Escape -Oneshot

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Robert war aufgeregt, als er in das Boot sprang. Das konnte ich von seinem Gesicht ablesen. Ich zwang mich zu einem Lächeln, aber trotz allem konnte ich dieses seltsame Gefühl, das sich in meinem Magen breitmachte, nicht ignorieren.
Er sagte, er wolle mir etwas zeigen. Etwas magisches.
Ich blinzelte, doch ich konnte die Erinnerung an dieses manische Schimmern in seinen Augen, als er es mir gesagt hatte, nicht vertreiben. Es hatte fast etwas von Besessenheit gehabt, doch im Nachhinein war ich mir nicht mehr ganz sicher, ob ich es mir nicht nur eingebildet hatte.
Als wir die kleine Insel erreichten war ich überwältigt. Nicht nur von der Natur, sondern auch von dieser riesigen und irgendwie mysteriös aussehenden Höhle, die jäh vor uns aufragte. Wir liefen eine sanfte Anhöhe hinab und quetschten uns durch einen schmalen Riss in der Felswand.
Dahinter war eine ganz neue Welt versteckt. Es war ein riesiger Raum, mit einem kleinen Wasserquell in der rechten Wand und einem treppenähnlichen Aufgang an der gegenüberliegenden Seite der Höhle, der scheinbar auf den Felsen hinauf führte. Sogar ein paar Kristalle blinkten hie und da in den Wänden.
In der Mitte des Raumes auf dem Boden lagen eine Picknickdecke, auf der wir uns niederließen, und ein Korb mit Essen. Robert musste schon vorher da gewesen sein um alles vorzubereiten. Alles.
Wieder schenkte ich ihm ein Lächeln. Es war ein trauriges Lächeln.
Ein plötzliches Geräusch ließ uns zusammenfahren. Ich sah mich um und erblickte mit Schrecken das Wasser, das aus dem Felsspalt in die Höhle stürzte. Es dauerte nicht lange und der Boden war mit dem salzigen Meerwasser bedeckt.
Wir waren gefangen.
Gleichzeitig rannten wir los, in Richtung des Aufstiegs und begannen, die Stufen hinaufzuklettern. Wilde Panik ergriff mich und zweimal wäre ich fast von den glitschigen Steinen abgeglitten. Aber schließlich schafften wir es durch das Loch im Höhlendach ins Freie zu klettern. Regen peitschte mir ins Gesicht und ein Sturm blies mir die Haare ins Gesicht.
Wir standen nun auf der Höhle und blickten hinab auf die tosende und stetig steigende See.
Ich setzte mich in Bewegung, lief bis an den Rand des Abgrunds und schaute hinab. Drei Meter unter mir schlugen die Wellen hart gegen die Felsen.
Hinter mir hörte ich ein mechanisches Klicken. Ich musste mich nicht umdrehen um die Waffe in seinen Händen zu sehen. Ich schloss die Augen.
"Du arbeitest für sie, hab ich Recht?", fragte ich leise.
"Wie lange weißt du es schon?", alle Zärtlichkeit war aus seiner Stimme gewichen.
"Eine Zeit lang. Ich habe etwas, das sie wollen."
"Das hast du. Und nun werden sie es bekommen", zischte er.
Ich drehte mich um. Der Wind spielte mit meinem Haar.
"Nein.", ich breitete meine Arme aus, "Sie werden es niemals bekommen."
Ich hatte keine Familie, keine Freunde, die mich vermissen konnten.
Wieder huschte ein leises trauriges Lächeln über mein Gesicht. Zusammen mit einer Erinnerung.
"Du sagtest einmal ich sei ein Engel. Und Engel können fliegen..."

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