Darkness

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Das war der Name des Wesens. Das war die Kreatur, die mich zu dem gemacht hat was ich heute bin.

Das alles fing vor ein paar Wochen an. Ich lief von der Arbeit nach Hause. Ich arbeitete in einem Krankenhaus als Pädiater, weshalb ich manchmal erst spät nach Hause ging. Diese Nacht war stockdunkel. Keine Sterne und kein Mond am Himmel. Ich ging meinen üblichen Heimweg durch ein paar kleine Nebenstraßen. Die Wege waren menschenleer, da es schon sehr spät war. Doch heute schien es so, als wären die Menschen alle verschwunden. Es war unheimlich still. Natürlich hatte ich keine Angst in der Nacht oder in der Dunkelheit, schließlich war ich kein Kind mehr. Im Gegenteil, ich mochte die Nacht eigentlich. Die Stille war sehr entspannend und ruhig, im Gegensatz zum stressigen Tag im Krankenhaus. Und die Dunkelheit machte mir auch nichts aus, da es dieselben Straßen waren, die ich am Tag auch ging, nur ohne Licht. Doch in dieser Nacht war es irgendwie anders. Die Finsternis die mich umgab war irgendwie...anders. Es war, als würde sie das Licht, dass von den Straßenlaternen ausging, verschlucken und Gefahr ausstrahlen. Aber ich bemerkte nichts. In Gedanken versunken lief ich weiter.

Ich blickte in den Himmel und sah den Vollmond. Seltsam, vorher war er nicht zu sehen. Er schien sehr hell und war geradezu gigantisch in der Nacht. Dieser Anblick ließ mich nicht mehr los, obwohl oder vielleicht weil er sehr bedrohlich wirkte. Es war als würde mich der Mond, wie ein großes Auge, anstarren und verfolgen. So ging ich, zum Mond hinauf blickend, weiter. Und jetzt bemerkte ich erst, dass etwas nicht stimmte. Die Straßenlaternen hinter mir schienen überhaupt kein Licht abzugeben. Ich drehte mich um und tatsächlich: Alle Laternen hinter mir waren ausgeschaltet. Ich dachte, es wäre vielleicht ein Defekt in der Leitung oder ähnliches. Aber dennoch war es sehr merkwürdig und das Gefühl der Bedrohung in mir wuchs. Ich wandte mich wieder nach vorne. Aber wieso waren die Laternen vor mir noch eingeschaltet? Wenn es ein Defekt war, hätten die anderen Straßenlampen auch aus sein müssen. Ich drehte mich wieder nach vorne. Die nächste Laterne vor mir flackerte leicht. Ich wurde langsam etwas nervös, doch ich hatte noch keine richtige Angst. Es waren nur ein paar defekte Lichter. Zugegeben: Es war etwas gruselig nachts, ohne Licht und mit so einem großen Mond am Himmel durch verlassene Nebenstraßen zu gehen, aber ich ignorierte das. Ich ging langsam weiter.

Als ich ein paar Schritte an der flackernden Straßenlaterne vorbei gegangen war, ging diese mit einem Zischen und Kratzen aus, als wäre die Glühlampe durchgebrannt. Ich zuckte zusammen und drehte mich ruckartig um. Noch mehr Dunkelheit. Nun fing ich doch an, Angst zu bekommen. Es war, als würde sich die Finsternis ausbreiten und von allen Seiten nach mir greifen. Irgendetwas war anders in dieser Nacht. Irgendetwas stimmte nicht. Vorsichtig setzte ich meinen Weg fort. Doch mit jedem Schritt wuchsen das Unbehagen und die Angst in mir. Diese Dunkelheit, die immer intensiver zu werden und alles zu verschlingen schien. Langsam wurde ich paranoid. Ich hatte das Gefühl beobachtet zu werden. So wie der Mond dort oben am Himmel auf mich herunter starrte, doch hier. Auf der Erde. Hinter mir, neben mir, vor mir. Irgendwo dort in der Dunkelheit. Ich war nun komplett auf meine Umgebung fixiert. Und jetzt bemerkte ich auch erst, wie unglaublich leise es war. Da waren überhaupt keine Geräusche. Keine Autos, kein Wind, kein Grillenzirpen, kein Rauschen der Bäume. Die Dunkelheit schien das Licht und die Geräusche um mich herum zu verschlucken. Und immer noch war es so, als würden sich Augen aus der Finsternis mit ihrem Blick in meinen Rücken bohren. Je weiter ich kam, desto stärker wurde das Gefühl, beobachtet zu werden.
Es war nicht mehr weit bis nach Hause, doch meine Schritte wurden stockender. Die Dunkelheit schien an mir zu kleben und mich festzuhalten. Ich wurde immer träger, bis ich irgendwann einfach stehen blieb. Nun kam auch noch das beklemmende Gefühl der vollkommenen Wehrlosigkeit dazu. Ich versuchte mich irgendwie zu befreien, doch es war als wäre diese Finsternis sogar in mir und würde die Versuche mich zu bewegen verhindern.

Plötzlich hörte ich ein grauenhaftes, stechendes Lachen hinter mir. Es fühlte sich an, als würde es durch mein Trommelfell und durch mein Gehirn stechen. Panisch drehte ich mich um, doch da war niemand. Wo zur Hölle kam dieses Lachen her? Ich musste schon verrückt geworden sein. Nein, da musste doch irgendetwas hinter mir her sein. Dieses Lachen konnte nur von einem Verrückten, einem Psychopathen kommen. Die Angst war jetzt unerträglich. Nicht nur dass diese Finsternis unglaublich bedrohlich war, nun verfolgte mich auch noch irgendjemand. Ich wollte nur noch weg. Nach Hause zu meiner Frau. Ich rannte los, doch schon nach wenigen Metern wurde ich wieder langsamer, bis ich irgendwann abermals stehen blieb. Die Dunkelheit fesselte mich. Es war als könnte ich nicht entkommen. Fast schon bewegungslos. Ich sah mich um. Kein Licht weit und breit. Die Straßenlaternen waren mittlerweile erloschen. Meine Augen hatten sich schon an die Dunkelheit gewöhnt. Und gerade als ich dachte, dass ich wenigstens ein bisschen Abstand zu dem Psychopathen Irren oder meinem Verfolger gewonnen hatte, hörte ich wieder dieses verstörende Lachen. Es war so grausam, dass ich auf den Boden sank. Es war böse und abartig, wie das Lachen eines Psychopathen in einem Horrorfilm. Aber da war niemand.

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