Dirty Dancer

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Dort stand er. Nein, viel besser: Dort tanzte er. Bewegte sich sachte im Takt der überaus lauten Musik, warf mit seiner einschüchternden Ausstrahlung um sich, streifte mit seinen Augen durch die um ihn stehenden Gesichter, während die bunten Lichter seinen Körper umspielten. Wie verlockend er doch aussah, wenn er so selbstbewusst seinen Körper einsetzte. Unbewusst begann ich damit mir auf der Unterlippe umher zu beißen. Er schien so perfekt. Langsam drehte sich sein Kopf in meine Richtung. Seine Augen suchten einer Raubkatze ähnlich in der Gegend umher. Mein Herzschlag erhöhte sich.

Unglaublich männliche und markante Geschichtszüge, umrandet mit einem drei Tage Bart beinah perfektioniert mit vollen, rosigen Lippen zierten sein Gesicht. Ich ließ meinen Blick wandern. Da die Dame die ihn bis vor wenigen Minuten bedrängte nun weitergezogen war hatte ich eine perfekte Aussicht auf seinen Körper. Es war schwer einzuschätzen wie muskulös oder trainiert er war, denn seine schwarze locker auf den Hüften thronende Hose verriet mir zu meiner Enttäuschung nicht viel.

Sein eng anliegendes Shirt machte das jedoch sofort wieder wett, indem es mir trotz der Entfernung die Erhebungen eines Six-Packs preisgab. Gierig wanderte mein Blick wieder ein Stück höher. Von seinem tiefen V-Ausschnitt hinüber zum Hals bis zu seinen Augen, welche meine gerade fixierten.
Fuck.

Meine Wangen begannen warm zu werden und ich konnte mir schon vorstellen das sie einen roten Ton angenommen hatten. Wissend lächelnd hob er seine Augenbrauen und leckte sich anschließen lasziv über die Lippen. Peinlich berührt drehte ich mich um. Super. Jetzt hatte ich einen wunderschönen Ausblick auf die Bartussi, die wenn sie könnte ihren Ausschnitt am besten noch unter den Brüsten tragen würde. Erbärmlich. Augen rollend ließ ich mich auf einen frei gewordenen Barhocker fallen. Mit wenig Begeisterung entschied ich mich für einen Wodka-Redbull den ich auch nach erstaunlich kurzer Zeit erhielt.

Der DJ brüllte irgendetwas in sein Mikrofon, worauf die Menge zu johlen begann. Der Bass dröhnte durch den gesamten Club und selbst ich als entschiedener Nichttänzer wippte mit dem Bein und trommelte den Takt an dem Glas meines Getränks mit. Immer wieder bekam ich eine Hand oder andere Gliedmaßen gegen den Rücken oder den Kopf, doch mit der Zeit wurde selbst dies erträglich.

Versucht elegant führte ich mein volles Glas an meine Lippen. In einem Zug leerte ich die Hälfte des überteuerten Getränks. Prost morgige Kopfschmerzen und Adieu Vorsatz heute nichts zu trinken! Übertrieben vorsichtig wendete ich mich auf meinem Stuhl und warf wie zuvor einen Blick auf die Tanzfläche. Natürlich suchte ich nach ihm, was ich mir selbst nicht eingestehe. Schlussfolgernd breitete sich das Gefühl der Enttäuschung in mir aus, als ich eben nicht die gewünschte Person erblickte.

Erneut führte ich mein Glas an den Mund und leerte nun auch den Rest des noch übrig gebliebenen klaren Inhalts in einem Schluck. Innerlich fuhr ich mich selbst zusammen für meine unerfüllten Hoffnungen. Ich musste echt an die frische Luft! Nickend übergab ich der Barkeeperin alias Nutte einen zehn Euro Schein und schlenderte dann zur Garderobe. Mit mir muss ja auch etwas schief laufen. Zuhause wartet das süßeste Mädchen aller Zeiten auf mich und ich schaue irgendwelchen Kerlen hinterher? Inakzeptabel.

Inakzeptabel und doch so aufregend. Es wäre so neu, so aufregend anders. Verrückt.
Ausgiebig gähnend gab ich meine Marke ab, für die ich nach Minuten des Wartens, welche durch den scheinbar inkompetentesten Menschen den ich je gesehen habe verursacht wurden, meine Jacke erhielt.

Wieso stellt man so was an eine Garderobe? Unmerklich schüttelte ich, mich selbst bestätigend den Kopf. Immer wieder weichte ich den betrunkenen Menschen aus, welche mir auf dem Weg nach draußen entgegen torkelten. Schon jetzt spürte ich wie die Luft immer klarer wurde.
Bis ich erleichtert in die Kühle der Nacht trat.

Nicht ein Stern war am Himmel zu sehen. Dicke, graue Wolken waren präsent zu betrachten. Vom Wind angetrieben schoben sie sich abwechselnd vor den zunehmenden Mond. Eine sanfte Brise, eingetaucht mit Rauch und Abgasen wehte mir entgegen und brachte mich zum Frösteln. Scheiß Winter. Zügig streifte ich mir meine Stoffjacke über, welche mit den bekannten Armeefarben gemustert war.

Dirty Dancer (Tardy Oneshot)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt