2. Kapitel

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Vor Erschöpfung keuchend ließ ich mich auf einen kleinen Baumstumpf nieder. Entmutigt sank mein Kopf auf meine Hände. Jedes meiner Glieder Schmerzte. Der Rucksack fühlte sich an als hätte er das dreifache seines Gewichts angenommen.
Verzweifelt sah ich mich um. Ich war jetzt seit gut einem Tag unterwegs, die Sonne war schon untergegangen und ich hatte gerade einmal fünfunddreißig meilen zurückgelegt und sicher noch hundertvierzig meilen vor mir. Verdammt, wie unglaublich sehr wünschte ich mir in diesem Moment einen Besen herbei. Ich konnte noch nicht mal den Fahrenden Ritter rufen, da ich erstens mitten im Wald war und zweitens kein Geld dabei hatte. Die Lage war aussichtslos. Warscheinlich würde ich verhungern oder an Schwäche sterben. Vor meiner Abreise im tropfenden Kessel hatte ich mir ein großes Stück Brot und eine Flasche Kürbissirup mitgenommen, doch beides war schon fast wieder alle.

Plötzlich hörte ich ein lautes knacken, so als wäre jemand auf einen Stock getreten oder so, im Unterholz, direkt neben mir. "Wer ist da?", rief ich in die Dunkelheit.
Keine antwort.
Ich stand auf. Plötzlich packten mich zwei Hände von hinten und drückten mich schmerzhaft zu Boden. Eine raue, kalte Stimme, die sich so anhörte als wurde raues schmirgelpapier über eine Metallplatte streichen flüsterte an meinem Ohr: "Sieh an, sieh an, der junge Sirius Black. Müsstest du um diese Zeit nicht schon lange im Bettchen liegen?"
Das kann doch jetzt nicht wahr sein! Da lief ich ein mal durch den tiefsten Wald, und wen treffe ich wieder? Todesser. Mist!
,, Ah, hallo Mr Dollohow. Ich denke das ich mit meinen 14 Jahren sehr wohl selbst entscheiden kann, wan ich mich in mein 'Bettchen' begeben muss." Sagte ich kühl als ich die Stimme identifiziert hatte. Ein raues Lachen das klang als ob Steine einen Abhang hinunter krachen würden ertönte. Ein kalter Schauder lief an mir herunter als Yacksley, zu welchem das Lachen gehörte, mit tiefer gröllender Stimme zu sprechen begann ,,Aber Mr Black, sie sind bestimmt 40 Meilen von ihrem Hause entfernt. Was suchen sie hier?" Ein starker Misstrauen schwang in seinen Worten mit.
Scheiße (sry)! Was sollte ich denen jetzt erzählen?
,,Na ja, also ich wollte einen Freund besuchen..."
,,Und warum nehmen sie dann nicht einfach das Flohnetzwerk?" tönte nun auch noch die dümmliche Stimme von Goyle hinter den beiden anderen. Das wurden ja immer mehr!
,,Ähm, Frischluft tut doch gut oder?"
Ok, ich musste zugeben, das war jetzt echt schwach. Das hatte scheinbar auch Dollohow gemerkt denn er sagte nun:,,Sie verheimlichen uns doch irgendwas." Jetzt war wohl der Moment gekommen an dem ich meinen Zauberstab zücken und ,,Stupor!" rufen sollte. Dollohow ging zu Boden und in dem kurzen Moment, in dem die anderen beiden von dem Lichtblitz geblendet waren, ergriff ich die Flucht. Ich rannte wort wörtlich um mein Leben. Äste zerkratzten mein Gesicht und Brombeerranken verfingen sich an meinen Beinen. Ich spürte wie warmes Blut meine Schuhe verklebte und an meinen Beinen hinunterran als ich mich von einer besonders wiederspänstigen Ranke losriss. Der Wald wurde dichter und die Äste verpassten mir brennende Kratzer im Gesicht. Doch das alles war mir egal. Ich musste die Todesser abhängen.

Völlig außer Atem und mit Wunden übersät kam ich schließlich an einen Bach der am Waldrand entlangfloss. Ich versuchte das getrocknete Blut abzuwaschen, was gar nicht so leicht war. Außerdem trank ich so viel ich konnte und ließ mich dann erschöpft ins Gras sinken.
Ich konnte nicht mehr.
Ich wollte nicht mehr.
Ich war kurz davor die Hoffnung aufzugeben.
Vermutlich würde ich an Infektionen sterben, oder so. Ich atmete tief durch. Gar nicht all zu weit entfernt konnte ich Lichter sehen, wermutlich ein Dorf. Vielleicht hatte ich ja auf meiner rasanten Flucht mehr Weg zurückgelegt als ich dachte? Mit neuer Hoffnung raffte ich mich auf. Ich nahm Kurzerhand die Flasche aus meinem Rucksack und füllte sie mit Wasser. Dann ging ich los. Als ich den Wald verließ sah ich im Osten bereits das erste Licht des neuen Tages.

Das Dorf stellte sich als ein kleiner Vorort von Godrics Hollow heraus. Von dort waren es nur noch knapp 5 Meilen zu den Potters. Ich hatte mich in meiner Schätzung wohl vertan. Aber gut. Ich machte mich also nach einer Verschnaufpause, in der ich sogar etwas schlafen konnte, gegen Mittag wieder reisefertig. Als ich alles in meinen ziemlich mitgenommenen Rucksack gestopft hatte, ging ich wieder hinaus auf die Straße. Es sah so aus als würde es demnächst Regnen und ein starker Wind wehte von Westen her. Die tiefen - ich möchte sie schon als Krater bezeichnen - Wunden an meinen Unterschenkeln brannten nach wie vor und mein Gesicht war taub, was von einer Salbe herrührte die mir irgend so ein angeblich heilkundiger Fachmann aufgeschwatzt hatte. Die Kratzer an sich wurden dadurch allerdings nicht besser.

Pfotenspuren, ein Sommer der alles veränderte (Sirius Black FF )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt