Kapitel 12

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Wie konnte ich nur vergessen, dass mein Auto noch auf dem Parkplatz steht. Mist! Wenn ich jetzt meinen Vater frage, ob er mich fahren kann, wird er mich mit Sicherheit fragen, wo ich den ganzen Tag war. Ich will es ihm nicht erzählen und anlügen, will ich ihn auch nicht. Was mach ich den jetzt nur. Elli könnte ich anrufen, oder Marco, einer der beiden hat bestimmt kurz Zeit.

Die Straßenlaterne neben unsrer Einfahrt ist bestens geeignet, um in meiner vollen Handtasche nach meinem Handy zu wühlen. Ich glaube es ist besser, wenn ich etwas weiter weg vom Haus stehe, wenn ich telefoniere. Meine Eltern sollen auf keinen Fall davon erfahren. Mein Vater hat die Hälfte von meinem Wagen bezahlt und ich glaube, er sieht es nicht gerne, wenn es den ganzen Tag vor einer verlassenen Bar steht, wo es jeder aufbrechen könnte. Ich habe einfach zu viel Schrott in meiner Handtasche, wo ist es denn nur? Als ich genervt meine Tasche auf den Boden stelle um besser darin wühlen zu können, startet ein Motor und die Scheinwerfer des Autos blenden mich.

Ich kann nicht erkennen, wer da gerade langsam auf dem Bordsteinrand auf mich zu rollt, aber  normalerweise hat hier jeder Nachbar sein Auto in der Garage. Etwas Angst bekomme ich doch, daher stelle ich mich hinter den Laternenmast. Wenn er doch wenigstens das Fernlicht ausschalten könnte, dann müsste ich nicht mit davor gehaltener Hand warten, bis er vorbeigefahren ist. Die hellen Scheinwerfer gehen endlich aus, als der Wagen direkt vor meiner  Nase hält. Als ich meine Hand von meinen Augen nehme, blinzle ich und die gelbe Farbe von diesem Camaro, den ich schon kenne wirkt im Laternenlicht orange.

Blitzartig fährt mir ein Schauer durch den Körper und ich blicke entgeistert in Harry's Gesicht, als er das Beifahrerfenster runter ließ und mich grinsend ansieht. "Wohin Miss?", fragt er betonend. Bei seiner fröhlichen Miene, werde ich gleich viel entspannter. "Zu den Sternen", zitiere ich flüsternd. Er lacht, beugt sich über den Sitz und öffnet mir die Tür. "Du hast es gleich erkannt, stimmt's?", stellt er fest. "Ja klar, wer so schön Jack aus Titanic zitiert, dem gebe ich Rose zum Besten", scherze ich. "Ich wollte mich bei dir entschuldigen, kann ich dich hin fahren?", bietet er mir an. Ungläubig, aber lächelnd sehe ich zu ihm.

"Aber nur, wenn du nett bist", sage ich freundlich. "Ich bin doch nett, ich hole dich gerade ab", meint er und grinst mich wieder an, als ich einsteige.
"Im Moment ja. Wie komme ich zu der Ehre?"
"Naja, dein Auto steht noch hinter Riza's Bar und wie ich schon sagte, ich will mich entschuldigen." Ich schmunzle verlegen aus dem Fenster, da ich mich freue, dass es ihm leid tut.

"Ok, Entschuldigung angenommen. Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass du dir das gemerkt hast und, dass du hier bist und gewartet hast"

"Tja, ich bin eben aufmerksam", betont er.
"Ich wollte gerade meinen besten Freund anrufen, ob er mich hin bringt, ich hätte theoretisch schon dort sein können, weißt du?" Unbeeindruckt stellt er das Radio an und sagt ziemlich von sich überzeugt:
"Bist du aber nicht, ich hatte eben Glück."

Mir gefällt es gerade richtig gut, dass er so gute Laune hat und das er einfach da ist. Wenn er wüsste, dass ich den Nachmittag nur mit heulen verbracht habe, würde er mich auslachen. "Mach mal lauter, so richtig laut", sage ich und gröle den Refrain durchs Auto. "Du magst die Musik?" Fragt er mit leicht verblüffter Stimme und schielt mit grinsender Miene zu mir rüber, als er den Motor anließ. "Ja klar, ich hatte das Album schon heute Nachmittag in deiner Mittelkonsole entdeckt und dachte, dass dein Musikgeschmack gar nicht so schlecht ist", gebe ich ehrlich zu.

"Okay, hmm... nach den Songs von gestern in der Bar, hätte ich nicht damit gerechnet", meint er und dreht das Radio lauter. Während ich singend neben ihm sitze, sehe ich ihn dabei an und bemerke wie entspannt er neben mir sitzt. Mit den Fingern tippelt er auf das Lenkrad und nickt zum Takt. Am liebsten würde ich ihn fragen, was los war, aber da es mich nichts angeht und er gerade so gute Laune hat, lass ich es am besten sein. Als das Lied am Ende ist, dreht er leiser.

