Kapitel 6

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3./4. Mai 2008

Vor einen Monat, waren wir nach Kosovo geflogen.
Die Zeit verging leider Gottes zu schnell.
Ich hatte mich schnell eingelebt.
Hatte neue Freunde gefunden und war von früh bis spät draußen am Spielen.
Dabei war auch noch ein Mädchen namens Daorsa.
Ich hatte sie sofort ins Herz geschlossen.
Sie hatte was Besonderes an sich.

An einem Abend mussten all die anderen Mädels schon nach Hause gehen, Daorsa und ich blieben noch eine Weile ganz allein an unserem Spielplatz.
Der Spielplatz, denn alle „Koshi" (Korb; Basketballkorb) nannten, war zu unserem Alltag geworden.

Woher der Name „Koshi"?
Ganz einfach, weil in der Zeit, wo noch mein Vater hier gelebt hatte, einmal ein Basketballkorb gewesen war, jedoch wurde er abgerissen.
Der ganze Spielplatzt bestand aus gar nichts, nur ein Feld aus Asphalt.
Doch mit unserer Fantasie, machten wir das Beste draus.
Er war unser Basketballplatz, Volleyballplatz, Fußballplatz und noch andere Spiele, die uns in die Sinne kamen.

Wir spielten mit unseren Regeln.
Es gab kein out, kein faul, außer man schwur, dass man sich wirklich verletzt hatte.
Wir machten einfach unser Ding, bis wir den Ruf des Abendgebets von der Moschee hörte.
Dann hieß es ab nach Hause.
Nicht weil wir mussten, sondern um diese Uhrzeit, war das Essen fertig war und eine türkische Serie auf einem albanischen Kanal lief und ihn einfach jeder anschaute.

Mir gefiel diese Serie gar nicht.
Nur weil ein Mann „Mehmet Kosova" hieß, musste den jeder gucken. Jeden Abend das gleiche.
Bis ich mich auch entschieden hatte, mir mal „Mehmet Kosova" anzusehen.

Das war ein großer Fehler.
Es gefiel mir so gut, dass dann auch ich mitfieberte.
Ich auch immer das Spielen abbrach und nach Hause lief, um ja nichts zu verpassen.

Auf jeden Fall, an dem Abend als ich mit Daorsa draußen blieb, fanden wir raus, dass wir verwandt waren.
Sie war die Tochter von meinem Papas Cousin, was mich im Nachhinein noch glücklicher machte.

Am nächsten Morgen (4.Mail 2008).

Ich war in einem dunklen Raum gefangen.
Ich erkannte von weiten eine helle Gestalt.
Es versuchte mir was zu sagen, doch ich verstand nichts.
Es war zu weit von mir entfernt.
Ich lief und lief und versuchte in diesen dunklen unzähligen Raum zu ihm zu gelangen, doch diese geistliche Gestalt wurde immer kleiner und kleiner.
Als ich ihm immer näherkam, verschwand er vor meinen Augen und ich hörte nur noch einen leisen Hilfeschrei.

Ich riss meine Augen vor Schreck auf und erkannte meine Cousine, die versucht hatte, mich aufzuwecken.
Ich war voller schweiß und spürte ein leichtes Ziehen an der Brust.
Was war das für ein Alptraum?
Sowas hatte ich in meinem Leben noch nie erlebt.

„Auror qka u ba, was ist los? Komm Frühstück essen".

„Gleich, ich dusche nur schnell".

„Mos u vano! Wir gehen in die Stadt zu deiner Mutter".

Oh meine Mam.
Ich hatte sie schon seit einer Woche nicht gesehen.
Wie es ihr wohl ging?
Ich musste mich schämen!
Wie konnte ich ihr nur das Antun und sie nicht besuchen gehen?
Und das schon seit eine Woche!
Sie war krank und ich vergnügte mich mit Freundinnen.

Nachdem ich geduscht und gefrühstückt hatte, machten wir uns auch schon auf dem Weg.

„Tante Bib"?

Bib war ihr Kosename.
Sie war die Frau von meinem 3-ten Onkel.

„Ich möchte eine Woche lang bei meiner Mama bleiben, weil ich Mama schon lange nicht gesehen hatte".

„Qysh dush zemer. (Wie du willst Herz). Bleib dort, wo dein Herz dich begehrt. Sowie hier, sowie dort, wir lieben dich sehr".

Nach 10 Minuten Autofahrt waren wir auch schon da.
Meine Oma begrüßte uns Herzlich und lud uns auf ein Kaffee ein, was üblich bei Albaner ist.
Ich hatte noch eine Tasche mit Sachen eingepackt, damit ich auch etwas zum Umziehen hatte.
2 Paar Hosen, 2 T-Shirts und eine dünne Jacke.

„Hei Mam".

Ich war erstaunt.
Sie lag nicht mehr im Bett, sondern saß.
Sie war gerade beim Essen und verschluckte sich beinahe, als sie uns sah.
War sie dünner geworden oder kam mir das nur vor?

Bevor sie erkrankte wog sie um die 60 Kg und beim letzten Arztbesuch nur noch mehr 45 Kg, dennoch sah sie besser aus als wie vor 1 Woche. Frischer?
Fitter?
Kann man so sagen.

„Hallo qika jeme, wo warst du so lange"?

„Mami, Mama habe Freundinnen gefunden und gespielt. Aber jetzt habe ich genug gespielt und bin gekommen um nur bei dir zum Bleiben"!

Sie sah mir in die Augen, lächelte und gab mir einen leichten Kuss auf die Wange.

„Aurora, komm hilf mir mal kurz".

Ich ging in die Küche und sah meine Oma fragend an.
Sie hatte ein Tablet mit Kaffee und Pralinen vorbereitet und drückte es mir in die Hand.
Ihr Anblick voller Leid und Kummer.
Wieso sah ich das erst jetzt?

„Nan (Oma)? Pse po merzitesh? Wieso bist du traurig? Hör mir zu, Mama wird schon besser werden, du wirst es sehen. Mein Herz sagt mir das".

„Amin inshallah." (Amin, wenn Gott will.), gab sie mit gesenktem Blick von sich.

Ich spürte es einfach.

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