1) Quattro & Trey: Erinnerungen

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„Und nach nur fünf Runden steht der Sieger fest. Was für ein phänomenaler Sieg, meine Freunde. Er lässt sich einfach nicht vom Thron stoßen. Der Sieger dieses Duells ist Quattro!" Mit einem zufriedenen Grinsen verließ Quattro die Bühne. Seine Fans schrien ihm lauthals hinterher und der Sprecher sparte auch nicht mit seinen Lobpreisungen. So hatte Quattro es gern. Nur er. Ein siegreiches Duell. Und die ihn zujubelnde Masse. Doch gelegentlich verlangte selbst er ein wenig ruhe.

Dieser Idiot hätte selbst dann keine Chance gehabt, wenn ich noch halb geschlafen hätte, dachte sich der rothaarige Duellant.

„Das einzige was er konnte, war blöd reden...", murmelte Quattro und bog den breiten Gang nach rechts ab. Heute würde er nicht lange bleiben. Er würde nicht einmal seine Siegerehrung abwarte, denn heute gab es für ihn etwas Wichtigeres zu tun. Quinton würde ihn kurz und klein hauen, wenn er nicht erschien. Nur unter der Voraussetzung, dass er pünktlich erscheinen würde, hatte er überhaupt an diesem Turnier teilnehmen dürfen. Kopfschüttelnd, dachte Quattro sich, er würde sich seine Trophäe einfach nachschicken lassen.

Noch immer im Siegesfieber, verließ er das gigantische Stadion. Es war früher Abend und die Sonne war am Untergehen. Mit zufriedener Miene blickte der Duellant der Sonne entgegen. Wie oft hatte er sich solche Sonnenuntergänge denn schon gemeinsam mit seinen Brüdern angesehen...

Es war nicht immer einfach gewesen, keine Frage. Als ihr Vater, Vetrix, verschwand, hatte Quinton auf ihn und Trey aufpassen dürfen und das war, dass musste Quattro gesehen, eine schwere Bürde gewesen. Jetzt, da ihr Vater wieder da war, und zwar so wie sie ihn kannte, war die Welt wieder ein Stückchen schöner geworden. Sie hatte wieder Farbe bekommen und Trey nahm das Leben nicht mehr so schwer. Der rothaarige Duellant musste gestehen, dass es ihn einerseits doch recht wütend gemacht hatte, seinen kleineren Bruder so traurig zu sehen. Wütend und traurig. Doch Quattro war keiner von denen, die jemals offen zugeben konnten, dass es sie ganz und gar nicht freute, wenn ihre jüngeren Geschwister traurig waren. Nein, das wiedersprach voll und ganz seinem Charakter. Und doch, war es nicht gerade auch seine Aufgabe dafür zu sorgen, dass es Trey gut ging.

Mit diesen Gedanken, welche lose in seinem Kopf herumgeisterten, ging er die Straße entlang. Ein kleiner Spaziergang konnte nicht schaden. Er war gerade in der Stimmung dafür. Durch Bewegung bekam er den Kopf immer wieder frei. Frei von trüben Gedanken. Frei von Problemen. Es schien wie wenn sich dann alles von alleine löste.

Quattros Gedanken machten einen Satz zurück und sprangen wild zwischen einigen Erinnerungen hin und her. Schönen, sowie schlimmen. Die Erinnerung von ihm und Quinton, wie sie Trey bei seinem Duell mit Yuma beobachteten. Der Kampf war grauenvoll gewesen und als Trey dann auch noch in einen komatösen Zustand verfiel schien die Welt nicht mehr dunkler werden zu können. Aber er und sein älterer Bruder hatten weiterhin gehorcht. Was war ihnen denn auch anderes übrig geblieben? Sich wiedersetzen? Was dann wohl passiert wäre? Nichts allzu angenehmes, befürchtete Quattro.

Mit ernster Miene schob er diese unangenehme Erinnerung beiseite. Er blickte auf sein Handy und überprüfte die Zeit. Ich sollte mich beeilen, schoss es ihm durch den Kopf, denn wenn nicht... Egal wie lang und blau die Haare seines Bruders sein mochten, scherzen sollte man mit ihm bei solchen Sachen besser nicht. Er war strickt und hielt sich an Spielregeln, während Quattro das etwas anders sah. Trotz dieses immensen Unterschiedes hatten sie sich weniger oft Gestritten als eigentlich zu erwarten gewesen wäre.

Mit einem bitteren Geschmack im Mund verschnellerte er sein Gehtempo, immerhin musste er ja noch jemanden abholen. Der Duellant hielt vor einer roten Ampel und striff sich einmal über den Mantel, welcher sich unten verdreht hatte. Mit der rechten Hand in die Hüfte gestemmt wartete er ungeduldig bis die Ampel auf Grün umschaltete. Ein warmer Wind wehte an ihm vorbei und blies ihm seine Haare ins Gesicht. Die Frau rechts von ihm hielt ihren kurzen Rock fest, damit er ihr nicht auskam. Sie fluchte leise und Quattro schenkte ihr anschließend auch keine Aufmerksamkeit mehr. Das war sie auch nicht mehr wert, denn in diesem Moment schaltete die Ampel auf Grün und er schritt vorwärts. Ein dumpfes Pipsen lenkte seine Aufmerksamkeit auf sein Handy.

Yu-Gi-Oh! - Zexal (OneShots)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt