...Meine Augen klappenzusammen. In der rauen Stimme von Mr Wisper ist Panik zu erkennen,als er die Rettungskräfte um mich herum antreibt mich sofort ins Krankenhaus zu fahren.
Ich habe weder Kraft, noch Lust auf eine weitere, rätselhafteVision...
Eine sehr lange Zeit ist es dunkel. Kein Ton, keine Stimme, KeineFarben, nichts. Es ist wie ein bewusster Schlaf, bei dem mir keineTräume einfallen. Ich nehme einfach nichts wahr, auch mein Körperoder der darin befindliche Geist wirken einfach nicht existent. Ichfrage mich noch woran genau dies liegen könnte, ob meine Sinneeinfach nichts wahrnehmen können oder ob dies hier eine besondereVision darstellt, als ich meine Augen langsam und müde aufschlage.Zuerst glaube ich, ich müsse mich in der freien Natur befinden, dennschnell lauter werdendes Vogelgezwitscher und Rabengekrächtze dringtan mein Ohr. Ich nehme einen schwarzen Umriss auf meinem Bauch war.Es sieht einem Raben ähnlich. Als sich meine Sicht nun endlichverschärft, kann ich ihn genauer beobachten. Es ist ein rechtkleiner Rabe, aber ich kann ihn klar von einer Krähe unterscheiden.Er scheint mich eine Weile lang nur angestarrt zu haben, jetzt hüpfter langsam auf mir herum. Kurz vor meiner Nase bleibt er einen Momentstehen, zögert, paralysiert mich beinahe ...
Dann schnappt er zu und erwischt meine Nase, ein nicht unbedingtschmerzloser "Biss". Ich schreie leicht auf, daraufhinfliegt er erschrocken davon, auf die Schulter einen kleinen, dickenfreundlich dreinblickenden Mann. Er spricht mit rauer, dunklerStimme: "Mr Collin! Wie schön, dass sie endlich erwacht sind!"Ich rappele mich auf und erwidere verschlafen seinen Gruß: "Ähh, ja guten Morgen Mr ...?" "Oh ha! Der Sturz hat ihnen wohlordentlich zugesetzt mein Lieber! Wir haben doch telefoniert bevor Sie hier ankamen. Mein Name ist Wisper, Charles Wisper. Ich bin Direktor des Denkmalschutzvereins Edinburgh. Aber ich glaube SIE haben viel Interessanteres zu erzählen Mr Collin." Dabei siehter mich erwartungsvoll an und verschränkt die Arme. Ich muss kurznachdenken: "Wir haben uns unterhalten? Ah ja richtig. Mr Wisper" antworte ich und schüttele seine Hand. "Sagen Sie, wo bin ich hier?" Ich schaue mich um Es sieht wie eine Art Krankenzimmer aus, jedoch mit vielen Pflanzen und vor allem Rankenverziert. Ein Blick aus dem, mir gegenüberliegendem Fenster offenbart einen Wald, oder wenigstens dessen Rand. "Das hier ist das Pentland-Hills-Forest-Hospital. Wir mussten Sie hierher bringen, da Sie schon einige Meilen vor Edinburgh bewusstlos im Zug gefundenwurden und Sie mussten schnell behandelt werden. Außerdem hat dieses Krankenhaus eine sehr stimulierende Wirkung auf die Patienten durchdie Nähe zum Wald." In diesem Moment fliegen 3 Spatzen durchsFenster, landen und picken ungeduldig auf meinem Bauch umher,begleitet von einigen Ausrufen von Schmerz, wer mag das wohl gewesensein? Lachend fährt Mr Wisper fort: "Und manchmal werden sievon einigen >heilenden Wundertieren< aus der Umgebung besucht." Als ich gerade ausholen will, die die Vögel zu verscheuchen, fliegen sie von ganz allein davon. Mr Wisper hält sich fast den Bauch vorLachen. Als er sich wieder beruhigen kann fügt er belehrend hinzu: "Aber geben Sie ja Acht, dass Sie hier niemanden, weder Menschnoch Tier verletzen, egal wie unbedeutend es ihnen erscheinen mag! Dies ist ein streng religiöses Hospital." Plötzlich schießeneinige Gedanken durch meinen Kopf, ich habe seit dem Kontakt mit demGeschäftsmann auf dem Bahnhof keine verwirren Gedanken, geschweige denn Visionen durchlebt. Hat das auch etwas mit der religiösenUmgebung zu tun? Bietet mir das Krankenhaus eine Art Schutz? Nunendlich schaffe ich es wieder das Wort, und damit diesen Gedanken anMister Wisper zu bringen: "Religiös sagen Sie? Ich würde gerne mehr über diese Gegend erfahren, ich wollte sowieso dringend mit ihnen sprechen." "Wie erfreulich, dass es ihnen jetzt gelingt!" "Ähh... ja"
Mit den Worten 'Hier entlang bitte' führt er mich aus dem Raum ineinen langen Gang. Er passt nicht zu einem gewöhnlichen Krankenhaus, die Backsteine und der eine oder andere Balken dazwischen verleihendem ganzen einen gewissen Gruselfaktor. Die Anlage scheint noch ausFachwerkhäusern zu bestehen. Diese Tatsache intensiviert meinInteresse danach deutlich. "Können wir unterwegs an einem Plander Anlage Halt machen?" frage ich meinen Begleiter, währendich mich weiter umsehe. "Das nicht, aber ich kann ihnen meinenprivaten Plan gerne zeigen, ich habe ihn selbst angefertigt. Magsein, das er etwas unvollständig und unübersichtlich ist, aber mirhat das die letzten Jahre gereicht um mich zurecht zu finden."antwortet er. "Die letzten Jahre?",ich muss nachfragen:"Wieoft sind sie denn hier?" "Gelegentlich." meint er,"Dieses alte Kloster hier hat Schottland schon sehr vieleingebracht. Zum Beispiel im ersten Weltkrieg, als die Mönche hieranfingen ihr Kloster in ein Krankenhaus umzubauen, was natürlichbitter nötig war. Die Zahl der Patienten, größtenteils einfacheZivilisten, welche von den Bomben, Soldaten oder was auch immerüberrascht wurden, übertraf nur der zweite Weltkrieg" "Wennwir schon bei der Zeit sind, wie lange habe ich eigentlich hiergeschlafen?" - Die Frage fällt mir spontan ein, und ich weißauch nicht warum ich das nicht schon vorher wissen wollte. Daraufhinantwortet Mr Wisper:" Seit etwa einem Tag." Oha, das istbis jetzt meine Rekordzeit ohne irgendwelche verschwommenen, unklarenBilder. Doch, nach kurzer Atempause, zurück zum Thema: "Und ...ist währenddessen irgendetwas sonderbares passiert?" Nicht dassich wüsste. Ich musste noch wieder zurück nach Edinburgh, einigeTermine ändern und andere absagen. Sie sehen also, ich habe mir fürSie alle Zeit der Welt genommen."
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Ruins
Teen FictionDer 29-jährige Londoner Caycou ist leidenschaftlicher "spiritueller Archäologe", wie er sich selbst nennt. Er sucht nach fast mystischen Geheimnissen in alten Ruinen. Dass er dies nicht zufällig tut ist ihm kaum bewusst, oder er verdrängt es bzw. er...