Kapitel 2

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Bis um halb elf saß ich auf dem Teppich in Bunnys Zimmer, zerschnitt ungebrauchte Zettel aus ihrem Papierkorb und tropfte im Schneidersitz meine Beine voller Tränen. Ich wollte gar nicht weinen, zumindest nicht aus Trauer aber ich war so wütend. Tränen der Wut sind schwer zurück zu halten. Ich zerfetzte die Zettel in Einzelteile, fluchte und und meckerte über meine Eltern und sie saß mir gegenüber und hörte schweigend zu. Als ich mich wieder beruhigt hatte wechselte sie das Thema, um zu vermeiden dass ich eine Panikattacke bekam, was schon ein paar mal vorkam, wenn ich mich in etwas reinsteigerte. Wir sprachen über unsere gemeinsame Kursfahrt nach London, vom Englischunterricht aus. Englisch war mit Kunst zusammen das einzige Fach, das wir zusammen hatten.

Nach einer Weile betrat ihr Vater, Jörg, das Zimmer und bat uns langsam zu schlafen. Er legte ein paar Kissen und Decken für mich neben Bunny's Bett und ich sollte auf der Gästematratze schlafen. Aber das ging nicht. Ich konnte jetzt nicht allein schlafen. Das wusste Bunny auch uns sie legte das Bettzeug gleich wieder weg. Wir beschlossen erst einmal Zähne zu putzen und uns umzuziehen. Vor dem Badspiegel schlug sie mir vor, dass wir am Samstag zusammen in "den Palsast" gehen sollten.

"Ich weiß nicht." murmelte ich während ich mir auf dem Klodeckel sitzend die braunen Haare zu einem Pferdeschwanz band.

"Komm schon. Wir tanzen, lassen uns die Musik in den Ohren dröhnen und besaufen uns, wenn wir einen finden, der bezahlt." sage sie und zwinkerte mir zu.

"Was ist mit Phil?"

Phil, der Junge, der bei der Kotz-Geschichte dabei war, war ihr Freund. Seit 14 Monaten gingen sie miteinander und sie passten perfekt zusammen. Dank mir. Bunny starrte ihn schon seit damals, in der neunten Klasse, an. Er hatte ein paar Jungs aus ihrer Klasse eingeschüchtert, weil sie sie umgerämpelt und ihr eine Stinkwanze ins Schließfach gesteckt hatten. Seitdem hat sie ihn immer angehimmelt. Als ich dann, ganz "zufällig" in der zehnten im selben Mathe Nachhilfe-Kurs wie er landete, freundete ich mich mit ihm an und unternahm ab und an was mit ihm. Irgendwann, ich glaube zu meinem 15. Geburtstag, lud ich ihn und Bunny beide in den Palast ein und es hat sich wie von selbst erledigt.

"Phil ist dieses Wochenende mit dem Wolfsrudel (der Name seiner Gang) an der Ostsee." erzählte sie.

Ich lachte, weil ich wusste, dass das nichts anderes hieß, als dass sie wegfuhren und ein Kiffer-und-Säufer-Wochenende machten. "Ach so. Alles klar. Naja okay. Aber nur wenn ich dann wieder hierher kann."

"Na klar." sagte sie und öffnete die Badezimmertür. "Und jetzt lass uns endlich pennen gehen."

Ich folgte ihr, wir legten uns in ihr gigantisches Himmelbett und kuschelten uns aneinander.

"Bunny?" flüsterte ich ihr zu.

"Ja?"

"Du stinkst." sagte ich und grinste in mich hinein.

"Du auch. Arschloch." sagte sie gespielt genervt und kniff mich in den Unterarm.

Am nächsten Morgen rannten wir wie die verrückten zur S-Bahn Station, weil ich nicht aus dem Bett kommen wollte und erst kurz vor Torschluss aufsprang.

An der Station angekommen hatten wir noch 2 Minuten bis die Bahn kam.

"Kippen vergessen." stellte ich mit einem Griff in die Jackentasche fest und seufzte.

"Nein." sagte Bunny, diesmal nicht gespielt genervt und holte meine Schachtel aus ihrer Po Tasche.

"Hab sie mitgenommen."
"Ich liebe dich." sagte ich erleichtert.

"Ich weiß. Halt die Klappe und rauch' schnell. Wir sind schon spät dran."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 18, 2016 ⏰

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