Je vais continuer

7 2 0
                                    

Lied : Irie Revoltes - Continuer

Manchmal fehlt einem ein Anhaltspunkt.
Es ist vorbei, ich habe meinen Abschluss. Theoretisch könnte ich jeden Moment abhauen, das war immerhin früher immer mein Traum. Sobald ich Abitur haben würde, wollte ich weg. Und jetzt stehe ich hier, mit einem Wisch Papier in der Hand.
Aus dem Hoffen wird ein Brauchen, ein unbedingtes Abwarten. Ich brauche Platz, muss weg, und doch weiß ich nicht, ob ich es wirklich wagen kann.
Ein Hand klopft meine Schulter. Ich kenne diese Geste und weiß, das mich Valentines warme braune Augen ansehen werden, sobald ich mich umdrehe.Doch ich tue es nicht und warte stattdessen darauf, dass er etwas sagt. "Na Teufelchen. " Ich muss grinsen und denke an den Zeitpunkt, als er mir diesen Spitznamen verpasst hat. Teufelchen, der Name ist meinem aufbauenden Temperament geschuldet.
Zwei Finger die sich in meine Seiten bohren und mich kitzeln, reißen mich aus meinen Gedanken. "Schon wieder in deiner unergründlichen Traumwelt? " Ich lache und drehe mich mich zu ihm um ihm auf die Schulter zu schlagen. Nun ist es an ihm zu grinsen und mich natürlich auszulachen, da ich mich mittlerweile fast, auf Grund meiner geringen Körpergröße, welche meinen japanischen Vorfahren zu verdanken ist, auf die Zehenspitzen stellen muss.
In letzter Zeit ist er noch einmal ein gutes Stück gewachsen, so dass ich mich bloß noch kleiner fühle. "Und Teufelchen, wie geht es jetzt weiter? " Ich zucke mit den Schultern. Wir wissen beide, dass es jetzt weitergehen muss, wir weiter müssen. Studieren wollen wir erstmal nächstes Jahr, er Geschichts- und Sozialwissenschaft, ich Logopädie. Aber vorher wollen wir noch etwas erleben, diese neu gewonnene Freiheit genießen. Er seufzt und lässt sich auf die Mauer zu unserer Rechten sinken. Gerade will ich etwas sagen, so etwas wie : "Wir haben es nicht eilig. ", als es hupt und meine Mutter mit dem Auto dasteht um mich abzuholen. Ich werfe meine Sachen auf die Rückbank und drehe mich um, um mich von Valentin zu verabschieden. "Wir schreiben drüber, ich hab da so eine Idee. ", meint er und zieht mich dann in seine Arme. Etwas verblüfft erwidere ich diese Geste. Im Laufe unserer jahrelangen Freundschaf hat er mich nie einfach so umarmt, immer nur wenn einer von uns Trost brauchte.
Dann lasse ich mich auf den Beifahrersitz fallen und winke ihm noch einmal zu, bevor meine Mutter losfährt. Sie lächelt mich an und ich weiß was sie meint, sie beglückwünscht mich und freut sich für mich. Seit dem Schlaganfall vor dreizehn Jahren, ist sie nicht mehr in der Lage ihre Stimmbänder zu benutzen, da der Gehirnabschnitt, welcher für Sprache zuständig ist, bei dem Anfall beschädigt wurde. Es ist nicht einfach, aber was ist schon einfach?

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: May 14, 2016 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Wie die Straße unter unseren Füßen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt