Schlechte Neuigkeiten

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Ich saß in der Schule. Vor mir lag mein Collegeblock, doch nicht eine Wurzel, die gerade Thema des Mathe Unterrichts waren, stand auf dem aufgeschlagenen Zettel. Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich nicht einmal merkte, dass die Schulglocke läutete. "Malia! Aufwachen!" "Hm, was?" "Es hat geklingelt!" "Oh, danke Fina." Fina beobachtete mich. "Malia, ist alles gut?", fragte Fina. "Warum?" "Naja... Du bist in letzter Zeit sehr oft... abwesend und wirkst etwas... naja... unglücklich...", meinte sie weiter. Ich packte meine Sachen zusammen und verließ mit ihr den Klassenraum. "Ich würde das ungern hier besprechen. Können wir uns vielleicht heute Mittag an der Waldbirke treffen?", fragte ich sie etwas verlegen. "Gut, wenn du das willst immer doch. Um viertel nach zwei?" "Ja, bis nachher.", antwortete ich ihr. Fina lief weiter geradeaus und ich die Treppe zum Fahrradkäfig hinunter. Ich schloss mein Fahrrad auf und fuhr mit tausend Umwegen nach Hause.

--- 30 min später ---

Ich stieg von meinem Fahrrad und schob es in die Garage. Ich ging ins Haus und warf meine Tasche in die Ecke. "Malia! Wo warst du? Wir haben auf dich gewartet, aber als du nicht gekommen bist, haben wir gegessen.", kam es von meiner Mutter. "Tut mir Leid" sagte ich betroffen. "Nicht so schlimm, dein Teller steht schon auf dem Tisch." Wir gingen ins Esszimmer und setzten uns an den großen, rechteckigen Tisch. Er war aus robustem, dunklem Holz, wie fast alle Möbel in diesem Haus. "Es gibt mal wieder schlechte Neuigkeiten. Æringa hat auf dem Paddock so getobt, dass sie eine Stute mit voller Wucht in den Bauch getreten hat.", erzählte Mom. "Welcher Stute?", fragte ich. "Shiva." "Waas? Shiva!? Die Hannoveraner-Stute von Sina? Die ist doch die Ranghöchste und schafft es fast immer sowas zu 'unterbinden'!", sagte ich entsetzt. "Tja, dieses Mal hat sie das wohl nicht geschafft. Die Wunde hat stark geblutet und musste genäht werden. Jetzt ist sie wohl ziemlich angeschwollen." "Sina wird nicht erfreut sein. Im Gegenteil. Sie wird völlig austicken." "Sie mussten Æringa von dem Paddock nehmen und wieder in ihre Box stellen. Katharina hat uns für 15 Uhr an den Stall bestellt. Sie will mit uns reden." Katharina war die Stallbesitzerin und dass sie uns zu einem Gespräch zitierte, konnte nichts gutes verheißen. "Ich habe mich um 14:15 Uhr mit Fina an der Waldbirke verabredet. Ich komme um 14:50 Uhr nach Hause und dann können wir mit den Fahrrädern zum Stall fahren." "Ok, aber sei bitte pünktlich. Ich habe keine Lust auf noch mehr Stress." "Natürlich." Damit beendete ich das Gespräch, brachte meinen noch halb vollen Teller in die Küche und lief mit schnellen Schritten die Treppe hinauf in mein Zimmer. Ich verschloss die Tür hinter mit und warf mich auf mein Bett. So kann das nicht weitergehen. Ich begann zu weinen. Warum muss das alles mit Æringa so schwierig sein? Kann sie nicht, wie alle Pferde, ganz normal in ihrer Box, dem Paddock und der Weide stehen? Ganz normal in der Halle, im Roundpen und auf dem Platz laufen? Warum ist sie so? Hoffentlich kann Katharina mir helfen.

--- 20 min später ---

Ich lief in meinen Stall-Klamotten den Hügel hinauf, in den Wald. An einer großen Birke relativ nah am Waldrand blieb ich stehen. Diese Birke war die von den Dorfbewohnern sogenannte Waldbirke. Sie war der älteste Baum im ganzen Wald. Einige sagten sogar, dass sie der erste Baum des Waldes war. Malia guckte sich um, weit und breit war nichts von Fina zu sehen, aber es war ja auch erst 14:12 Uhr. Ich lehnte mich gegen die Waldbirke und wartete. Etwa vier Minuten später radelte Fina den Berg zum Wald hinauf. "Hey Malia!", rief sie schon aus der Ferne. Auch sie war in Stall-Klamotten, denn sie hatte eine Reitbeteiligung auf einem Stall in der Nähe von meinem Stall. "Hi Fina.", rief auch ich, allerdings nicht so glücklich wie Fina vor mir. Sie stieg von ihrem Rad und lehnte es an eine Eiche. "So jetzt erzähl mal. Was ist in letzter Zeit los mit dir?", legte sie auch schon los. "Ich... Also... Es gibt Schwierigkeiten mit Æringa. Das weißt du ja schon. Aber es wir immer schlimmer. Ich habe schon so viel ausprobiert. Ich habe den Stall mehrmals gewächselt, ihr Medikamente gegeben, war beim Tierartzt, habe spezielle Übungen mit ihr gemacht und und und. Nichts hat was gebracht. Heute hat sie die Hannoveraner-Stute von Sina in den Bauch getreten. Die Wunde musste wohl genäht werden und ist ziemlich angeschwollen. Ich fahre gleich zum Stall und guck mir das ganze Schlamassel an, aber ich weiß einfach nicht, was ich noch machen soll. Und in der Schule denke ich dann über das alles nach, kann mich nicht konzentrieren und meine Noten werden immer schlechter.", sprudelte es aus mir heraus. "Ach man Malia, das ist ja doof. Mir tut das soo Leid für dich. Ich würde dir so gerne helfen, aber ich kann dir dabei nicht helfen, weil niemand weiß wie. Das einzige was ich dir raten kann ist: sprich mit Katharina. Die hat vielleicht eine gute Idee!" "Ja, sie hat uns für 15 Uhr zum Stall bestellt, deswegen hab ich auch nicht so viel Zeit, aber ich hoffe, dass sie Æringa und mir helfen kann."
Wir redeten noch ein bisschen, bis ich schließlich nach Hause musste.

--- wieder zu Hause ---

"Mom, ich bin wieder da! Wir können los!", rief ich ins Haus. "Ja, ich komme!", kam es von oben. Mom kam die Treppe runter, zog sich ihre Schuhe an und verschloss die Haustür. Wir holten unsere Räder und fuhren Richtung Stall. Auf dem Hof standen schon Sina und Katharina und unterhielten sich aufgeregt. Während Mom und ich unsere Fahrräder abschlossen, konnten wir deutlich hören, dass es in dem Gespräch um den 'Unfall' heute morgen ging. Genauer gesagt um Æringa. Mom ging zu ihnen und ich lief an ihnen vorbei in den Stall. Æringa stand aufgeheizt schnaubend in ihrer Box. Warum bist du schon wieder so unentspannt? Beruhig dich doch bitte einmal in deiner Box! Ich öffnete die Boxentür und ging zu Æringa. Ich streichelte sie nicht, sondern ging zu ihrem Kopf und blieb bewegungslos stehen. Warum machst du das alles? Sag es mir doch bitte! Wenn du nur reden könntest, alles wäre einfacher. Ich verließ die Box wieder und ging einige Boxen weiter. In der Box, vor der ich Halt machte, stand Shiva. An ihren Augen konnte ich erkennen, wie erschöpft sie war. Als sie mich bemerkte kam sie zu mir. Ich streichelte sie am Kopf und am Hals. Als ich auf ihren Bauch guckte, sah ich eine große, angeschwollene Wunde. Sie sah nicht sonderlich gut aus. "Malia! Komm bitte!", hörte ich Mom rufen. Ich kraulte Shiva noch ein mal und verließ dann den Stall, um zu Mom und den anderen zu gehen. Auf dem Weg kam mir Sina entgegen. Ich schaute einfach nur betroffen auf den Boden und ging an ihr vorbei. Sina tat es mir gleich, allerdings mit einem eher wüntend und traurigem Blick. Katharina und Mom warteten auf mich und als ich bei ihnen war liefen wir direkt weiter in Katharinas Büro. Sie deutete uns zu setzten. "Also, Malia, Melanie, ihr könnt euch wahrscheinlich schon denken, warum ich euch hier her bestellt habe. Es geht um Æringa. Sie ist sehr... wie soll ich sagen... wild, überdreht, agressiv. Ich weiß, dass gerade du, Malia, viel dafür tust, dass sich das ändert, aber leider sehe ich kein Ergebnis. Ich weiß auch, dass du schon mehrmals den Stall gewechselt hast und mittlerweile in allen Ställen warst, die hier in der Umgebund sind. Aber trotz all deiner Anstrengung hat sich nicht viel geändert. Im Gegenteil, es hat sich alles verschlimmert!" Mir kullerte eine Träne über die Wange. "Das ist nicht deine Schuld. Ich habe deine Arbeit ja beobachtet. Du hast alles so gemacht, wie ich es auch tun würde. Das bedeutet so kann ich dir nicht helfen. Es gab ja schon viele Dinge, die hier mit ihr passiert sind, aber das heute ging einfach zu weit.", sie kam direkt zum Punkt. Ich musste schlucken. "Ich muss euch leider diesen Platz hier kündigen." "Das können wir verstehen. Es gab einfach zu viele Vorfälle.", sagte Mom. "Danke, dass ihr mich da versteht. Um eine Sache muss ich euch bitten. Gebt Æringa nicht auf. Ich habe sie viel beobachtet und bin zu dem Schluss gekommen, dass sie so ist, weil sie die enge der Boxen nicht erträgt. Sie ist, schon alleine wegen ihrer Rasse, ein Pferd, dass viel Platz und Auslauf braucht. Deswegen würde ich euch vorschlagen Æringa in einem Offenstall unterzubringen. In dem Telefonat mit dir, Melanie, habe ich ja auch gehört, dass deine schulischen Leistungen immer schlechter werden. Und das aus dem Grund, dass du im Unterricht nur an die Probleme mit Æringa denkst. Ich habe mich daher ein bisschen informiert: Du musst mehr Zeit mit Æringa verbringen, damit sich das alles legt. Gleichzeitig musst du aber auch viel Unterstützung dabei haben und trotzdem noch genug Zeit für die Schule haben. Und am wichtigsten: OFFENSTALL!  Das Ergebnis meiner Recherche war das hier." Katharina legte Mom und mir einen Flyer vor. Die Überschrift war: 'Reitinternat SANGUR'

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Hallo ihr Lieben!
Hier kommt endlich mein erstes Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch.
Achso und:
Fortsetzung des Kapitels folgt...

Eure lisamilou

Reitinternat SangurWo Geschichten leben. Entdecke jetzt