2. Kapitel

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Emily's Sicht

Keine 10 Minuten später saßen Gân und ich mit Decken als "Boden" auf dem schönen Steg. Er drückte mir eine Tasse heißen Tee in die Hand und stellte eine Packung Kekse zwischen uns. "So. Erzähl mal was von dir.", forderte er mich freundlich auf.
"Soviel gibts da echt nicht zu erzählen.", meinte ich schüchtern. "Ach komm schon. Was hat dich gerade hierher verschlagen?", startete er einen zweiten Versuch. Ich nippte an meinem Tee.

"Nun ja, ich bin mittlerweile 21 und will langsam mal auf meinen eigenen Beinen stehen. Und das Haus ist super gelegen. In 20 Minuten mit dem Auto in der Innenstadt, aber trotzdem ist hier ein wunderschöner Wald und der See hat mir auch zugesagt.", begann ich etwas zu erzählen. Er lächelte zufrieden: "Das waren auch die Kriterien, warum ich hierher ziehen wollte.. Der wunderbare Wald, der See und trotzdem recht zentral, falls man mal ausgehen will." Ich nickte zustimmend und trank ein paar Schlucke.

"Und was machst du beruflich?", fragte ich ihn neugierig. Gleichzeitig fiel mir auf, das wir uns von Anfang an gedutzt hatten. Komisch. Aber es fühlte sich so vertrauter an.

"Ich bin Immobilienmakler und nebenbei eine Art Handwerker oder Hausmeister.", grinste er.
"Wie meinst du das? Mit 'eine art'?", fragte ich leicht verwirrt.
"Naja, beruflich bin ich Immobilienmakler, aber nebenbei könnte man mich als Hausmeister bezeichnen. Ich bin sehr geschickt was handwerkliches angeht.", erklärte er. "Ah okay.", meinte ich.

"Möchtest du noch irgendwas über mich wissen?", fragte Gân.
"Nein, eigentlich nicht.", meinte ich.

Wir saßen noch ein wenig am Steg und tranken unseren Tee und redeten über Alltagsdinge. Es kam mir so vor, als wären wir in einem Alter. Doch wie sich herausstellte, war er bereits 32. Aber das ging noch. So alt war das ja nun auch wieder nicht.

Als ich spät Abends zurück in mein Haus ging, hatte Gân insgesamt einen sehr netten Eindruck bei mir hinterlassen. Ich war froh, einen so sympathischen Nachbarn zu haben. Es hätte mich deutlich schlimmer treffen können.

Es war ungewohnt, das das Haus so leise war. Normalerweise war ich die Stimmen meiner Eltern und das Schnurren meines Katers gewohnt. Aber jetzt.. Das ganze Haus war leise. Das einzige was ich hörte war mein eigener Atmen. Das war mir so unangenehm, das ich mich entschied, meine beste Freundin anzurufen. Um 22 Uhr schlief sie garantiert noch nicht.

Ich kramte mein Handy raus und wählte ihre Nummer.

-"Alice hier. Wer ist da?"
"Hey Süße. Ich bins, Emily."
- "Heyy! Wie gehts dir? Was macht der Umzug?"
"Soweit geht's mir ganz gut. Meine Eltern und Umzugshelfer waren heute mittag hier und haben mir mit Vielem geholfen."
- "Das hört sich doch gut an! Freut mich sehr. Wie sind die Nachbarn?"
"Mein Nachbar ist 32, Immobilienmakler und hobbymäßig Hausmeister. Er ist echt symphatisch."
- "Das ist doch klasse, Emily! Da hast du aber Glück gehabt! Stell dir vor du hättest so einen alten Opa neben dir wohnen gehabt."

Wir kicherten beide. Es tat wahnsinnig gut mit ihr zu reden. Ich fühlte mich gleich um einiges besser als vorher.

- "Du, tut mir leid. Aber ich muss echt schlafen gehen. Ich bin todmüde und muss morgen echt früh raus."
"Ist schon okay. Schlaf gut!"
- "Danke, du auch. Hab dich lieb."
"Ich dich auch, Alice. Bis dann."

Danach legte ich auf. Das kurze Gespräch hatte mich irgendwie müde gemacht. Ich nahm mir eine Decke und beschloss, heute mal auf dem Sofa zu schlafen und nicht nach oben ins Schlafzimmer zu gehen. Es war schon echt dunkel und ich wollte das Risiko nicht eingehen, irgendwelche Paranoia zu bekommen und dann nicht schlafen zu können.

Ich legte mich also gemütlich aufs große Sofa und dachte darüber nach, wieviel Glück ich eigentlich hatte. Wer hatte schon das Glück, so einen tollen Nachbarn zu haben und in so einem wunderbaren Haus zu leben. Ich dachte noch einmal an die Worte meined Vaters heute morgen.. und er hatte recht. Ich fühlte mich jetzt schon total befreit. Ich konnte tun und lassen was ich wollte. Und meine Arbeit als Erzieherin musste ich auch erst in 2 Wochen antreten und konnte so die Zeit nutzen, um zu Ende einzurichten und mich vernünftig einzuleben.

Mit diesen schönen Gedanken schlief ich schließlich friedlich ein ..

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 18, 2017 ⏰

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