Prolog

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Ein sachter Hauch lässt die langen Grashalme rascheln und sie neigen sich unterwürfig im Wind. Der Himmel ist klar und die vielen kleinen Sterne fangen, gemeinsam mit dem Mond, damit an, die Sonne vom Himmel zu vertreiben. Nur noch vereinzelte breite Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die Baumkronen am Rande des Moors und tauchen die offene Fläche in ein warmes Orange.

Die Gestalt einer Katze huscht flink durch das Unterholz und steuert direkt auf das offene Moor zu. Im immer stärker werdenden Mondlicht kommen seine spielenden Muskeln unter dem Pelz besonders zur Geltung und sein feuerroter Pelz glänzt mehr denn je.

Das dichte Meer aus Grashalmen teilt sich, als der rote Kater sich seinen Weg hindurch bahnt und dem gerade ertönten Schrei einer anderen Katze folgt.

Trotz der immer lauter und regelmäßig werdender Schreie bewahrt der muskulöse Kater Ruhe und macht keine großen Anstalten, hektisch zu werden. In seinem Maul hängt eine Maus und baumelt bei jedem Schritt hin und her. Das lässt sie schon beinahe lebendig werden.

Doch noch lebendiger wirkt das Gejaule wenige Katzenlängen entfernt. Das Gras teilt sich und eröffneten dem Kater den Blick auf eine silberne Kätzin, die keuchend auf der Seite liegt und das Maul gerade wieder zu einem Jaulen aufreißt.

Als die Kätzin auf den Kater aufmerksam wird, stellen sich wie automatisch ihre Ohren auf und sie hebt den Kopf. Mit schmerzverzehrtem richtet sie ihren Blick auf die Gestalt neben sich. Als sie diese erkennt, weiten sich ihre Augen.
Aber nicht vor Panik oder Angst, sondern einzig aus ehrlicher Überraschung. Ein hoffnungsvolles Glänzen huscht über ihre goldenen Augen, bevor sie sie wieder schließt, um ihr Gesicht vor Schmerzen zusammen zu ziehen. Eine starke Welle zeichnet sich an ihrem Bauch ab und der rote Kater streicht ihr zärtlich mit dem Schwanz über die Flanke, nachdem er seine tote Maus hinter sich ins Gras fallen gelassen hat.

Er schiebt ihr einen Stock bis unter ihr Maul, den die silberne Kätzin sofort zwischen die Zähne nimmt. Mehr Zeit bleibt auch nicht, bis eine erneute Welle durch ihren Bauch geht. Der Stock kracht einmal laut und ein kleines nasses Bündel landet auf dem weichen Boden. Der Kater ist sofort zur Stelle und leckt das neugeborene Junge schnell trocken. Die Ruhe, die der helle Kater gerade noch ausgestrahlt hat, ist wie weggeblasen. Das Neugeborene hat haargenau das gleiche silberne Fell, wie seine Mutter und findet mit einem leisen Quicken zu ihrem Bauch.

Innerhalb des gleichen Herzschlags verkrampft sich die junge Mutter erneut und das nächste Junge, mit flammenfarbenem leuchtenden Fell, erblickt das Licht der Welt. Wieder leckt der Kater den winzigen Körper trocken und legt es vorsichtig an den Bauch der silbernen Kätzin. Einmal schnauft die Mutter und sieht ihre Jungen liebevoll an. Doch noch immer ist es nicht vorbei und sie ist nicht erlöst.

Der Stock von vorhin ruht auch jetzt noch zwischen ihrem Kiefer und zersplittert krachend, als die nächste und letzte Wehe durch ihren Körper zieht. Ein, wieder flammenfarbenes, diesmal getigertes Junge landet auf dem Boden und gleichzeitig vor den Pfoten des großen Katers, der die ganze Zeit über nicht von der Seite der trächtigen Kätzin gewichen ist. Das war das letzte Junge, denn die Kätzin seufzt erleichtert auf und lässt ihren Kopf auf das Gras sinken. Vor Erschöpfung vergisst sie, dass der bis jetzt stumme Kater das dritte Junge ebenfalls trocknet, an ihren Bauch legt und auf der Stelle sitzen bleibt.

Gerade als sie glaubt, dass sie der Schlaf einholen würde, streicht ihr der allzu bekannte Geruch des Katers um die Nase, den sie bisher gar nicht richtig wahrgenommen hat. Langsam richtet sie ihren Kopf auf und verliert sich sofort in den strahlend grünen Augen. So wie schon immer.

"Feuerdorn," wispert sie kaum hörbar. "Ich...ich..."

"...liebe dich Bernsteinglanz", beendet Feuerdorn ihren Satz.

Bevor Bernsteinglanz etwas erwidern kann, ertönen, heute schon das zweite mal, Schreie. Aber diesmal nicht von einer gebärenden Kätzin, sondern von wütenden Kriegern.

"Feuerdorn!", ruft einer.

Feuerdorn seufzt und beugt sich zu der leicht keuchenden Bernsteinglanz herunter.

"Vergiss das nie," flüstert er in ihr Ohr und leckt ihr noch einmal sanft über den Kopf. Dann richtet er sich wieder auf.

"Ich bin hier! Ich habe eine Kätzin mit Jungen aus dem TigerClan gefunden!"

Bernsteinglanz' Augen weiten sich besorgt, als wenige Herzschläge später drei weitere Katzen aus dem hohen Gras hervor treten.

"SternenClan, mach dass es funktioniert", flüstert sie leise in den sternenbedeckten Himmel und drückt die drei winzigen Jungen näher an sich.

WARRIOR CATS - Im Bann der SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt