Kapitel 7- Hoffnung und Erwartung

2.2K 127 7
                                    


"Und? Wie war dein Tag?"

"Ging schon, deiner?"

"Könnte nicht besser sein.", lächelte ich falsch. Ich liebte Klaus und ich vertraute ihm, aber ich konnte ihn einfach damit jetzt nicht beunruhigen. Er würde wollen, dass ich kündige, aber wir brauchen das Geld nun mal. Also muss ich das wohl oder übel ertragen. Viel schlimmer kann es ja wohl nicht mehr werden.

Hätte ich das damals mal nicht so leichtfertig gedacht... Dann wäre jetzt vieles anders, aber nun ist es so, wie es ist und daran kann ich jetzt auch nichts mehr ändern.

"Bei Des alles gut?", hakte ich besorgt nach.

"Ja, Des geht es gut. Holst du sie dann gleich ab?"

"Ja klar, kann ich machen.", ich lächelte und stellte meine Tasche ab, ehe ich in die Küche ging, um mir etwas Fruchtschorle einzuschenken. Normalerweise tranken wir sowas kaum. meistens gab es bei uns entweder Wasser oder Tee. Morgens zum Teil noch Kaffee, aber Destiny hatte sich letztens eine Fruchtschorle gewünscht, die sie am Ende jedoch selbst nicht getrunken hatte, weil sie ihr auch verdünnt noch zu süß war. Sie war sowas Süßes nicht gewohnt und das war auch gut so. Sie aß zwar Süßigkeiten wie Kekse oder so, aber wenn sie trank, dann durfte es nicht so süß sein, das mochte sie nicht. Jedoch waren auch unsere Kekse stets selbstgebacken und gesund, nie sonderlich süß.

"Das ist schön, sie freut sich sicher. Ihr könnt ja vielleicht nachher noch ein Eis essen gehen, sie hat heute morgen bereits gequengelt, wie gern sie eins haben will und es könnte sein, dass ich ihr bereits versprochen hab, dass du ihr heute Nachmittag eins kaufst.", offerierte Klaus mir und kratzte sich im Nacken.

Lachend schüttelte ich den Kopf und machte mich auf den Weg ins Bad zur Waschmaschine.

Ich räumte gerade ihre Wäsche ein, als mir auffiel, dass Destiny jetzt drei Tage lang keinen Anfall hatte.

"Schatz? Des hatte seit drei Tagen keinen Anfall mehr.", meinte ich freudig.

"Ich weiß.", nickte er, "Aber der nächste könnte der auslösende fürs Koma sein", setzte er nach.

Ich wusste, dass er sich Sorgen machte, das tat ich ja auch mehr als genug, aber es war nicht unbedingt nötig, ständig so pessimistisch zu sein und an jede gute Nachricht etwas schlechtes zu hängen. Klaus tat dies mit Vorliebe, vor allem wenn es um Des ging.

"Klaus...Jetzt hör doch mal a-"

"Nein! Hör DU mal auf, ständig so falsche Hoffnungen zu haben und sieh endlich ein, wie schlecht es um sie steht! Verstehst du das nicht oder willst du einfach nicht verstehen, dass sie bald sterben wird und sie verdammt nochmal diese verfickte OP braucht?!", schrie er mich mit Tränen in den Augen an.

"Klaus, ich..."

"Du was?! Check es doch einfach endlich! Es gibt keinen Grund, irgendwie Hoffnung zu haben, solange wir nicht wissen, ob wir die OP zeitig genug bezahlen können! Und sag bloß nicht, ich soll nicht so pessimistisch sein, denn ich bin realistisch, also hör auf zu träumen und blick endlich der Wahrheit ins Auge!"

"Schrei mich doch bitte nicht an, ich meinte es doch nur gut. Und die Hoffnung stirbt zuletzt, ich werde immer Hoffnung haben! IMMER! Manchmal muss man einfach glauben, wenn schon nicht an Gott, dann wenigstens an Des! Wenn du aufgibst, dann wird es auch nicht besser, du machst dich nur selbst kaputt!"

"Nein, du machst UNS kaputt mit deinen Hoffnungen. Du machst vor allem dich selbst kaputt, wenn du dann doch einsehen musst, dass ich recht hatte!"

"Das siehst du falsch! Ich werde nicht enttäuscht, denn ich hoffe, ich erwarte nicht!"

"Lass es einfach, Scarlett!", mit diesen Worten drehte er sich kopfschüttelnd um und schlug die Tür hinter sich zu, während ich weinend zu Boden ging.

Victimized by him (Sangster)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt