Chapter 1

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Ich wachte auf, als etwas meine Hand streifte. Müde machte ich meine Augen auf, schloss sie aber wieder, als das Licht mich blendete.
Wer hatte die Vorhänge so früh am Morgen aufgezogen?
Ich zog meine weiche Decke bis zum Kinn und grummelte, als diese mir weggezogen wurde.
Wer wagte es?
"Guten Morgen, Miss Reyall, es ist Zeit für ihren Unterricht."
Kalte Luft ließ meinen Körper erfrieren, als die Luft aus dem offenen Fenster herein strömte. "Eine Sekunde noch." murmelte ich und sank tiefer in die weiche Matratze.

Doch zum schlafen kam ich nicht mehr, da eine warme Hand mich erst rüttelte und als ich meine Augen trotzdem nicht aufmachte, fing sie an mich zu kitzeln.
Ich lachte und wehrte mich, doch da ich mich weigerte meine Augen zu öffnen, war meine Abwehr nutzlos.

"Hör auf, Amélie." gluckste ich und öffnete schließlich doch meine braunen Augen.
Amélie's fröhliches Gesicht schaute auf mich herunter und sie half mir aufzustehen.
Sobald ich mein Bett verlassen hatte, fing sie an die Decken zu falten und die vielen Kissen sorgfältig auf meinem Himmelbett zu platzieren.
Ich wartete, bis sie fertig war, damit sie mir Frühstück servieren und meine Haare flechten konnte.

Amélie ist mein 25-jähriges Kindermädchen, meine Nanny oder wie ihr Bürgerliche sie auch nennen mag. Sie lebte seit zwei Jahren mit uns im Schloss und sorgte dafür, dass es mir gut ging.
Mir wurde von Amélie ein Morgenmantel übergezogen, auf wessen Rückseite das königliche Wappen prangte.
Ja, ich gehöre zu der königlichen Familie.
Reyall Charlotte Magdalena Edwards, Tochter von Edmund George Edwards und Charlotte Luise Mary Edwards.
Mein Vater ist König von Schorland, einer rießigen Insel,welche unter Irland und neben England liegt. Zusammen mit den britischen, irischen, schottischen und welsischen Königreichen bildet Schorland das Fünf-Reich-System.
Und ich war somit die Prinzessin dieser Insel und von etwa 120 Millionen Schorländern.

Meine Kindheit hatte ich in unserem Schloss, auch Edwards Palace, kurz EP genannt, verbracht. Es war außerhalb von Brampton, der Hauptstadt, damit wir unsere Ruhe vor dem Lärm und den Menschen hatten.
Ich durfte nur zu besonderen Anlässen das EP verlassen, da man keine Risikos eingehen wollte was die Sicherheit der einzigen Thronnachfolgerin betrifft. Je älter ich wurde umso weniger durfte ich somit das Schloss verlassen, was ich nicht so entzückend fand.
Amélie war die Einzige, die mir von der Außenwelt berichtete und ich beneidete sie dafür. Sie hatte die Freiheit sich zu entschieden, wie sie ihr Leben leben wollte. Sie war frei wie ein Vogel.

Ich seufzte als Amélie die Fenster schloss und ich mich an meinem Esstisch setzte, wo mir mein Frühstück serviert wurde.
Mein Zimmer lag in einem der neueren Teilen des Schlosses, mit einer Terrasse, die zu unseren Garten führte. Ich liebte es mich im Garten, welches eher einem Park glich, aufzuhalten und die verschiedenen Pflanzen zu studieren. Es war eines meiner Lieblingsbeschäftigungen. Oder ich saß auf einem Liegestuhl auf der Terrasse und las, wenn es wärmer war.

Ich gähnte und zog meine Hände die Ärmel meines Morgenmantels hoch, damit ich sie aufwärmen konnte.
"Ich bin müde und mir ist es kalt." murmelte ich und entlockte Amélie ein Lächeln.
"Sind sie jemals zufrieden, Miss?" lachte sie und ich warf ihr einen bösen Blick zu, worauf sie wieder anfing zu lachen.
Sie schob meinen Stuhl näher an den Tisch und mein Bauch grummelte als ich den Teller mit Pfannkuchen sah.
Ich aß schweigend, während Amélie meinen langen dunklen Zopf aufflochte und mit einem Kamm anfing zu kämmen.
Ich war besonders stolz auf meine Haare, die ich schon seit fast 10 Jahren wachsen ließ. Inzwischen reichten sie mir wie ein schwarzer Teppich bis zum Po.
Als ich fertig mit dem Essen war, hatte Amélie meine Haare zu einem langen Zopf geflochten und mit einem Blick auf die Uhr half sie mir mich umzuziehen.
"Ihr Professor wartet bestimmt schon auf sie." sagte sie und gab mir meine Ohrringe, die ich mit aller Ruhe ein steckte.
"Warte, ich habe ja Sommerferien." sagte ich mit aufgerissenen Augen und drehte mich plötzlich zu Amélie, der mein Ohrring aus der Hand fiel.
"Es ist nicht normaler Unterricht, sondern etwas anders und ungewöhnlich meiner Meinung nach."
"Wie meinst du das?" ich runzelte meine Stirn und steckte den Ohrring, den mir Amélie gab in mein Ohr.
Obwohl ich meinen ganzen Tag im Schloss oder in unserem Garten verbrachte, wollten meine Eltern, dass ich nur fertig angezogen mein Zimmer verließ.
Ich glaube sie wollten nicht, dass die vielen Leute die hier arbeiteten, einen schlechten Eindruck von der zukünftigen Königin bekamen.
"Lassen sie sich überraschen." sagte sie nur und ich wusste, dass sie nichts mehr sagen würde. In Geheimnisse bewahren war Amélie ziemlich gut.

"Amélie, zeigst du mir heute wie man eine Pflanze anpflanzt?" fragte ich sie, bevor ich mein Zimmer verließ.
Sie schaute überrascht auf und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. "Miss Reyall, sie wissen ganz genau, dass man ihnen solche Arbeit verboten hat." Ihre Augen waren überrascht aufgerissen und sie bückte sich um meine Schuhe vom unterm Sofa raus zu holen, die ich gestern Abend sorglos dort hingekickt hatte.
"Aber warum? Ich verstehe es nicht, warum ich nicht im Garten arbeiten darf. Ich würde es so gerne, Amélie. Bitte hilf mir." bat ich sie und verzog meine Lippen wie ein Kleinkind zu einem Schmollmund.

Sie seufzte und stand auf, ihre blauen Augen schauten in meine bevor sie ihren Kopf schüttelte und sich von mir wegdrehte.
"Bitte, bitte." bettelte ich.
Ich liebte es den Gärtnern beim Anpflanzen von Blumen und Pflanzen zuzusehen und hatte mir seit gestern in den Kopf gesetzt es auch zu versuchen.
"Sie sollten jetzt gehen, sie sind ziemlich spät dran." sagte sie nur.
Ich machte einen Schrift auf sie zu und nahm ihre Hand. "Ich werde nicht dieses Zimmer verlassen, bis du mir versprichst, es mir heute Abend zu zeigen."
"Okay, gut. Aber wenn ich wegen ihnen meinen Job verliere, dann..." sagte sie drohend und ich kicherte bevor ich ihr einen Kuss auf die Wange gab und aus meinem Zimmer rannte.
Ich war spät, ziemlich spät was ungewöhnlich für mich war. Aber heute hatte ich keine Lust auf den Unterricht, da ich eigentlich Sommerferien hätte.

Meine alte Lehrerin Mistress Nicson war seit gestern, also dem Beginn meiner Sommerferien, in die Rente gegangen und ich hatte wahrscheinlich eine neue Lehrerin, die ich heute kennen lernen würde.
Atemlos stoppte ich vor meinem Lernraum und fuhr mit einer Hand über meinen Rock, um diesen zu glätten.
Ich nickte und ein Butler mit einem schwarzen Schnurrbart lächelte mir aufmunternd zu, bevor er die große Edenholztür aufstoß.
Mein Lernraum war nicht sehr groß, es war eines der ältesten Räume des Schlosses und man hatte mir gesagt, dass schon meine Urururgroßeltern sich hier auf ihre Krönung vorbereitet hatten.
Es war ein dunkler Raum mit einer dunkelgrün und silbernen Tapete, die dem Raum ein mystisches Aussehen verlieh. Die Wand gegenüber der Tür konnte man aufgrund der vielen Bücherregalen, die bis zur Decke reichten,nicht mehr sehen. Ein Sofa mit Samt, in derselben Farbe wie die Tapete, überzogen und ein Schreibtisch mit meinen Schulsachen. Die schweren Vorhänge hatte jemand aufgeschoben und die Fenster weit geöffnet, so dass eine frische Frühlingsbrise hereinströmte.
Ein junger Mann, etwas älter als ich stand mit dem Rücken zu mir und schaute hinaus auf den Garten.
Er war kräftig gebaut und ich wunderte mich was er hier machte.
Er hatte meine Anwesenheit nicht bemerkt und ich trat zu ihm und stellte mich neben ihn.
"Er ist wunderschön, besonders im Frühling." sagte ich und wider erwarten, sprang der junge Herr nicht überrascht auf, sondern lächelte nur geradeaus.
"Ich dachte ich wäre zu spät dran,aber die Lehrerin ist ja noch gar nicht da." sagte ich munter und drehte mich um,damit ich mir ihn näher ansehen konnte.

Er trug ein weißes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und eine schwarze Anzugshose. Sein Gesicht sah freundlich, aber auch etwas eitel aus, als wüsste er, dass er besser sei als die anderen um ihn. Er drehte seinen Kopf zu mir und mein Atem stockte, als ich seine warmen braunen Augen sah. Sie sprühten vor Lebensfreude und passten nicht zu den scharfen Gesichtskonturen.
Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und schaute auf mich herunter.

Ich wünschte mir, dass ich doch meine hohen Schuhe angezogen hätte, damit ich mich nicht so klein fühlte. Ich mochte das Gefühl nicht.

"Sie sind zu spät, Miss. Ich mag es nicht, wenn man unpünktlich ist. Sie als künftige Königin dieses Landes sollten doch wissen, dass man zu Terminen pünktlich erscheinen soll." sprach er und zog eine Augenbrauen hoch.
Ich war überrascht, dass er mich so angesprochen hatte und öffnete meinen Mund, um mich zu rechtfertigen. Ich war ganz eindeutig von ihm überrumpelt worden, was nicht oft passierte.
Ich schloss meinen Mund und biss meine Zähne zusammen, bevor ich tief Luft holte. "Ich weiß was ich als Prinzessin zu tun habe, sie haben kein Recht, mich zu bemängeln." sagte ich angepisst. "Wer sind sie überhaupt, dass sie sich so etwas erlauben und wenn ich sie fragen darf, was tun sie überhaupt hier?"
"Ich, Reyall, bin Liam Payne. Dein neuer Lehrer."

Charmed //h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt