Kapitel 2

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Ich habe zwar höllische Kopfschmerzen aber das Sonnenlicht klopft förmlich an meine Augenlieder und hört nicht auf mich zu nerven. Ich öffne zögernd meine Augen, mehr sehen kann ich vorerst trotzdem nicht. Entweder ich habe nen totalen Kater oder ich bin gestorben. Ich habe weder Ahnung wo ich bin, noch habe ich Ahnung was zuletzt passiert ist. Ich kann mich gerade nur an dem wehenden Wind um mich herum und an der prallen Sonne auf meinen nackten Beinen orientieren. Ich strecke, immer noch blind, meine Hand aus und streiche über den Boden. Ich liege auf Gras. Langsam nehme ich meinen Körper wieder wahr. Und es tut so weh. Mein Kopf fühlt sich an wie eine Bombe und mein linkes Bein scheint zu verbluten. Ich konzentriere mich darauf wieder sehen zu können. Nach und nach kann ich mein Umfeld genauer erkennen. Es muss ein Wald sein oder sowas in der Art. Wie auch immer ich hier her gekommen bin. Ich will mich leicht auf die Seite drehen, da mein Rücken von dem harten Erdboden schmerzt. Aufstehen kann ich noch nicht. Das macht weder mein Kopf noch mein Bein mit. Bevor ich mich drehe fällt mir auf, dass mein Kopf auf etwas anderem als Gras liegt und stark angehoben ist. Ich hebe ihn ganz leicht, um zu gucken auf wem oder was ich da liege,doch ich breche die Bewegung mit einem leichten Jauchzen ab und lasse meinen Kopf wieder zurück fallen. Ich weiß nicht von was die Schmerzen kommen. Und immer noch weiß ich nicht was als letzes passiert ist. Das- oder Derjenige unter meinem Kopf bewegt sich.Plötzlich höre ich tiefes Atmen und merke wie mein Kopf sich ständig stark anhebt und sinkt. Es tut zwar nicht weh, da die Unterfläche weich ist und mir Halt gibt, jedoch ist es beängstigend,nicht zu wissen auf was genau man liegt, wenn man weiß, dass es lebt.

„Natalie?".Okay, jetzt wusste ich es. Auch wenn mein Kopf benebelt ist erkenne ich diese Stimme. Es ist Derek auf dessen Oberkörper ich liege.Trotz der komplett unlogischen Situation werde ich verlegen und hebe mit größter Kraft meinen Kopf von Derek weg. Meine Arme, auf denen ich mich aufgestützt habe, geben nach und ich falle unsanft auf den Boden, wobei ich erneut vor Schmerz aufschreie. Lächerlicher Weise bringe ich noch ein geflüstertes „Sorry." raus.

Derek scheint es komischer Weise nicht so hart erwischt zu haben wie mich.

„Was zur Hölle. Wo sind wir? Und fuck was ist mit deinem Bein passiert?!"

Ich weiß nicht genau was ich antworten soll. Um genau zu sein denke ich auch nicht dass ich in der Lage bin zu antworten.Um ihm zu zeigen, dass ich ihn trotzdem gehört habe, stöhne ich kurz auf.

„Wo sind unsere Sachen, ich rufe irgendjemanden an. Du musst ins Krankenhaus oder so." Er schafft es sich aufzusetzen. „Wie geht's dir?", flüstere ich mit brüchiger Stimme. „Du bist echt behindert," sagte er und erzwingt ein Schmunzeln, „Mir geht's gut, dir aber nicht so."-„Dann ruf jemanden an...", sage ich.

Er sieht sich um. „Keine Ahnung wo wir sind, alter.",sagt er und ich höre ansteigende Verzweiflung in seiner Stimme.„Hier ist nichts. Nur wir. Nichts anderes." - „Oh von dieser Situation hast du doch schon immer geträumt." sage ich sarkastisch. Ich lasse ihn nicht antworten, sondern frage: „Was ist nochmal als letztes passiert?"-„Wir waren in der Bahn glaube ich." - „Ah jo," mir fällt es wieder ein. „Dann müssen hier irgendwo unsere Taschen sein. Und vielleicht auch noch andere Leute,oder?" Ich bekomme Hoffnung. „Äh... Ich denke irgendwie nicht,dass hier irgendwer oder irgendwas ist. Außer vielleicht Tiere,wow." - „Fuck." Ich weiß nicht genau was ich machen soll. Ich starte einen Versuch zum nächst gelegenen Baum zu kriechen. Derek beobachtet mich. Ich glaube, er würde mir gerne helfen, aber ist genau so überfordert und verletzt wie ich, zeigt es mir nur nicht.

Ich beginne eine neue Konversation: „Wir haben nichts zu Essen, nichts zu trinken, keine Handys, kein Orientierung, keine Medizin, keine Unterkunft und keine neuen Anziehsachen. Verstehe ichdas richtig?"

Stille.

„Ich glaube schon.", sagt er schließlich und ich wünsche ich würde endlich aus dem Traum aufwachen. Ich merke wie es abrupt kälter wird. Gleichzeitig gucken Derek und ich in den Himmel. Die Sonne ist hinter einer großen Wolke verschwunden und macht sich bereit, ihren Platz mit dem Mond zu tauschen. Ich fange an zu zittern. Ich habe noch immer meine kurzen Shorts an und das nun kalte Blut lässt mich noch stärker frieren. Weder Derek noch ich hatten in der Bahn eine Jacke angehabt. Derek beobachtet mich immer noch. Er hat keine Ahnung was er machen soll und macht sich definitiv große Sorgen um mich.Ich wage ein Blick auf mein Bein. So schlimm wie Derek sagte ist es gar nicht.

Spirited AwayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt