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Wie benommen, streckte ich meine Hand nach dem Spiegel aus. Seine dunklen Augen weichten nicht von mir ab. Es war schon so, als ob er versuchen würde, durch meine Seele zu schauen. Naja, falls ich nicht schon eine war. Meine Hand berührte das kalte Glas. "Wer.. wer bist du?", sagte er plötzlich, so dass ich vor Schreck zurückfuhr und sofort rot wurde. "Ähm, ich.." , ich versuchte ihm möglichst nicht in die Augen zu schauen, wohingegen ich seine noch direkt auf mir spüren konnte, "Ich habe um ehrlich zu sein keine Ahnung. Ich habe gehofft, dass du es vielleicht weißt." "Dann haben wir ja was gemeinsam.", sagte er sanft. Ich drehte meinen Kopf langsam zu ihm und schaute ihn fragend an. "Soll das heißen du.. " "Ich kann mich an überhaupt nichts erinnern. Ich bin auf einmal hier aufgewacht, aber was davor passiert ist, weiß ich nicht." Mein Herz schlug schneller. "Genau so war es bei mir auch! Ich habe dich rufen gehört und wollte dich suchen und bin derweil sämtlichen Katastrophen ausgesetzt worden." Auf einmal guckte er richtig unschuldig. So unschuldig, dass ich nur zu ihm rennen wollte und ihn in den Arm nehmen wollte. "Das tut mir Leid.. ." Okay, das wars, mein Herz ist endgültig gerade in 1000 Stücke geflogen. Moment, das war ein Kerl. Reiß dich zusammen, du kannst dich doch nicht in dein eigenes Geschlecht verlieben. Vor allem kennst du ihn nichtmal. Doch.. irgendwas kam mir so vertraut an ihm vor.. . Seine Blick ging betrübt zu Boden. "Ähm.. schon gut.. . Hätte ja keiner ahnen können." ,versuchte ich die Situation ein bisschen zu lockern. "Du hättest sterben können." "Ach, mach dir darum keine Sorgen. Vielleicht bin ich ja schon tot. Weiß schließlich keiner, was wir beiden genau sind, nicht?" Er lächelte schief und nickte daraufhin. Von weitem hörte ich auf einmal ein komisches Geräusch. Es hörte sich so an, als ob ein schwerer Gegenstand geschoben werden würde. Der Junge im Spiegel blickte panisch. "Hörst du das auch?", fragte er. "Ja. Ja, ich höre es. Es hört sich an, als ob irgendwas schweres geschoben werden würde. Jedoch ist das Geräusch noch sehr weit weg von mir." Panisch drehte er denn Kopf nach links und nach rechts. "Es ist ganz nah.. ", sagte er zittrig. Mir wurde ganz heiß und auch ich wurde panisch. Ich konnte jede Ader in meinem Körper spüren, die gerade pochte. "Was auch immer du jetzt machst, renne." Er guckte mich an. "Werden wir und uns wieder sehen?" Ich nickte. "Versprochen." Eigentlich konnte ich gar nichts versprechen. Vielleicht würden wir uns nie wieder sehen. Vielleicht würde er sterben. Trotz der Gedanken, die in meinem Kopf schwirrten, versuchte ich sicher und selbstbewusst zu klingen, um ihn zu beruhigen. Aber auch ich wollte ihn wieder sehen. Irgendwas gab mir das Gefühl von Sicherheit und Vertrautheit, wenn ich ihn sah und seine Stimme hörte. Plötzlich schrie er panisch: "Die Wände! Sie bewegen sich!" Und tatsächlich. Sie machten den Gang immer enger, in dem er sich befand. "RENN!", schrie ich. Er schaute mich noch einmal an. "Bis bald.. .", sagte er samft. Dann drehte er sich um und rannte. Ich konnte genau durch den Spiegel erkennen, wie sein Körper immer kleiner wurden und plötzlich sah ich gar nichts mehr, denn der Spiegel zersprang auf einmal in einzelne kleine Stücke. Wir werden uns nicht wieder sehen. Entweder geht er drauf, oder ich. Man kann von Glück reden, dass ich bis jetzt den ganzen Katastrophen entkommen konnte, aber wer weiß, was da nur auf mich lauert. Oder auf ihn.
