Informationsbeschaffung

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Farika saß in ihrer Ecke und lauschte. Es war durchaus interessant, was die Leute hier so dachten. Bis jetzt hatte sie herausgefunden, dass die meisten nicht viel von der Inquisition hielten, da diese bis jetzt keine Hilfe geschickt hatte. Einige gaben zu bedenken, dass sie das ja auch schlecht konnten, wenn sie nicht wussten, was hier vorging. Dieser Landstrich war so abgelegen, dass er oft auch fast als unwichtig angesehen wurde. Das einzig wichtige hier war Aeonar, das Magiergefängnis, das noch ein Stück hinter den Dunkelnebelwäldern lag. "Warum hast du ihnen nicht gesagt, dass der Qunari regelmäßig herkommt um von Nathan Beever Gefangene gegen Kopfgeld zu tauschen?" Die Zwergin wurde aufmerksam. Vorsichtig rutschte sie ein Stück in die Richtung, aus der die Unterhaltung kam. Der Wirt hatte sich zu einem älteren Herrn an den Tisch gesetzt. "Weil sie eh auf dem Weg zu Nathan sind. Und wenn sie wirklich ist, wer sie gesagt hat, kann Nathan sich warm anziehen. Dieser Kopfgeldjäger hat die Dörfer hier in der Umgebung immer wieder terrorisiert. Ich hoffe, dass das nun ein Ende hat." Der Ältere nickte und strich sich über die Glatze. "Ja. Ich verstehe wirklich nicht, warum dieser Qunari wirklich alle Rassen bezahlt, und es ist egal, welches Alter und welches Geschlecht. Die anfängliche Annahme, dass es um eine Konvertierung zum Qun geht, scheint ja nicht zu stimmen. Als ich freiwillig konvertieren wollte hat mich der gehörnte Ochse nur ausgelacht und gemeint, darum ging es überhaupt nicht." Ein unverständliches Brummeln war die Antwort des Wirtes, ein Seufzen, dann erhob er sich und ging wieder hinter den Tresen. Farika überlegte angestrengt. Sie hatte wichtige Informationen, besonders was die Gefahr anging, in der sich ihre neuen Freunde jetzt befanden, aber sollte sie wirklich hinter ihnen her reiten? Sie entschied sich dagegen. Der Wirt hatte es bereits gesagt, Kaiya war die Tochter des Inquisitors, und abgesehen davon waren sowohl Gerald als auch Coran hervorragende Kämpfer. Sie musste Vertrauen in ihren Plan haben. Und wenn sie jetzt ging, könnte es sein, dass ihr andere Informationen entgingen. Also winkte sie den Wirt heran und bestellte sich einen Teller Eintopf und einen Humpen Bier, und ließ ihre Augen weiterhin über die Gäste streifen.

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"Gerald!" Kaiyas helle Stimme hallte über den Hof. "Töte ihn nicht! Wir brauchen Informationen!" Der blonde Krieger hatte den Anderen sofort attackiert. Er war auf ihn zugestürmt, den Schild erhoben, und versuchte ihn so von den Füßen zu holen. Nathan, dieses Mal nüchtern, hatte sich jedoch mit einem Hechtsprung aus der Gefahrenzone gebracht und sich abgerollt. Er kam vor einem der befreiten Männer zum Stehen und hatte diesen sofort gegriffen. Er hielt ihn wie einen Schild vor sich, eins seiner Schwerter direkt an dessen Hals und brüllte wütend. "Waffen runter!" Gerald, der wieder angreifen wollte, stoppte in seiner Bewegung und sah Kaiya hilflos an. Sie und Coran waren zu ihm gelaufen, hatten aber ebenfalls angehalten und betrachteten die Situation. Die Halbelfin fluchte leise und seufzte dann laut auf. "Tut was er sagt." Coran sah sie geschockt an. "Aber..." Die Magierin sah ihn ernst an und brachte ihren Freund damit sofort zum Verstummen. "Na gut." Nach und nach legten sie ihre Waffen ab, und auch Kaiya legte ihren Stab in die Mitte. "So. Und jetzt?" Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah Nathan an. Der dunkelhaarige Krieger ließ seine Geisel los und kam mit erhobener Waffe auf sie zu. "Jetzt werdet ihr das Schicksal dieser Menschen hier teilen. Tamehan wird mir gerade für dich, Halbblut, ein hübsches Sümmchen zahlen." Einige der Befreiten fingen nun an zu weinen. "Es ist hoffnungslos." flüsterte eine junge Frau, sich an einen Mann klammernd. Sie schluchzte und ging auf die Knie. "Wieso tötest du uns nicht einfach?" Nathan fuhr herum. "Weil ihr alle ein gutes Geld wert seid, deswegen! Und nun halt deinen Mund, ich kümmere mich gleich um euch!" Die Magierin ergriff erneut das Wort, und lenkte so seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Wieso setzt dieser Tamehan überhaupt ein Kopfgeld aus?" Coran griff nach Kaiyas Hand. "Wieso fragst du ihn jetzt aus?" raunte er ihr leise zu, nicht wirklich verstehend, worauf die Halbelfin hinauswollte. "Noch wiegt er sich in Sicherheit und denkt er hat gewonnen. Eventuell ist er dann gesprächiger." flüsterte sie zurück, ohne den Krieger aus den Augen zu lassen, der die kleine Gruppe seiner neuesten Errungenschaft umkreiste. Ein Lachen war die Antwort auf ihre Frage. "Im Endeffekt ist es mir egal warum. Er verlangt Menschen, Elfen und Zwerge, egal welches Geschlecht oder Alter, nur einigermaßen gesund sollen sie sein." Gerald rümpfte die Nase. "Na, da habt ihr mit dieser Lieferung hier aber daneben gegriffen. Gesund sieht anders aus." Sofort hatte er ein Schwert an der Kehle. "Schweig! Wenn du nicht ein so guttrainiertes Bürschchen wärst, würde ich dir jetzt die Kehle durchschneiden. Aber du wirst ein gutes Kopfgeld einbringen." Daraufhin ließ er ihn los, schubste ihn gegen die anderen und die kleine Gruppe fiel auf den Boden. "Und wo ist dieser Tamehan?" Die grauen Augen des Kriegers verengten sich. "Wieso willst du das wissen, Rotschopf? Aber egal, du wirst es ja eh bald erfahren. Ich treffe ihn in vier Tagen wieder an der Taverne, und er erwartet eine frische Lieferung. Oh, ich glaube, wenn ich ihm euch drei gebe, dann wird er mehr als zufrieden sein." Dann leckte er sich die Lippen. "Aber vorher.... Werde ich ein wenig Spaß mit dir haben. Mal sehen, ob du genauso locker bist wie dein Mundwerk." Coran wollte sofort aufspringen, um seine Freundin zu beschützen. "Fass sie nicht an, du aufgeblasener Narr!" Kaiya legte ihm die Hand auf den Arm. "Ist in Ordnung, Coran. Mach dir keine Sorgen." Die grünen Augen des Schurken fuhren herum. "Aber..." Kaiya schüttelte den Kopf. Gerald war blass geworden. "Nein Kaiya! Das können wir nicht zulassen..." Doch die Magierin zwinkerte ihnen zu und schüttelte kaum merklich den Kopf. Da verstanden die beiden. Sie hatte einen Plan. Also senkten die beiden jungen Männer den Kopf. "In Ordnung." Coran drückte kurz ihre Hand. "Pass auf dich auf, Feuerball." Sie grinste zurück. "Keine Sorge, Springer."

SchattenmagierinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt