entstehenden Wände zu gleiten, durch welche mir vorher die Sicht blieb, um alle Räume genauestens bei ihrer Schöpfung beobachten zu können. Nun schieße ich aus dem Dach und erblicke ein wunderschönes, bereits mit Fahnen bestücktes, im Sonnenaufgang erstrahlendes Schloss am Meer, oder eben an einem sehr großen See.

Als ich zum Stillstand komme scheint die Zeit zu beschleunigen. Zuerst nur Stunden, dann Tage, Wochen und Monate, die zu Jahren und Jahrzehnten ausuferten jagten an mir vorbei. Dann plötzlich steht wieder alles still und das Schloss scheint seelenruhig in der Nacht zu schlafen. Ich bemerke jedes Geräusch und jede Bewegung. Als auf dem einen Ende des Gebäudes eine Vogelmutter sich intensiv mit ihrer kleinen Familie unterhielt, hat auf der anderen Seite gerade ein Froschkonzert geendet. So konnte ich allerdings auch feststellen, dass eine ziemlich große Menge Menschen, vermutlich Soldaten, sich aus dem Dickicht heranschlich. Es erscheint nun sehr Hirnlos, dieses Schloss gerade im Wald errichtet zu haben... Ehe erste Bewohner des Waldschlosses die unerwünschten Besucher wahrgenommen haben, schießen gewaltige, brennende Katapultkugeln durch die Luft. Keine Minute später steht die ganze Umgebung in Flammen und erhellt weit mehr als den Wald. Nun beginnt die Zeit wieder zu rasen und ich lande auf dem Boden vor einer riesigen Ruine, dicht bewachsen durch Bäume, Gestrüpp und bemoost.

Ein heftiger Schock durchfährt mich, als die Überreste der Feste schlagartig zusammenbrechen und ich mit einem kräftigen Ruck nach vorne geschleudert werde, kurz bevor mich ein sehr großes Kissen auffängt - der Airbag. Während meiner Phantasiephase habe ich komplett abgeschaltet und bin einfach weitergefahren, bis ich durch einen nicht unbedingt kleinen Transporter gestoppt wurde. Mir kommt ein ungutes, beschämendes Gefühl hoch, als Ich die "kleine Beule" in meinem Hindernis erblicke, zugleich begrüßt durch einen leicht verärgerten, kleinen dicken Mann im Anzug ....

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