Piep. Piep. Piep. Mein Wecker klingelte und ich öffnete meine Augen. 6:15 Uhr. Am liebsten hätte ich weiter geschlafen, aber leider muss ich in 45 Minuten an der Bushaltestelle sein. Also stand ich auf und ging ins Bad. Ich zog mich aus und ging unter die Dusche. Ich musste ca. eine Minute warten bis das Wasser endlich warm war. In der Zeit in der ich duschte dachte ich nach und mir fiel ein, dass ich in zwei Tagen Geburtstag hatte. Heute war Montag und am Mittwoch hatte ich Geburtstag. Endlich werde ich 14. Ich hatte vor lauter Gedanken ganz vergessen, dass ich eigentlich schon fertig war mit Duschen. Also stieg ich aus der Dusche und zog meine neue schwarze Hose an die ich am Samstag gekauft habe. Ein Blick auf die Uhr riss mich aus meinen Gedanken. Mist. Schon viertel vor 7. Ich fönte noch schnell meine langen Haare und zog meine Schuhe an. Ich hatte noch fünf Minuten Zeit um an der Bushaltestelle zu sein. Ich ging los und mir wurde kalt. Das war eigentlich schon klar, denn es war Winter und ich hatte nur eine Strickjacke an. Als ich an der Bushaltestelle angekommen bin kam gerade mein Bus. Ich stieg ein und zeigte meine Busfahrkarte. Der Busfahrer lächelte und ich bekam gleich gute Laune. Im Bus kannte ich keinen, also setzte ich mich hin und tippte auf meinem Handy herum. ,,Marien-Allee'',schallte es durch den Lautsprecher. Ich stieg aus und ging in die Schule. Zehn Meter geradeaus, dann nach rechts. Erste Treppe hoch und dann der zweite Raum. An der Tür stand: ,,8g1, Frau Werner''. Ich öffnete die Tür und schon kam Lola angelaufen und rief mit ziemlich hoher Stimme: ,,Kathy! Endlich bist du da!''.Ich grinste sie an und sie fiel mir in die Arme. So ist Lola halt. Eine bessere beste Freundin könnte ich mir in meinem Leben nicht vorstellen. Als ich meine Tasche abgestellt habe und alle begrüßt habe kam auch schon der nächste in die Klasse. Es war Nick. Mein Freund war der süßeste und liebevollster Junge auf der ganzen Welt. Er kam auf mich zu und küsste mich. Ich schloss die Augen und genoss es. Ich wünschte mir, dass dieser Moment nie enden würde. ,,Hallo Schatz'', sagte ich und er erwiderte das gleiche. Im gleichen Moment kam Frau Werner herein. Nick setzte sich auf seinen Platz. Er saß zwei Bänke von mir entfernt. Lola saß direkt neben mir. Frau Werner begann.
Eineinhalb Stunden Deutsch. Unvorstellbar. Das Einzige was ich mitbekommen habe war, dass alle gelacht haben, weil in dem Text ,,steif'' stand. Perverse Klasse. Na ja danach Physik und Musik. Endlich Schluss. Lola verabschiedete sich und Nick einfach nur Tschüß. Sonst hat er sich doch immer mit einem Kuss verabschiedet. Heute nicht. Ich dachte mir nichts dabei und ging zum Bus. Als ich an der Bushaltestelle ankam fuhr mein Bus gerade vor. Ich stieg ein und war glücklich, dass alles heute klappte, aber trotzdem beschäftigte es mich warum Nick sich nicht richtig bei mir verabschiedet hat. Hatte er eine Andere? Ich wurde immer ziemlich schnell eifersüchtig, wenn irgendein anderes Mädchen mit ihm in der Pause erzählte. Erst jetzt fiel mir auf, dass Nick heute in der Pause nicht bei mir war und auch nicht mal ,,ich liebe dich'' gesagt hat. Mir stiegen schon fast die Tränen in die Augen. Betrügt er mich? Wenn ja, dann wäre das das Schlimmste was jemals passieren könnte. ,,Kunstmuseum'', schallte es durch den Lautsprecher. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich schon viel zu weit gefahren bin. Mist. Alles Mist. Ich stieg aus und ging los. Es war nicht weit nach Hause,aber trotzdem war ich traurig. Ich ging die Gassen entlang und dachte wieder an Nick. Ich ging und starrte dabei die ganze Zeit auf den Boden. Nach ein paar Minuten hörte ich Schritte, die auf mich zukamen. Ich schaute hoch und es war: Nick.
Ich war nicht sicher ob ich glücklich oder traurig sein sollte. Er schaute mich an und blieb stehen. Ich hielt ebenfalls an und sagte:,,Sei doch ehrlich. Ich weiß, dass ich nicht das beste Mädchen bin. Aber kannst du mir bitte die Wahrheit sagen. Hast du eine Andere oder nicht?''. Nick schaute mich empört an:,,Ist das dein Ernst? Als ob ich dich betrügen würde. Du bist mir viel zu wichtig. Du bist die Einzige in meinem Leben.'' Ich schaute ihn immernoch an. Doch jetzt schaute ich ihn verliebt an. So wie er mich kannte sagte er nichts und gab mir einen unvergesslichen Kuss. ,,Wäre es nicht besser, wenn du zu mir kommen würdest. Hier laufen tonnenweise Penner und Verbrecher rum'', sagte er in einem liebevollem Ton. ,,Ja. Wäre irgendwie schon besser'', antwortete ich.
Wir gingen in die Richtung aus der ich gerade kam. Nick nahm irgendwann meine Hand und ich wollte nicht mehr loslassen.
Wir gingen zu ihm nach Hause. Er öffnete die Tür und hielt sie für mich auf. ,,Also da wären wir'', sagte Nick mit einem großen Lächeln auf seinem Gesicht. Ich schmunzelte und ging hinein. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich noch nie in seiner Wohnung war. Er zeigte mir alle Räume und ich staunte über diese ganzen prächtigen und modernen Möbel. Bei mir zu Hause standen nur alte Schränke von meiner Oma rum.
Als wir schließlich in sein Zimmer gingen, war ich etwas verlegen. ,,Und was wollen wir jetzt machen?'',fragte ich leise. Er zog mich aufs Bett und küsste mich. Er schaute mich still an und sagte nichts. Wir schauten uns einfach nur an. Was jetzt. Mehr? Einen Schritt weiter? War ich wirklich dafür bereit? Und wie steht Nick dazu? Was würde er jetzt gerne machen? Meine Gedanken verwirrten mich, bis er schließlich sagte:,,Was ist los? Hast du Angst? Brauchst du nicht. Wirklich. Vertrau mir.'' Ich konnte nicht antworten. Im gleichen Moment sprang ich auf und nahm schnell meine Tasche und murmelte irgendwas von ,,spät'' und ,,nach Hause''.Ich lief nach Hause und weinte ununterbrochen. Aber warum? Weil ich einfach zu feige war. Einfach zu feige.
Als ich zu Hause ankam, schliefen meine Eltern. Das war auch klar, weil sie Nachtschicht hatten. Von 21:00-7:00Uhr. Sie waren nie da. Wenn ich von der Schule nach Hause kam, schliefen sie und ich, ich war ihnen egal. Es würde ihnen nicht mal auffallen, wenn ich die Schule schwänzen würde.
Ich legte mich auf mein Bett und genoss die Stille. Ich hörte das laute Geräusch von vorbeifahrenden Autos. Es klingelte an der Tür. Ich hatte Angst, dass es Nick war. Als ich die Tür öffnete stand Lola genau vor mir. ,,Hey Kathy! Wollen wir shoppen gehen? Ich hab mein Taschengeld endlich mal wieder bekommen. '' Es war bei Lola und mir schon Ritual, dass wir shoppen gehen, wenn sie ihr Taschengeld bekommen hat. Ich holte noch schnell meine Tasche und mein Geld und wir gingen los. Zum Glück ist Lola gekommen, sonst hätte ich jetzt wohl kaum gute Laune. Wir gingen in ziemlich viele Läden, aber ich kaufte mir rein gar nichts. Meine Gedanken waren nur bei ihm. Nick.
,,Kathy?!'',hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme. Lola sah mich verwirrt an. Ich nickte hoch:,,Ich bin müde. Ich glaube ich gehe nach Hause.'' Lola schaute mich traurig an und versprach mir mich später noch mal anzurufen. Ich ging los und mir wirbelten alle Gedanken durch den Kopf. Ich ging einfach über die Straße ohne zu gucken. Ich spürte wie ich hin und her schwankte. Meine Beine knickten ein. Das Einzige was ich noch sah war ein Auto das direkt auf mich zu raste.