Ich beschloss weiter zu gehen.  Ich hatte auch schon meinen Körper in die andere Richtung gedreht, warf jedoch einen letzten Blick auf den Scherbenhaufen. Vielleicht wenn ich.. Vielleicht wenn ich mir ein Stück vor das Gesicht halte, könnte ich endlich sehen, wie ich aussehe. Ich griff ohne Nachzudenken in den Haufen und suchte nach einem großen Stück, das ungefähr die Größe meines Gesicht hatte. Ah! Das dürfte gehen, dachte ich. Also nahm ich es und nahm nochmal tief Luft. Irgendwie kribbelte es in meinem Bauch. Hätte nicht gedacht, dass ich so gespannt darauf wäre, auf das Gesicht, welches meinen Kopf schmückte. Langsam fuhr ich den Arm mit dem Spiegelstück Richtung Gesicht. Doch ich erschrak plötzlich als genau vor meinen Augen ein Bild des Jungen von vorhin oberkörperfrei erschien. Ich warf es gegen die Wand, so sehr hatte ich mich erschreckt. Warum zeigte mir der Spiegel bitte so ein Bild?! Also nicht, dass mir es nicht gefallen würde.. aber.. ach, verdammt, ich bin ein Kerl! Aber wieso fühlte ich mich dann so angezogen zu dem Typen? Irgendwie spürte ich so eine Vertrautheit, als ich ihn ansah. So als ob ich ihn schon jahrelang kennen würde. In meinen Kopf schwirrten so viele Fragen und es fingen an, sich noch mehr zu bilden, so dass mein Kopf kurz bevor war, zu explodieren. Ich fasste mir an die Schläfe und versuchte mich zu beruhigen. Einatmen, ausatmen. Den Vorgang wiederholte ich ein paar Mal, bis es langsam dann wieder ging.
Okay, und weiter geht's. Langsam ging ich weiter. Die Ohren hatte ich gespitzt, ich musste sehr aufmerksam sein. Doch außer meinen eigenen Fußschritten hörte ich nichts. Nichtmal einen einzigen Lufthauch. Aber es schien als ob sowas, wie Wetter hier nichtmal existiert. Wenn man hoch in den Himmel schaute, sah man nur den blauen Himmel, ohne einer einzigen Wolke. Nichtmal die Sonne konnte man sehen. Und rechts und links waren nur diese grellen weißen Wände.
Ich versuchte mir einen Weg durch diese Wändelandschaft  zu bahnen, doch überall, wo ich hinging, sah es gleich aus und irgendwann hatte ich das Gefühl, ich wäre nur im Kreis gelaufen. Alles sah so gleich aus. Verdammt, dachte ich und setzte mich mit den Rücken an die Wand. Wie zur Hölle bin ich nur hier gelandet? Warum sind wir beide hier gelandet? Zuerst dachte ich ja noch, alles sei nur ein Traum und ich würde bald aufwachen, aber es fing an, dass das alles hier langsam sogar zu real wurde. Ich konnte sogar spüren, wie sehr meine Füße wehtaten vom ganzen Gehen. Eine Pause würde guttun. Ja.. eine Pause wäre perfekt.. . Meine Augenlider wurden immer schwerer und ich verlor das Bewusstsein. Ich weiß nicht, wie viel Zeit umgegangen war, ich war überhaupt erstaunt, dass ich das trotzdem noch gemerkt hatte, denn plötzlich fing der Boden an sich bewegen. Nicht doll, aber ich hätte schon meinen können, eine leichte Vibration zu spüren. Meine Augen immer noch zu, ich strich mit der Hand auf den Boden rum und hätte schwören können, dass der sich extrem rissig anfühlte. Na komm, öffne deine Augen.. shit, warum fiel es mir so schwer, die Augen zu öffnen?! Und da hörte ich es auch schon knacksen. ÖFFNE DEINE AUGEN, VERDAMMT NOCHMAL. Endlich ließen sie sich ein bisschen öffnen. Ich fuhr schnell hoch, als ich sah, was sich vor mir ereignete. Der Boden löste sich auf! Panisch schaute ich nach links und rechts. Was soll ich tun, was soll ich tun? Ohne Nachzudenken lief ich in die Richtung, aus der ich gekommen war. Glaube jedenfalls, das ich von der kam. Langsam war ich bei dem Punkt angekommen, wo der Boden noch nicht so rissig war. Es war so ein bisschen, als ob sich Diese Risse wie als ob sie von einer Welle mitgerissen wurden, verbreiten. Hinten war der Boden rissiger. Hier jedoch ging es, aber ich konnte gut erkennen, wie die nächste "Welle" kam und die nächsten Risse mitnahm. Ich lief weiter und irgendwann wurden es weniger. Als ich zu einer Abzweigung kam waren in dem Gang links sogar gar keine mehr. Ich werde sicherlich diesen nehmen! Naja, natürlich würde ich das. Wer wäre denn bitte so lebensmüde und würde den anderen Weg nehmen?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 14, 2016 ⏰

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