Emily's Sicht
Endlich ist es soweit. Ich stehe mit beiden Beinen im Leben. Ich habe einen Job gefunden als Erzieherin in einer kleinen, hübschen KiTa. Ich habe eine wunderschöne Doppelhaushälfte nach dem Gewinn von 20.000 €uro im Lotto kaufen können. Nun stehe ich auf eigenen Beinen. Ich habe es geschafft. Alleine. Habe mich 3 Jahre lang schreienden, aber doch wunderbaren Kindern liebevoll hingegeben und nun in der Kita, in der ich auch meine Ausbildung gemacht habe, einen Job gefunden.
Jetzt fehlt nur noch der Einzug in meine Doppelhaushälfte. Ich war schon ganz gespannt auf meinen Nachbarn. Ich hoffte, er oder sie würde nett sein und nicht so ein 60- jähriger Spinner, dem sein drittes Gebiss beim Griesbrei Essen rausfällt.
Schließlich war ich noch junge 21 Jahre und wollte einen Großteil meines Lebens nicht neben einem alten Gaffer leben."Emily! Der Umzugswagen wäre jetzt da! Kommst du bitte?", rief meine Mutter Silvia hoch und ich erhob mich mühsam vom Stuhl. Ich freute mich zwar wahnsinnig darauf, endlich alleine zu leben, aber ein seltsames Gefühl hatte ich trotzdem dabei. Es fiel mir etwas schwerer als gedacht, diese gewohnten vier Wände hinter mir zu lassen. Aber das würde mich auf keinen Fall am Auszug hindern. Ich seufzte leise und sah mich noch einmal in meinem Zimmer um.
Mein Vater steckte den Kopf in die Tür und sah mich fragend an. "Kommst du? Alle Möbel und Kartons sind bereits im Umzugswagen. Die Umzugshelfer warten schon.", sagte er. Ich lächelte schwach und nickte.
Als könnte er sehen, das es mir etwas schwer fiel, diese Wände hinter mir zu lassen, lehnte er sich gegen den Türrahmen und sagte eindringlich: "Ich weiß, es ist ein großer Schritt auszuziehen, aber du wirst dich schneller daran gewöhnen, als du denkst. Glaub mir. Ich hatte früher auch solche Angst davor, auszuziehen in die ersten eigenen vier Wände, aber glaub mir, du wirst dich total befreit fühlen."
Das munterte mich etwas auf.
"Danke dir." Ich seufzte ein letztes mal und ging dann mit meinem Vater zusammen nach unten.20 Minuten später kamen wir an. Man gelangte nur über eine robuste Holzbrücke über einen See zu dem Haus. Direkt dahinter lag ein großer Nadelwald. Das war zwar etwas beängstigend, aber so könnte ich dort die Wälder als Motiv für mein Zeichentalent nutzen. Ich musste lächeln bei dem Gedanken.
Als wir mit dem Umzugswagen vor dem Haus hielten, kam uns ein Mann entgegen. War das mein Nachbar?, dachte ich. Ich schätzte ihn mal auf 30 oder höchstens 35. Schonmal kein grießbrei-kauender Gaffer, dachte ich erleichtert und musste grinsen.
"Hallo! Ich habe gehört, dass nebenan bei mir jemand einzieht. Wer ist das denn von euch?", fragte der Mann die versammelte Truppe. "Das bin ich. Ich bin Emily.", antwortete ich und reichte ihm meine Hand. Er lächelte erfreut und drückte meine Hand mit einem starken Händedruck. "Ich bin
Gândo. Du kannst mich aber Gân nennen. Ich werde wohl dein Nachbar sein. Bin froh, das ich endlich mal ein bisschen Gesellschaft bekomme.", stellte er sich freundlich und direkt vor. Er schien wirklich sympathisch zu sein. Pluspunkt für's Hier wohnen, dachte ich.
"Ich muss dann auch wieder. Habe noch einen Termin in der Stadt. Ich komme nachher mal vorbei und dann kann man sich ja ein bisschen unterhalten. Oder was meinst du?", fragte er mich. "Gerne!", stimmte ich direkt zu und lächelte. "Schön! Na, dann. Bis nachher, Emily!", verabschiedete er sich von mir und stapfte zu einem Auto und fuhr davon.Endlich kam auch wieder Leben in meine Eltern. "Der ist aber nett!", meinte meine Mutter und lächelte mir zu. "Da hast du aber Glück mit dem Nachbarn gehabt. Er scheint cool drauf zu sein.", schloss sich mein Vater meiner Mutter an. Ich nickte nur.
Nach 5 Stunden Hauserkundung, Anbringung von Lampen und Stromleisten, Grobem einrichten der Räume, verabschiedeten sich dann auch meine Eltern und die Umzugshelfer. "Danke für die Hilfe!", sagte ich zu allen zum Abschied und winkte ihnen noch hinterher.
War das ein anstrengender Nachmittag gewesen, dachte ich erschöpft und atmete tief ein und wieder aus. Ich stand noch eine Weile draußen vor dem Haus um die schöne Aussicht auf den See zu genießen. Ich schloss die Augen und die letzten Sonnenstrahlen küssten meine Nasenspitze.
Da hörte ich plötzlich ein Auto die Brücke entlangfahren. Es war das Auto von Gân! Ich grinste und winkte ihm zu, als er aus dem Auto stieg und auf mich zukam. "Hallo!", sagte er, als er ungefähr zwei Meter von mir entfernt stand. "Hey!", gab ich zurück. "Ich hole ein paar Decken, Tee und Kekse hierher und dann können wir uns hier draußen etwas unterhalten. Ist das okay?", fragte er freundlich. "Klar ist das okay.", gab ich zurück.
Er verschwand im Haus..
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Behind You. {Thriller}
Mystery / ThrillerEmily ist glücklich. Endlich hat sie einen eigenen Wohnsitz gefunden. Eine wunderschöne Doppelhaushälfte am Rande von Berlin. Als sie auch noch ihren Nachbarn kennenlernt, der fast wie ein Hausmeister und immerzu freundlich ist, scheint ihr Glück pe...