Kapitel 1 - Eine anstrengende Nacht und ein unschöner Morgen

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Das leise Tickern einer Uhr durchzog den Raum während meine Finger über die Tastatur meines Laptops glitten. Mit jedem Gedanken wurden sie schneller und verselbständigten sich beinah. 

Die Geschichte würde bei dieser Geschwindigkeit wahrscheinlich schon in den folgenden Tagen abgeschlossen sein. Vorausgesetzt die Schule würde mir nicht schon wieder dazwischen funken. Doch bisher schienen keine Hausaufgaben oder Arbeiten dem Projekt im Wege zu stehen. 

Ich schrieb weiter und bemerkte wie ein sanfter Schein von draußen über den Laptop Monitor hinweg auf meine Handrücken fiel. Ich hatte wohl die ganze Nacht geschrieben. Und nun muss es schon kurz vor sechs Uhr sei. Bald würde der Wecker klingeln und ich in die Schule gehen müssen. Ich speicherte das Geschriebene, fuhr den Laptop runter und packte meinen Ranzen. Danach ging ich in die Küche, machte mir einen Kaffee und setze mich ins Gewächshaus auf einen Platz am Fenster, dass in die Richtung des offenen Feldes gerichtet war. Ich schaute hinaus in die Weite. Die Sonne war schon längst über dem Horizont aufgegangen und schien in ihreren schönsten Gelbtönen. Das Feld trug kleine Sprösslinge und durch einige offene Fenster hörte man die Vögel zwitschern. Friedlich schien die Welt da draußen. Sie bildete einen Kontrast zu dem Innenleben des Gewächshauses. Die Pflanzen hier drin trugen braune Blätter und dursteten nach Wasser. Der letzte Gärtner hatte vor einigen Jahren gekündigt und meiner Mutter waren sie egal. Am Anfang versuchte ich sie noch zu pflegen. Zunächst goss ich jede Pflanze in dem für sie vorbestimmten Zeitraum mit der für sie benötigten Menge. Dafür las ich sogar sehr viele Ratgeber dafür und trug die Gießzeiten in den Kalender meines Handys mit Erinnerungsfunktion ein. Doch mit der Zeit nahm ich mir immer seltener Zeit dafür, ignorierte den Alarm  zugegeben mit schlechtem Gewissen, jedoch mit voller Absicht und nur mit nichtigen Ausreden, Ausflüchten ohne Bedeutung. Nun gieße ich sie einmal im Monat, höchstens. Und wenn, dann meist mit so viel Wasser, dass sie beinah ersaufen. In diesem Momenten taten sie mir immer leid und jedes Mal bat ich meine Mutter um einen zeit gesteuerten Bewässerungsschlauch. Und stets versicherte sie mir, dass sie bald, ja wirklich bald eins kaufen würde. Jedoch vergaß sie ihr Versprechen im selben Augenblick, schon deswegen, weil sie es nicht als jenes ansah. Es war nur eine Phrase ohne jegliche Bedeutung. Da sie nichts für Lebenwesen übrig hatte, weder Flora noch für Fauna und schon gar nicht für die eigenen Verwandten. Damals war sie noch ganz anders. Vor vielen Jahren, vor einer Ewigkeit, da war sie eine völlig andere Person. Doch das einst ist nun vergangen. 

Schwermütig sah ich aus dem Fenster, während ich die Tasse an meine Lippen setzte, um zunächst den Geruch wahrzunehmen, bevor der volle Geschmack die Geschmacksknospen meiner Zunge erreichen konnte. 

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