Der Fluch der Meerjungfrau
›Die Gier und ihre verheerenden Folgen‹
Kapitel Zwei
≈ Vᴏɴ Vᴇʀᴡüɴsᴄʜᴜɴɢᴇɴ, Rᴇɪᴄʜᴛüᴍᴇʀɴ ᴜɴᴅ ᴠᴇʀʜäɴɢɴɪsᴠᴏʟʟᴇɴ Kᴏɴsᴇǫᴜᴇɴᴢᴇɴ ≈
Hastig stolperte ich zurück, war verwirrt und schien sprachlos.
„Ah, Mädchen, ich wusste, dass du hier her kommen würdest!«, war die Antwort auf meine nicht gestellte Frage.
»Was?«, stotterte ich und beobachtete die alte Frau, die soeben die Laterne vor ihren knochigen Füßen abstetzte und mich mit ihren aufblitzenden, finsteren Seelenspiegeln betrachtete.
»Hier ist das, was du suchst, Diebin!«, zischte sie, ohne von meiner Frage Notiz zu nehmen. Die Alte trat einen Schritt beiseite und zum Vorschein kam eine Truhe. Klein, verwittert, bemoost und doch von solcher Schönheit, dass mein Herz einen Hüpfer tat. Beinahe hätte ich vor Freude in die Hände geklatscht, doch der Moment und die Atmosphäre ließen es nicht zu. Aus dem Glücksgefühl wurde ein Schauer, eine Reaktion meines Körpers auf Furcht und Angst.
»Komm näher, Mädchen!«, forderte die Hexe und streckte ihre langen, dürren Finger nach mir aus.
Ein Schatz!, sagte ich mir, kniff die Augen zusammen und trat einen Schritt vor.
»Na los!«, forderte die Greisin neben mir, als ich mich vor die Kiste kniete. »Öffne sie!«
Etwas ergriff augenblicklich von mir Besitz. Ich war plötzlich nicht mehr Herrin meiner Sinne, stattdessen griffen meine Hände nach der Truhe und hoben diese an. Sie war leichter, als es den Anschein hatte. Ihre Schwere machte mir nichts aus, als ich apathisch wankend den Ausgang der Höhle ansteuerte.
»Gut. Gut, Mädchen!«, zischte die Alte und lief mit flinken Schritten neben mir her. Ihre Laterne lotste uns aus der Finsternis und kaum hatte ich das Ende des Ganges erreicht, trat ich hinaus ins Freie. Die schmale Sichel des Mondes leuchtete schwach, in ein paar Tagen erst würde der Mond seine volle Pracht entfalten. Ich liebte den Vollmond und ahnte nichts von all dem, das mir mit dem Öffnen der Truhe bevor stand.
Erneut kniete ich mich hin, stellte die Kiste vor mir auf den Boden und blickte mit leeren Augen zu der Gestalt, die danach gierte, endlich das Schloss zu öffnen.
»Ich habe keinen Schlüssel!«, fiel es mir auf, doch das Mütterchen schenkte mir nur ein spöttisches Grinsen. Mit einem kurzen, aber prägnanten Tritt gegen die verwitterte Truhe, hob sich der Deckel sofort. Das Schimmern, das aus dem hölzernen Gefäß hervor drang, stand dem Glanz des Trabanten über uns in nichts nach.
Wie von Robin prophezeit drangen Gold, Perlen, Juwelen, Silberstücke und Zepter aus der Kiste hervor. Irrsinnig und trügerisch, wie mir erst später bewusst werden sollte. So sehr ich mich danach sehnte, alles zu betrachten, mir die Ketten um den Hals zu schlingen, die Ringe an die Finger zu stecken und das Gold in meine Taschen zu bugsieren, zerrte ein anderes Verlangen an mir. Doch es war nicht mein Wunsch, dies zu tun. Jemand befahl, gebot mir, forderte und drängte mich, nach etwas anderem zu greifen.
»Nimm sie!«, zischte die alte, gebrechliche Frau und ich wusste, was ich zu tun hatte. Ohne zu zögern streckte ich meine Finger aus, hob es in die Höhe, betrachtete fasziniert den Schein, das Leuchten, das Schimmern und den Glanz, ehe ich die silberne Kronen auf mein Haupt bettete.
Schwärze umfing mich augenblicklich. Nur das schrille, geisterhafte Kichern der Alten hallte in meinen Ohren wider. Wie lange ich schlief, vermochte ich nicht zu sagen. Erneute Laute und der Klang meines Namens rissen mich aus meinem Traum, der kalt war, leer und so unendlich finster, dass ich fror.
Man rief nach mir, denn ich verspürte plötzlich eine vertraute, willkommene Wärme. Jemand trug mich und ich vernahm japsende Laute. Der Boden unter meinen Füßen schwand, doch die Hitze, die mich umgab, blieb bestehen. Heute weiß ich, dass mich Chopper den ganzen Weg getragen hatte, dass Zorro und Franky, abwechselnd, die Truhe schleppten und dass mein Handeln bittere Folgen nach sich zog.Als wir das Schiff betraten, war es unser Kapitän, der mir eine Standpauke hielt. Die Enttäuschung über mein Abenteuer ließ nagte an ihm. Ruffy war wütend darüber, dass ich ihn nicht mitgenommen hatte. Doch ich hatte weder ihn, noch die anderen gebeten, mit mir zukommen. Das war meine Aktion. Ich wollte, dass die Kasse wieder klingelte und unsere Ausgaben im Gleichgewicht waren.
Ein Schwanken erfasste mich, als mich Chopper absetzte. Zorro warf mir einen mürrischen Blick zu, ehe er die Truhe abstellte und öffnete. Die verdutzten Blicke meine Kameraden bemerkte ich nicht, auch nicht das Flüstern, das ihren Lippen entwich. Denn Lysop beanspruchte meine Aufmerksamkeit für sich, somit war ich viel zu abgelenkt, um die Verwunderung in den Gesichtern der Crew auch nur zu erkennen.
»Was hast du da auf dem Kopf?«, fragte der Kanonier und betrachtete fasziniert das Ding, auf meinem Schopf. Abrupt wurde mir bewusst, dass sich das silbrig schimmernde Krönchen noch immer auf meinem Haupt breit machte. Ich griff danach und stutzte. Noch mals rüttelte ich an dem filigranen Gerüst aus Silber, Perlen und Edelsteinen.
»Es geht nicht ab!«, entkam es mir und die Ereignisse der letzten Nacht schlugen auf mich ein, ließen mich erneut schwanken und den Boden unter meinen Füßen bersten.
»Es geht nicht ab. Es geht nicht ab. Es geht nicht ab.«, panisch spie ich immer wieder dieselben Worte aus und konnte nicht begreifen, was mit mir geschehen war. Man hatte mich in unsere Kajüte gebracht, Robin saß auf meinem Bett und blickte argwöhnisch drein. Noch jemand war da, doch ich war so in meiner Furcht gefangen, dass ich weder die Gestalten, noch die dazugehörigen Stimmen hätte zuordnen können. Chopper, als Schiffsarzt, warf Robin einen entsetzten Blick zu.
»Es ist wahr!«, ich presste die Hände an meine Ohren und blickte verzweifelt zu Robin auf. Sie schwieg und ich hasste sie in diesem Moment dafür.
»Was ist wahr?«, die Frage galt der Archäologin, doch klang sie scharf, wütend und ebenso neugierig. Ein vertrauter Geruch aus Qualm stieg mir in die Nase und ich wusste sofort, wer sich neben Robin und Chopper noch in diesem Zimmer aufhielt.
»Au!«, jaulte ich, als Robin abermals versuchte, mir die Krone vom Kopf zu nehmen.
»Sie geht wirklich nicht runter.« Erstaunen schwang in den Worten der Frau mit. »Vielleicht kann man sie abschneiden?!«
Meine Augen weiteten sich sofort.
»Nein!«
Meine Haare waren schon so kurz, wenn sie noch kürzer werden sollten, dann würde ich aussehen wie Zorro und das wollte ich auf gar keinen Fall. Doch das »Nein« kam nicht aus meinem Mund. Gestochen scharf hatte Sanji, unser Smutje, das Verbot ausgesprochen.
»Kommt nicht in Frage!«, betonte er und Robin ließ die Finger von meinem bekronten Haupt. Ein Seufzen entkam ihrem Mund, dann erhob sie sich von meinem Bett. Ich setzte mich auf und blickte in die Runde.
»Der Fluch!«, ein raues Flüstern schlich sich von meinen blassen, trockenen Lippen. »Die Legende ist wahr. Die Krone. Sie ist verflucht. Die Alte, sie hat mich gezwungen ...«
Verständnislosigkeit breitete sich in ihren Gesichtern aus. Niemand verstand mich, meine Worte schienen in einer fremden Sprache zu meinen Freunden zu gelangen.
»Die alte Hexe!«, wiederholte ich und schlug mir schluchzend die Hände vors Gesicht. Jemand griff nach meinem Körper, hielt mich fest und wiegte mich. Kräftige Hände, starke Arme, und der vertraute Duft von Gewürzen und Zigarettenqualm hüllten mich ein.
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Der Fluch der Meerjungfrau
Fanfiction»Der Fluch der Meerjungfrau« - ›Die Gier und ihre verheerenden Folgen‹ - erzählt die Geschichter einer gierigen Navigatorin/Ex-Diebin, die sich basierend ihrer Gier in einer äußerst misslichen Situation wiederfindet. #nami #sanji #namiXsanji #sanjiX...