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Irgendwie habe ich diese ganze Sache mit der Liebe auf den ersten Blick nie so ganz verstanden. Sollte es wirklich möglich sein, jemandem in die Augen zu sehen und sofort zu wissen, dass man nichts anderes will, als den Rest seines Lebens mit demjenigen zu verbringen, der einen da gerade ansieht?
Früher, als ich noch nichts mit Gefühlen oder derart vergleichbarem Kram am Hut hatte, hielt ich Leute, die so etwas behaupteten immer für bescheuert. Aber dann... traf ich dich und plötzlich begriff ich, was sie meinten.
Ich sah dich an einem Morgen im November. Ganz unvermittelt standest du vor mir und hast mich angesehen, als wäre ich die Spezies eines anderen Planeten. Ich aber hatte nur einen Gedanken, während ich dich ebenfalls nur anstarrte und dabei bewusst rückwärts gegen die hinter mir liegende Wand stolperte.. Irgendwann wirst du eine Zukunft mit diesem Jungen haben. Egal, was es kostet...
Diese Vorstellung hatte sich in meinem Kopf festgesetzt, wie eine Raupe in einen Kokon. Es dauert seine Zeit, doch hat man genug Geduld, so wird aus der Raupe irgendwann ein wunderschöner Schmetterling. In unserem Fall war dies, der schleichende Prozess zweier sich liebender Menschen, die anfangs nicht einmal wussten, dass der jeweils Andere ebenso empfand.
Lediglich, die ein oder andere – natürlich ganz zufällig getane Geste, ließ erahnen, dass sich mehr hinter dieser Fassade verbarg, als die bloße Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Mädchen.
Die Zeit, die ich mit dir verbracht hatte war kostbarer, als jeder Diamant. Jeder Augenblick, in dem ich alleine war, wie pechschwarze Kohle. Die Diamanten wurden zu Juwelen, als sich meine Geduld schließlich auszuzahlen begann und mit deiner Liebe belohnt wurde.
Als du zum ersten Mal bei mir gewesen bist. sprachen wir über Literatur. Wir hatten gemeinsam vor meinem Bücherregal gestanden, während du von hinten die Arme um mich geschlungen und das Kinn auf meine Schulter gelegt hattest. Meine Leidenschaft, für das geschriebene Wort, hatte dich schon immer zum Lachen gebracht. Nicht selten hast du mit dem Kopf geschüttelt und gesagt: „Diese Hingabe, die du für fremde Geschichten aufbringen kannst, werden ich mir niemals erklären können."
Ich aber hatte nur leise in mich hinein gekirchert, mit dem Zeigefinger auf eine moderne Neuerzählung von Alice im Wunderland gedeutet und gemeint: „Das... das da möchte ich als nächstes lesen."
Dieses Bild, so wir wir dort standen, war einer jener Augenblicke, von denen ich immer dachte, sie wären ein Foto wert. Irgendjemand würde diesen Moment mit einem Fotoapparat festhalten und das Foto danach in die Welt hinaus tragen. So das alle es sehen könnten.
„Und was möchtest du jetzt?", hattest du geflüstert und danach meinen Hals geküsst. Ich hatte mich zu dir umgedreht und meine Lippen auf deine gedrückt. Es ist kein besonders langer Kuss gewesen . Nur einer dieser, der dir hatte zeigen sollen, wie froh ich war dich bei mir zu haben. „Das hier", hatte ich leise gesagt, als sich unsere Münder wieder voneinander lösten.
„Ein guter Anfang.", hattest du erwidert. Dann hattest du meine Hand in deine genommen mich mit dir in unsere Küche gezogen, um mich zu bitten Tee zu machen.
„Außerdem...", hattest du gesagt. „...muss ich etwas mit dir besprechen."
Mein Bauch hatte gekribbelt vor lauter freudiger Erwartung. Was hattest du mir wohl zu sagen?
Mom war an diesem Abend mit einer Freundin ausgegangen, sodass wir beide das gesamte Haus für uns alleine hatten.
Indes ich den Wasserkocher mit heißem Wasser gefüllt hatte, fingst du hinter mir bereits an zu reden. „Hör zu Haley. Das mit uns... also ich möchte, dass du weißt, dass ich das wirklich will."
Ich hatte mich zwar nicht zu dir umgedreht , als ich den Wasserkocher wieder an seinen Platz gestellt und den Knopf nach unten gedrückt hatte, aber jedes Wort, von denen, die du mir soeben entgegen gebracht hattest, nisteten sich noch während du sie aussprachst, in mein Gedächtnis ein, als wären sie eben jene Raupen, die längst ihre wunderschönen Flügel besaß und ich hatte gewusst, dass ich sie nie wieder vergessen würde.
Das Wasser hatte angefangen sich zu erhitzen. Ich hatte auf meine Hände gestarrt, die ich auf der Spüle abgestützte und darauf wartete, dass du weiter machtest. Doch da kam nichts mehr. Also hatte ich meine Hände aus ihrer Position gelöst, immer noch schweigend, die Schranktür direkt über mir geöffnet und zwei Tassen heraus genommen. Der Schalter des Wasserkochers, war genau in dem Moment nach oben gesprungen. in dem ich die Teebeutel in die Tassen gelegt hatte. Sie hatten ausgesehen, wie ertrinkende Lebewesen, als ich das heiße Wasser darüber gegossen hatte. Ihre Fäden, als einziger Rettungsanker vor der brütenden Hölle...
Dann hatte ich hinter mich nach dem Süßstoff gegriffen und jeweils drei der weißen Pillen in den fertigen Tee geklickt.
Erst als ich dir Deinen über den Tisch hinweg zugeschoben und mich mit meinem Eigenen dir gegenüber gesetzt hatte, hatte ich etwas gesagt. „Das ist so schön von dir zu hören.", hatte ich erwidert. Und das war es gewesen. Das ist es wirklich gewesen. Doch gleichzeitig hatte ich mich auch gefragt, wie lange diese Aussage ihre Gültigkeit behalten würde. In meinem Leben hatte es schon unzählige Menschen vor dir gegeben, die mich verlassen hatten. Die mich wieder mir selbst überlassen hatten, ohne daran zu denken, welchen Schaden sie damit anrichteten. Wieso hätte es mit dir anders sein sollen? Wieso hättest ausgerechnet du der Eine von Zehntausend sein sollen, der bei mir bliebe, solange ich wollte.
Ich bin so in Gedanken gewesen, dass ich es erst bemerkt hatte, als es schon zu spät war. Der Aufprall hatte mich fürchterlich zusammen zucken lassen. Mir war Tasse runter gefallen. Einfach so aus den Händen geglitten. Die Scherben hatten sich vor mir ausgebreitet, als wären sie ein grüner See. Der Tee war als dunkler Fleck auf meiner Jeans gelandet.
„Haley", hattest du gerufen. „Was machst du denn?"
Und obwohl ich mich so erschrocken hatte, hatte ich mit den Schultern gezuckt und gleichgültig geantwortet: „Ich weiß nicht. Ich mache Geschirr kaputt, schätze ich.", während ich noch immer auf das Chaos vor mir gestarrt hatte.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie du aufgestanden warst, dich vor mich hocktest und anfingst die Scherben aufzusammeln. Jede Einzelne, war von dir akribisch hochgehoben und auf deine offen liegende Handfläche gelegt worden.
Nachdem du sie im Mülleimer entsorgt hattest, so wie es sich gehörte, hattest du dich wieder zu mir umgedreht: „Das ist der Grund, warum ich dich so liebe Haley ..."
Anstatt irgendetwas zu erwidern, hatte ich lediglich ein paar Mal geblinzelt. Du hast es tatsächlich immer geschafft, mich mit deinen Reaktionen aus dem Konzept zu bringen. Dinge zu tun, mit denen ich nicht rechnete.
„Ich liebe dich auch.", hatte ich mehr zu mir selbst geflüstert, als zu dir. Wohl um mir bewusst zu machen, dass es ein Geständnis war, das ich so meinte. Und nicht eines jener, die man einfach aus einer Laune heraus in die Luft sagte.
Aber ja. Ich hatte dich geliebt. Mehr als alles, jeden anderen auf dieser Welt. Du warst, wie flüssiges Gold, dass mir mit jeder Sekunde mehr und mehr durch die Finger zu tropfen schien und das ich deshalb umso dringender, umso länger bei mir behalten wollte.
„Genug Unglück für heute." Du warst aufgestanden und hieltest mir deine Hand hin. Ich hatte sie ergriffen und gemeinsam gingen wir zurück ins Wohnzimmer. Es waren nur wenige Meter, doch mit jedem Schritt spürte ich den immer noch nassen Fleck Tee auf meiner Hose. Ich hatte mich innerlich verflucht für diese Peinlichkeit. Dafür, dass ich so blöd gewesen bin, nicht besser aufgepasst hatte.
Du hattest meine Hand losgelassen, um dich mit einem tiefen Seufzer aufs Sofa fallen zu lassen. Ich war um den Tisch herum gegangen und hatte mich neben dich gesetzt. Dann hattest du meine Hand wieder in deine grnommen und mir ein Kuss auf das Haar gegeben.
Diese kleine, aber bedeutende Geste hatte mich dazu gebracht den Gedanken, den ich in diesem Moment hatte laut auszusprechen. Ich war mir nicht sicher, aber es übermante mich einfach so. „Dean?"
„Mhh?"
„Meinst du wir schaffen das? Meinst du wir werden glücklich?", hatte ich gefragt, den Kopf auf deine Schulter gebettet.
„Aber natürlich.", hattest du gesagt, so als sei meine Frage etwas völlig illerevantes. „Natürlich werden wir glücklich. Bis an unser Lebensende."...
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Splitter des Glücks
Novela JuvenilAls die 19- jährige Haley nach einem Jahr Beziehung von ihrem Freund Dean verlassen wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Monatelang isoliert sie sich von der Außenwelt, spricht mit kaum jemanden und will eigentlich nur eins: Ein für alle Mal in...