"Wendeltreppe"

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Ihre nackten Füße berührten den kalten Fußboden, als sie langsam die riesige Steintreppe zur Kathedrale hinaufging. Mühsam schob sie die große, schwere Holztür auf und fand sich in einer riesigen Halle wieder. Die Decke der Kathedrale hing wie ein einziges prachtvolles Gemälde über ihr und der kalte Steinboden wich glattgeschliffenem Mamor. Jeder ihre Schritte hallte in dem Saal wieder. Sie bewegte sich auf eine kleine Tür zu, die sich unscheinbar und ein wenig schief an der Wand neben ihr befand. Vorsichtig öffnete sie sie und stieg die enge Wendeltreppe dahinter hinab. Weiter und weiter schlich sie über die Stufen. Sie endeten in einer Bibliothek, älter als die Kathedrale über ihr. Die Regale ächzten unter dem Gewicht der Bücher und Staub hing in der Luft. Nicht weit von ihr stand ein alter Mann. Leise bewegte sie sich auf ihn zu. "Bitte," sagte sie, als sie vor ihm stand, "Bitte geben Sie mir mein Buch des Lebens." Der Mann nickte stumm, griff in eines der Regale und zog ein altes, dickes Buch heraus. Er reichte es ihr und sie spürte den Ledereinband zwischen ihren Finger und roch den Geruch der alten Seiten. Und von da an wusste sie, dass alles gut werden würde.

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