Chapter 5

6 1 0
                                    

"Mich...heiraten?" fragte ich perplex.
"Ja, das Gesetz besagt, dass ich vor meinem 22. Geburtstag heiraten muss, sonst wird die  Krone an den nächsten royalen Mitglied der Familie weitergegeben, was dann mein Cousin Bertold wäre. Ich würde lieber sterben, als zuzuschauen wie er König wird und das Land ins Chaos stürzt."
Meine Gedanken spielten verrückt. Ich wusste nicht mehr, was geschah und mir war es schwindelig. Ich sollte Niall heiraten?
Hatte ich dafür vorhin im Wohnzimmer zugestimmt? Aber das konnte nicht sein. Meine Eltern würden so etwas nie zulassen. Sie würden mich nicht zwingen, aber haben sie nicht genau das getan? Nein, sie haben mich nicht gezwungen, ich hatte ihnen zugesagt ohne zugehört zu haben. Es war alles meine Schuld und nun sollte ich Niall heiraten.
Die Luft wurde mir zugeschnürt und ich kämpfte mit den Tränen, die sich in meinen Augen ansammelten.
"Entschuldigen sie mich, bitte." presste ich hervor und rannte weg von ihm.

Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und nahm eine Abkürzung durch das Gras. Meine Absätze sanken immer wieder in den weichen Boden,aber es kümmerte mich nicht.
Ich wollte nur noch weg, weg von Niall, weg von der ganzen Last, die ich als Prinzessin zu tragen hatte.
Ich wollte das alles nicht. Ich wollte nur die Freiheit,aber die würde ich nicht kriegen. Ich war dazu verdammt einen Prinzen zu heiraten, nur damit er seine Krone nicht verlor.
Ich rannte die breiten Treppen hoch zu meiner Terrasse und warf dabei eine Blumenvase um, die sofort zerbrach.
Immer noch versperrten die Tränen meine Sicht und ich war nicht mehr bei Sinnen.
Taumelnd schob ich die Glastür auf und warf mich mitsamt Schuhen auf mein Bett.
Mein Magen verkrampfte sich und ich weinte in mein Kissen.
Ich sollte Niall heiraten.

Ich schrie in mein Kissen und warf es schließlich durch mein Zimmer.
Ich zog auch meine High Heels aus und warf diese dem Kissen hinterher, dann schloss ich meine Türen mit einer App auf meinem Handy und verkroch mich unter die Decke.
Ich schluchzte und atmete tief ein,um mich zu beruhigen.
Ich reagierte über, aber es war ein Shock für mich, etwas auf was ich nicht vorbereitet war.
Ich musste Niall heiraten und gleichzeitig noch selber zur Königin des Landes gekrönt werden.
Ich empfand meine Krönung nicht schlimm, aber die Hochzeit war ein Alptraum für mich. Denn für das eine war ich jahrelang vorbereitet worden und von dem anderen hatte ich vor fünf Minuten etwas erfahren.
"Ich hasse mein Leben." schluchzte ich und schloss meine Augen.
Ich war zwar immer noch hungrig,aber ich würde heute nicht mehr aus dem Bett steigen.
So löste ich meine Probleme und zwar in dem ich ihnen aus dem Weg ging.
Ein Blick auf meinem Handy sagte mir, dass es erst 17 Uhr war, aber trotzdem fühlte ich mich so leer und müde wie noch nie zuvor.
Ich entnahm die Haarspangen aus meinem Haar und ließ die Locken offen über meinem Rücken fallen.
Meine Schminke war verwischt, aber es kümmerte mich nicht, als ich mich angezogen ins Bett legte und einschlief.

Meine Mutter war mit der Königin von England sehr eng befreundet. Sie kannten sich schon seit sie Kinder waren und heirateten auch im selben Monat des selben Jahrs. Englands Königin war aber schon Mutter einer Tochter und schwanger mit ihrem zweiten Kind, als auch Mum nach vielen Versuchen schwanger wurde. Beide beschlossen während ihrer Schwangerschaft, dass sie ihre Kinder verheiraten würden, wenn es ein Mädchen und ein Junge wären. So wie das Schicksal es wollte, gebar Mum mich und England hatte zusätzlich zu einer Prinzessin einen männlichen Thronnachfolger.
Wir besuchten uns immer in den Ferien und er und ich waren sogar beste Freunde. Wir spielten zusammen und ich kann mich sogar erinnern ihn einmal geküsst zu haben.
Er hatte mich daraufhin eklig genannt und ich hatte ihn tagelang ignoriert.
Aber als er sieben war, verschwand er plötzlich.
Man suchte überall nach den verschollenen Prinzen, sämtliche Geheimdienste und Freiwillige suchten monatelang nach ihm aber fanden ihn nirgends. Er war wie vom Erdboden verschluckt.
Manche sagten, dass er wahrscheinlicher in den Zauberwald, welcher in der Nähe des Schlosses war, rein gegangen war. Ich glaubte nicht an Zauberwälder und Märchen und war der Meinung, dass er wahrscheinlich in einen Fluss gefallen und schließlich ertrunken war. Ich hatte monatelang ihm nach getrauert. Und jetzt konnte ich mich nicht einmal an seinen Namen erinnern.

Man hatte bis heute keine Spur mehr von ihm gehabt und unser Hochzeitsversprechen wurde aufgelöst, ich hätte ja schlecht einen Prinzen heiraten können, der verschollen oder tot war.
Ich weiß nicht, warum, aber seit dem Tag hatte ich angenommen,dass ich nie mehr heiraten muss.

Niall war ein lieber Mensch und auch ein Prinz, aber ich wollte ihn nicht heiraten. Ich wollte überhaupt niemanden heiraten. Ich wollte mein Leben führen, ganz ohne einen Mann an meiner Seite, den ich nicht einmal richtig kannte.

Es war sechs Uhr morgen früh, als ich von selbst wach wurde. Es war draußen noch dunkel, aber die Vögel zwitscherten schon.
Ich fühlte mich definitiv besser als gestern, denn ich würde meinen Eltern heute sagen,dass ich nicht bereit für eine Hochzeit war.
Hoffentlich könnten Niall und ich noch Freunde bleiben,da er doch ganz nett war.

Ich rieb meine Augen und streckte mich, um die Müdigkeit aus meinen Gelenken zu vertreiben. Mein Handy piepste und ich nahm es von meinem Nachttisch und las die Nachricht von Amélie.

Heute entfällt ihr Unterricht, aber um sieben komme ich mit dem Styling Team, denn um neun ist eine Pressekonferenz.

Ich seufzte und legte mein Handy auf die Seite und sprang aus dem Bett.
Elf Stunden Schlaf können Wunder bewirken.
Ich duschte und ärgerte mich, dass ich seit meinem Frühstück gestern nichts mehr gegessen hatte.
Ich cremte mich ein und ließ die Rollos hochfahren,nachdem ich meinem Morgenmantel über meine Unterwäsche angezogen hatte.

Ich simste Amélie, dass sie mir mein Frühstück heute früher bringen soll, da ich schon wach war.

Es klopfte pünktlich an meiner Zimmertür und als ich es öffnete wurde ich fast von den Vier umgerannt.
"Erst möchte ich etwas essen und dann kümmern wir uns um meine Schminke." sagte ich und schnappte das silberne Tablett aus Amélie's Hand.
"Wir haben aber nicht viel Zeit, sie müssen sich beeilen." meinte Amélie, als ich ein Brötchen mit Butter bestrich und gleichzeitig Orangensaft trank.
"Lassen sie mir ihnen helfen." Amélie nahm das Messer in ihre Hand und gab mir das Brötchen.
Die anderen drei breiteten ihre Sachen aus und warteten ungeduldig auf mich.
"Was war denn los gestern bei ihnen? Ich habe an ihrer Tür geklopft, aber sie haben nicht aufgemacht."
Ich schluckte und putzte mit einer Serviette meine  Lippen. "Ich sage dir nachher alles okay. Aber vorher möchte ich, dass du ein Treffen mit Mum und Dad organisierst."
"Heute um die Mittagszeit?" fragte sie mich und holte ihr Handy aus der Hosentasche.
Ich schüttelte wild meinen Kopf. "Nein,es muss noch vor der Pressekonferenz sein."
Amélie schaute mich fragend an und schob ihre Augenbrauen in die Höhe.
"Es ist dringend."
"Tut mir leid, Reyall. Aber ihre Eltern haben keine Zeit bis nach dem Mittagessen. Und um vier verreisen sie."
"Warte, sie verreisen?" fragte ich geschockt und stand auf, um mich auf den Frisierstuhl hinzusetzten. "Wohin?"
"Das wollte ich ihnen gestern mitteilen. Sie reisen nach England mit der Majestät aus Irland. Man hat eine neue Spur des verschollenen Prinzen gefunden."
"Er lebt also noch? Haben sie ihn schon gefunden?"
"Das weiß ich nicht. Ich bin nur eine Nanny, Reyall."
"Hmm."
Ich biss mir auf die Lippe und dachte angestrengt nach. Um den Prinz könnte ich mich auch noch nachher kümmern, viel wichtiger war mein Leben.
Ich musste Mum oder Dad noch vor der Konferenz treffen und mit ihnen über die Heirat reden.
"Okay, Carlisle ihr müsste euch heute beeilen. Ich muss Mum noch vor der Pressekonferenz abfangen."
Carlisle nickte und bewaffnete sich mit Pinseln.
An meinen Haaren wurde gezogen und gleichzeitig wurde ich geschminkt.
Nach knapp vierzig Minuten war ich fertig.
Ich hatte heute ein babyblaues Dior Kleid mit goldenen Highlights an. Mein Gesicht war fast gar nicht geschminkt, nur meine Lippen schimmerten leicht rosa. Anastasia hatte meine Haare gelockt und eine Haarspange an der Seite fixiert.
"Dankeschön. Ihr dürft jetzt gehen." verabschiedete ich mich von ihnen. "Amélie ich brauche aber noch deine Hilfe."
Sie nickte und verhalf mir in meine Schuhe. "Natürlich. Ich habe rausgefunden, dass die königliche Majestäten sich in dem Raum 507 aufhalten. Sie müssten sich aber bald auf den Weg zum Stadtzentrum machen, beeilen sie sich."

Charmed //h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt