Man in blue

#1

Cara's POV

Überall auf der Welt gibt es Schmerz. Welthunger, Kinderarbeit...
Doch die größte Folter für mich ist wenn, oder besser gesagt wie mich meine Schwester in der Früh aufweckt.

Sie kommt nicht vorsichtig ins Zimmer und streichelt mir über die Haare, während sie in mein Ohr flüstert, dass ich aufstehen soll. Nein, dieses Monster lässt sich jeden Morgen etwas kreatives einfallen, wie sie mich aus dem Schlaf reißen kann und für heute hat sie sich mal wieder etwas ganz besonderes überlegt.

Noch im Halbschlaf bemerke ich wie Cameron mir etwas auf die Nase, dann auf die Wangen und schließlich auf meinem Mund sprüht.

»Lass mich in Ruhe, Cam!«

Murmle ich nicht sehr überzeugend und versuche mir die Decke über den Kopf zu ziehen, aber vergeblich. Seit wann haben wir Sahne im Haus? Als ich meine Zunge, noch mit geschlossenen Augen, ein wenig rausstrecke um es zu probieren, wird mir klar, dass dieses Zeug alles andere als Sahne ist.

Schneller als ein Blitz springe ich vom Bett, beziehungsweise wollte, denn ich verhake mich unglücklicherweise irgendwie mit meiner Decke und falle mit einem Schrei, den man noch nicht einmal bei Paranormal Activity gehört hat, tollpatschig auf den Boden.

Autsch, mein Ellbogen.

Als wäre dies nicht schon genug, bekomme ich noch dazu wegen diesem Schaum, oder was zum Teufel das auch ist, keine Luft mehr, da ich es aus Versehen durch die Nase und durch den Mund eingeatmet hatte. Angeekelt spucke ich alles auf den Boden und drehe meinen Kopf zu meiner Schwester. Diese steht mit Dads  Rasierschaum einen Meter neben mir und krümmt sich vor Lachen. Ich hoffe aus tiefster Seele, dass sie verreckt!

»Cara, du hast da was im Ge-BAHAHAHAHAHAHAH«

Cam konnte nicht einmal den Satz fertig sagen, bevor sie wieder, mit Tränen in den Augen, losprustet.

»Du wirst auch bald etwas im Gesicht haben und zwar meine Faust!«

Blind ertaste ich hinter meinem Kopf auf den Nachttisch und werde auch bald fündig. Mit einem fiesen Grinsen nehme ich die Bürste in die Hand und werfe sie nach meiner Schwester.

Leider treffe ich sie nur auf den Arm und nicht in ihre hässliche Visage, aber es reicht, dass sie einmal vor Schmerz aufschreit und endlich aus meinem Zimmer verschwindet. Nach 17 Jahren kann ich immer noch nicht glauben, dass ich tatsächlich mit so etwas verwandt bin. Noch dazu sind wir Zwillinge.

Okay Cara, Augen zu und tief durchatmen. Heute darfst du sie nicht umbringen.

Noch nicht...

Noch ni- *klick*

Ich mache meine Augen auf und sehe wie Cameron mich grinsend mit ihrem Handy fotografiert, nur um sich gleich danach wieder aus dem Staub zu machen.

»Ich mach dich fertig, du Miststück!«

Schreie ich so laut ich kann und renne ihr hinterher, wobei ich auf der Treppe fast ausrutsche. Mein Bruder und mein Dad, die gerade mitten beim Frühstücken sind, sehen uns nur belustigt zu.

Schließlich sind sie es gewohnt.

Es waren immer nur wir vier. Dad, Taylor, Cam und ich. Taylor ist ein Jahr älter als ich und Cameron. Wir sind zwar Zwillinge, aber Cam ist ganze zwei Minuten älter ist als ich, was sie mir auch jeden Tag unter die Nase reiben muss. Unsere Mum ist abgehauen als wir gerade Mal ein Jahr hatten. Sie hat einen Brief an Dad geschrieben, wo drinnen steht, dass er sie nicht suchen soll. Da er Polizist ist, hat er natürlich nicht auf sie gehört, aber es brachte nichts.