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"Und wer ist das?", fragte Liam und deutete auf Louis.
Louis richtete seinen Blick auf und schaute zu Harry und seinem Freund.

"Das ist Louis, Louis Tomlinson", sagte Harry und lächelte einfach nur, während er Louis anschaute.
Liam lächelte ebenfalls und sagte: "Na, dann hattest du diesmal ja wenigstens gute Gesellschaft!"

Harry und Liam lachten, während Louis nur leicht lächelte.
Er war etwas überfordert mit der Situation, jetzt wo er nicht mehr allein mit Harry war. Es hatte ihn einige Zeit und viel Überwindung gekostet, sich vor Harry zu öffnen und sich normal zu verhalten. Doch die Situation jetzt mit Liam und den ganzen anderen Menschen, die immer noch um sie herum liefen, ließen Louis wieder zu dem schüchternen Menschen werde, der er sonst immer war.

"Ist das okay für Sie?", hörte Louis Liams Stimme, welche ihn aus seinen Gedanken riss.
Liam schaute Louis erwartend an, wahrscheinlich war die Frage gerade an ihn gerichtet.
"Wie bitte?"
Liams Blick wich kurz zu Harry hinüber, ehe er sich wieder zu Louis wand und sagte:

"Ich hatte mich gerade für die Unannehmlichkeiten mit dem Fahrstuhl entschuldigt. Ich weiß nicht, wie wir das wiedergut machen könnten. Fürs erste kann ich Ihnen aber einen Kaffee anbieten, wenn Sie möchten."

"Er mag keinen Kaffee", sagte Harry und lächelte Louis leicht an.

Auf Louis' Lippen bildete sich ein kleines schüchternes Lächeln, als er Harrys Worte hörte. Er hatte es sich also gemerkt.

"Oh, das ist kein Problem, wir haben natürlich auch Tee!", sagte Liam.
Louis räusperte sich leise, ehe er antwortete: "Tee klingt gut."

Liam nickte und eilte davon. Harry schaute zu Louis und sagte mit einem Lächeln:

"Komm, ich zeig dir, wo es lang geht."

Louis nahm seine Tasche, die er auf dem Boden abgestellt hatte und folgte Harry durch die Flure des Finanzamts, ehe sie einen kleinen Raum betraten, in dem sich nur ein Kopierer und eine kleine Küchenzeile mit einer Kaffeemaschine und einem Wasserkocher befanden. Liam stand davor und wühlte gerade in dem Schrank herum.

"Ist Schwarztee okay?"

Louis nickte nur stumm, ehe er sich auf einem Stuhl niederließ, auf den Harry ihn hingewiesen hatte.
Harry ließ sich ebenfalls auf einem Stuhl nieder. Nach einer kurzen Zeit reichte Liam ihnen ihre Tassen, welche sie mit einem Dank annahmen.

Langsam setzte Louis die Tasse an seine Lippen und ließ die warme Flüssigkeit seinen Hals hinablaufen. Sie wärmte seinen Körper von innen und ließ den Jungen aus Doncaster sich direkt viel wohler fühlen.

Liam hatte sich ebenfalls neben Harry gesetzt und die beiden unterhielten sich. Louis nahm nur einige Wörter des Gespräches wahr. Es ging um die Fahrstuhlnacht, die Arbeit und um die Party, von der Harry erzählt hatte.

Und Louis saß, wie bereits vorhin beim Fahrstuhl, wieder da und sagte nichts. Er beobachtete Harry, wie er sich unterhielt, blieb selbst aber stumm.

Minuten vergingen und seine Tasse leerte sich.

Und als Louis den letzten Teeschluck nahm und die inzwischen eher lauwarme Flüssigkeit seinen Magen erreichte, da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

Was machte Louis überhaupt noch hier? Harry hatte in den letzten Minuten nicht einmal mit Louis geredet oder ihn überhaupt angeschaut. Er hatte nicht den Anschein gemacht, als wäre etwas zwischen den beiden passiert.

Für Louis war der Kuss von großer Bedeutung gewesen.
Für Louis war das keine kleine Sache, die er schnell vergessen würde.
Für Louis war Harry ein besonderer Mensch.
Und für Louis war ein Kuss sogar eine Art Liebesgeständnis.

Doch je länger er Harry und dessen Verhalten beobachtete, desto mehr verstand Louis, dass Harry das ganz anders sah. Er hatte wahrscheinlich den Kuss und Louis schon längst vergessen. Es war für ihn einfach nichts besonderes gewesen, sondern nur ein einfacher Kuss.

Jetzt verstand Louis auch, weshalb Harry zum Schluss so schnell aus dem Fahrstuhl rauswollte, wobei Louis noch gerne länger mit Harry allein geblieben wäre.
Jetzt verstand Louis auch, weshalb Harry ihn nur ein einziges mal geküsst hatte, wobei Louis ihn gerne noch öfter geküsst hätte.
Und jetzt verstand Louis auch, weshalb Harry ihn jetzt gerade nicht beachtete, wobei Louis sich gerne mit ihm unterhalten würde.

Louis war plötzlich alles klar.

Harry empfand nichts für ihn.

Es war für ihn einfach nur ein Kuss gewesen, der anscheinend keine weitere Bedeutung hatte.

Und je länger Louis darüber nachdachte, desto mehr bemerkte er, dass er selbst in diesen Kuss einfach zu viel hineininterpretiert hatte.

Es war wirklich nur ein einfacher Kuss gewesen. Mehr nicht.

Ein Kuss ist keine Liebeserklärung.

Louis dachte erst, dass er sauer auf Harry war, aber das war er erstaunlicherweise nicht. Er war mehr enttäuscht von sich selbst, dass er die Situation überbewertet hat.

Er hatte den Kuss ja schon fast als Heiratsantrag gesehen, wobei die beiden sich gerade mal einen halben Tag kannten.

Und plötzlich kam Louis sich selbst so lächerlich vor, so naiv.

Er wollte jetzt einfach nur weg von hier und alleine sein.

Deshalb stand er leise auf, um zu seinem Auto zu gehen. Ehe er die Tür hinter sich langsam ins Schloss fallen ließ, schwank sein Blick nocheinmal zu Harry, der noch immer in seine Unterhaltung mit Liam vertieft war. So tief, dass ihm noch nicht einmal aufgefallen war, dass Louis schon längst nicht mehr neben ihm saß.

Doch Louis wusste, selbst wenn Harry es mitbekommen hätte, dann hätte es ihn nicht einmal interessiert, dass Louis ging.

》elevator《 - l.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt