Auch die Liebe wird von der Perfektion beeinflusst. Wenn man dich fragt, welchen Typ du bevorzugst, legst du eigentlich Voraussetzungen fest. Groß, kurze Haare, Sixpack, unbedingte eine Blondine, klein und süß muss sie sein, ein Typ zum Pferde stehlen, nicht zu albern, aber auch nicht zu ernst. Die Liste geht unendlich lang weiter. Denn es gibt ja auch noch die Vorstellungen und Wünsche der eigenen Eltern: bloß vernünftig und solide! Ein Job ist heutzutage ein muss, er/sie darf aber nicht spießig sein. Vieles was wir aufstellen sind nichts anderes als Filter. Sie filtern die passenden von den unpassenden. Doch es sind auch oberflächliche Entscheidungen. Aussehen, Kleidung, Beliebtheit, oder einfach das Erscheinungsbild eines Menschen entscheiden darüber ob wir jemanden mögen oder nicht. Ein bisschen Chemie mag auch etwas bestimmen, aber die eigentliche Entscheidung treffen wir selbst. Und wenn man mal so drüber nachdenkt, es passiert eher, dass wir uns in schöne, nette Menschen (spontan) verlieben, als in weniger auffälligere. Nette Menschen sind meistens einfacher zu mögen. Die launischen und weniger hübschen Menschen mag man eher weniger. Oder man setzt sich ganz einfach nicht mit ihnen auseinander, man ignoriert sie, wenn man nicht groß mit ihnen zu tun hat. Nicht aus Bosheit, sondern weil man intuitiv weiß, dass das Auskommen mit diesen Menschen weniger interessant ist, oder spannend oder weil man glaubt, dass sie nicht zur Gruppe, zum Freundeskreis passen. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen Liebe und Verliebtheit. Für die Liebe muss man sich bewusst entscheiden, die Verliebtheit beruht zur Hälfte auf Hormonen. Freundlichkeit und Schönheit machen es uns sehr einfach jemanden zu mögen oder sich in ihn zu verlieben, doch es ist viel schwieriger sich bewusst dafür zu entscheiden, Fehler zu akzeptieren.
Es gibt ein Phänomen, vielleicht hast du das schon mal bemerkt. Du hörst ein Lied und eigentlich kannst du es gar nicht leiden, es geht dir richtig auf die Nerven. Aber es läuft überall, im Radio, im Fernseher, auf jedem dämlichen Handy! Und irgendwann summst du's. Du wirst darauf angesprochen "Total nervig dieses Lied, was? Aber man kriegts nicht aus dem Kopf!" Und irgendwann, ohne es zu wollen, magst du es. Das ist natürlich nur ein Beispiel, es klappt auch nicht bei jedem Lied. Aber so klappt es bei Menschen auch. Es gibt sogar einen Film darüber! Nennt sich Stichtag und es geht um zwei Männer, Robert Downey Jr. ist der eine, und der andere ist der Typ mit dem fetten Bart und den Drogen aus Hangover. Die gehen sich furchtbar auf die Nerven, der eine holt sich neben Robert Downey Jr. einen runter! Doch als er die Gelegenheit hatte, den nervigen Typen loszuwerden, drehte er wieder um. Warum? Er war doch so entsetzlich nervig! Und was hat das ganze bitte mit Liebe zu tun Robert hatte ja eine Frau, die grad in den Wehen lag, der konnte nicht schwul sein, höchstens der andere. Aber der wollte ja nicht weg. Nein, Liebe ist nicht immer kitschig, immer erotisch. Wie ist die Liebe zwischen Geschwistern? Zwischen Freunden, Arbeitskollegen? Verwandte, Bekannte, Nachbarn? Alles Liebe? Ja! Liebe ist eigentlich immer gleich: sie gibt, sie verzeiht, sie trägt nicht nach, sie beschützt, sie opfert, sie verlangt nicht, sie bittet. Sie zwingt nicht, sie ist nicht rachsüchtig, oder schadenfroh. Sie freut sich, wenn andere sich freuen. Liebe akzeptiert und will nicht verändern oder bedrängen. Liebe lohnt sich. Wie war das noch mal? Geteilte Freude ist doppelte Freude, geteiltes Leid, aber nur halbes Leid? Es lohnt sich in Menschen und Beziehungen zu investieren, denn sie machen unser Leben lebenswert! Nichts, was sich zu haben lohnt, fällt einem in den Schoß. Wollen wir nicht auch geliebt werden wie wir sind? Freuen wir uns nicht darüber, wenn uns unverhofft geholfen wird, ohne Gegenleistung? Liebe kommt so oft vor, man muss nur die Augen offen halten. Vielleicht merkt man dann auch selbst, dass nicht jeder Makel an einem Menschen, ob charakterlich oder körperlich, eine unüberwindbare Barriere ist.
Worauf ich hinaus will ist, dass es an unseren bewussten Entscheidungen liegt, ob wir jemandem eine Chance geben und beginnen ihn zu akzeptieren, oder nicht. Es kommt auf uns an.
Und schlussendlich:
Was hat Liebe mit Perfektion zu tun?
Ich denke, dass kann sich jetzt jeder selbst beantworten.
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Unsere kleine, perfekte Welt
Short StorySelbst die größten Tiefpunkte können einen nicht ganz vergessen machen, wie schön unsere Welt doch ist. Ich werde ein paar Leute in meiner Nachbarschaft fragen, wie sie das Leben so bewältigt bekommen, trotz Hitze, Stress und Alltagssorgen, Kindern...