"Was hörst du denn sonst noch so?"
"Eigentlich höre ich alles mögliche, ich habe keine bestimmte Musikrichtung, ich höre das, was mir eben gefällt." Lächelnd sehe ich zu ihm rüber und drehe das Radio wieder lauter.
Er stupst mich neckisch an der Schulter und seine Augen strahlen, als er mich das erste Mal so richtig herzhaft anlächelt, bevor er die Einfahrt zum Parkplatz einbiegt.

Um mein Herz wird es warm, es ist so schön ihn so zu sehen. Sein Lachen ist so bezaubernd, dass ich mich sofort in ihn...
Nein! Leni nein!
"Wir sind da, bist du noch da?", fragt er und holt mich aus meinen Gedanken zurück. Ich nicke und lächle ihn verlegen an, bevor ich die Beifahrertür öffne. Harry hält mich am Arm zurück, beugt sich über mich und zieht die Autotür wieder zu. Dabei  ist er mit seinem Gesicht direkt vor meinem, als er sich zu mir dreht. Sein Atem spüre ich an den Lippen, während er sie mit seinen Augen  betrachtet. Tu es doch einfach, bitte, tu es doch einfach, ich werde nicht den ersten Schritt machen, obwohl ich gerne meinen Kopf nach vorne beugen möchte um an diesen Lippen zu kleben. Ich spüre wie mein Herz immer schneller klopft und meine Lippen anfangen zu zittern. "Leni, ich will... also, wir haben noch etwas Zeit und ich will..."

Seine Stimme ebbte und bevor er seinen Satz beenden konnte, beuge ich mich, ohne es zu bemerken nach vorne und küsse ihn. Das verlangen ihn zu berühren, ist stärker als mein Verstand. Mein ganzer Körper steht unter Strom, sobald er mich berührt. Seine Hand vergräbt er in meinen Haaren am Hinterkopf und zieht mich fest zu sich her, als er sich in seinen Sitz zurück lehnt. Sanft streiche ich ihm seine Haare zurück und beuge mich weiter zu ihm rüber, während er den Sitz zurück schiebt. Mein Körper signalisiert sofort was er will und ich klettere, ohne seine Lippen zu verlassen über seine Beine und setze mich auf seinen Schoß. Das Kribbeln, die Schmetterlinge, das Feuer, alles ist so intensiv, dass mein Verstand nicht hinterher kommt bei dem was ich da tue. Noch nie hatte ich jemals so ein Verlangen, aber es fühlt sich so verdammt gut an.

Meine Hände vergraben sich in seinem Haar und ein leises Stöhnen entweicht ihm in meinem Mund. Dieses wimmern veranlasst mich noch enger an seinen Schoß zu sitzen und presse meine Mitte gegen sein hartes Glied, dass ich in seiner engen schwarzen Jeans spüre.

Ich sollte aufhören, wir sind hier auf einem gut beleuchteten Parkplatz hinter Riza's Bar, aber ich kann nicht, ich bin jetzt schon total erregt. Harry fährt mir mit den Händen am Rücken entlang, während wir unsre Zungen eng miteinander kreisen lassen und drückt mich am Po fest auf seinen Schwanz.

"Leni, willst du es hier tun?", flüstert er mir mit heißerer Stimme ins Ohr. "Wir sollten das hier nicht tun, ich sollte rein gehen", sage ich leise, als mein Verstand sich meldet.
"Du könntest Val anrufen und so tun als müsstest du später kommen, dann könnten wir an einen ruhigen Platz fahren."

Ich bin mir sicher, dass er im Moment dasselbe Bedürfnis hat wie ich, aber er sagt es so beiläufig, als wäre es das normalste der Welt. Langsam schiebe ich mich stückweise nach hinten und drücke ihn mit den Händen an der Schulter von mir weg.

"Was möchtest du denn von mir?", frage ich, nachdem mir sein Gestammel von vorhin in den Sinn gekommen war. Ich sehe ihm dabei tief in die Augen und unterdrücke dieses Gefühl, ihn sofort wieder nahe sein zu wollen, ich darf auf keinen Fall auf seine Lippen starren, sonst klebe ich schneller wieder daran, als mir im Moment lieb ist. Leicht verlegen sieht er an mir runter, bleibt an meinem Dekolleté hängen und streicht mit seinem Finger zwischen meinen Brüsten hindurch. "Na ja, ich möchte gerne öfter unverbindlichen Sex mit dir", sagt er und drückt mich wieder an seinen Schoß.

Tequila White  It's better than Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt