Kapitel 1

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Zusammen mit Fillip lag ich auf meinem Bett, ich auf dem Bauch, das Gesicht im Kissen vergraben, Fillip auf der Seite, sein Kopf auf die Hand und den Ellbogen auf das Kissen gestützt.

Langsam fuhr seine Hand meinen Rücken auf und ab. Er war gerade aus Schweden gekommen, da er einige geschäftliche Sachen erledigen musste und hatte mir einen Besuch abgestattet.

Ich seufzte leise und wohlig auf, da seine Berührungen ein sanftes Prickeln auf meiner Haut hinterließen. Ich hob meinen Kopf an und kuschelte mich sofort an Fillip. Tief atmete ich seinen wundervollen Geruch ein.

"Vyvienne?", fragte er leise und sah zu mir runter. Ich sah durch meine Wimpern zu ihm auf und strich mir eine rote, lockige Strähne aus der Stirn.

"Ja?", antwortete ich ebenso leise und musterte seinen Gesichtsausdruck. Es war keinerlei Emotion in seinem Gesicht abzulesen.

"Bist du glücklich hier?" Er küsste sanft meine Wange und hielt in seiner Bewegung auf meinem Rücken inne.

"Ja, wieso fragst du?", stellte ich die Gegenfrage und schaute ihn nun verwirrt an. So eine Frage hatte er noch nie gestellt, weil er wusste, dass ich ihm sagen würde, wenn etwas nicht in Ordnung wäre.

"Nun ja", fing er an und schwieg einige Sekunden, da er nach den richtigen Worten suchen musste. "Ich dachte mir... vielleicht könntest du... könntest du zu mir nach Schweden kommen."

Erst verstand ich nicht, was er von mir wollte, der Satz ging im einen Ohr rein und im anderen wieder raus, doch langsam verstand ich seine Worte.

Einen Moment überlegte ich, lauschte dem Feuerwehrgeräusch im Hintergrund durch das offene, große Fenster, dann schüttelte ich mit dem Kopf. "Fillip ich bin 16, bald 17 und noch nicht mit der Schule fertig. Du weißt ich gehe erst weg, wenn ich fertig bin mit der Schule."

Bedrückt nickte er und strich mir die widerspenstige Strähne von eben aus dem Gesicht.

"Ich dachte nur, wir sehen uns so wenig, dann hätten wir mehr Zeit miteinander."
Liebevoll lächelnd strich ich über seine Wange.

"Ich weiß es ist schwierig Fillip, aber ich muss hier bleiben und du weißt ja, dass ich in den Ferien zu dir komme. Und dann haben wir erstmal genug Zeit miteinander. Ich verspreche es dir."
Fillip brummte kurz zustimmend und zog mich dann dicht an sich, um mich sanft zu küssen. Wie sehr ich es liebte, wenn er mich küsste, mich umarmte, mich ansah, als wäre ich das Schönste, das er je gesehen hat. Er behandelte mich wie eine Prinzessin, ohne auf den Titel zu achten.

Natürlich spielte es Zuhause immer eine Rolle, dass ich Prinzessin und Thronfolgerin war, aber es schien, als könnte ich das bei Fillip einfach ausschalten.

Selbst die letzten Millimeter Platz zwischen uns überwand er jetzt, indem er seine Hand auf meinen Rücken legte und mich direkt an seine Brust zog.

So weit waren wir schon oft gegangen, im Grunde jedes Mal, wenn wir allein waren und uns küssten, aber weiter waren wir noch nie gegangen.

Ich wollte nicht und Fillip respektierte das. Langsam ließ er seine Hand über meinen Rücken nach unten gleiten und je weiter seine Hand kam, desto unangenehmer wurde es mir.

Glücklicherweise klopfte in diesem Moment jemand an meine Tür, sodass ich mich aufsetzen konnte, aber nicht selbst die Stimmung zerstören musste.

Mit einem genervten Stöhnen rollte Fillip sich auf den Rücken und rieb sich durchs Gesicht. Das war wohl für ihn nicht ganz nach Plan gelaufen.

"Herein", rief ich und rutschte an die Bettkante. Gerade wollte ich nur noch Platz zwischen mir und Fillip schaffen. So weit war er noch nie ohne meine Einverständnis gegangen und ich fühlte mich in seiner Nähe ziemlich unwohl.

Meine Zofe Janet betrat das Zimmer und knickste kurz. "Eure Hohheit, eure Mutter wünscht euch zu sprechen." Ich nickte und stand auf.

Schnell, aber sorgfältig strich ich das kurze Kleid glatt und wandte mich nochmal an Fillip.

"Tut mir leid, ich komme so schnell es geht wieder." Er zeigte mit einem nicken, dass er verstanden hatte, bewegte sich aber sonst nicht.

Ich drehte mich wieder zu Janet und folgte ihr dann nach draußen und durch die Gänge zum Damensalon. "Janet, wie oft muss ich es eigentlich noch sagen, wir duzen uns", meinte ich ein wenig zu schroff an Janet gewandt.

Sie war noch nicht lange bei uns und bevorzugte es mich mit eure Hohheit, anstatt Vyvienne anzureden, was mir nicht sonderlich gefiel. "Entschuldigt bitte eure Hoh-... Vyvienne."

Janet nickte noch einmal und öffnete mir die Tür zum Damensalon, der eher zu einem luxuriösen Wohnzimmer umfunktioniert wurde.

Ich trat ein und entdeckte meine Mom am Klavier. Sie konnte nicht viele Lieder spielen, nur ein paar die Grandma America ihr beigebracht hatte, aber sie spielte immer dann, wenn sie nachdenklich war oder etwas vorgefallen war.

"Mom?", fragte ich leise und trat näher an sie heran. "Ist irgendwas passiert?"

Sie zuckte kurz zusammen und drehte sich dann um.

"Ja, Schatz es ist alles gut", lächelte sie. "Es geht nur um die Ferien. Eigentlich wolltest du ja nach Schweden, aber dein Großvater will uns besuchen kommen. Er ist sehr einsam, seit Grandma verstorben ist."

Sie schluckte einmal kurz. Ich wusste wie schmerzhaft dieser Verlust für sie war. Grandma war so eine liebe und gütige Person, sie hätte nicht so früh sterben dürfen. Ihr Tod hatte etwas mit einer Herzkrankheit zu tun, ich weiß nicht genau welche, aber sie hatte in der Vergangenheit einen Herzinfarkt, als Mom ein bisschen älter als ich jetzt war. Grandma hatte sich wohl nie wieder ganz erholt. Nachdem sie gestorben war ist Osten zum Militär gegangen.

"Ich soll also hier bleiben?", fragte ich und versuchte zu verstehen, was Mom von mir wollte. Sie nickte kurz und stand dann auf.

"Das wäre lieb Schatz. Ich weiß wirklich wie sehr du nach Schweden wolltest, aber ich denke es wäre besser, wenn du bleibst." Ich musste einen Moment überlegen. Ich wollte wirklich gerne nach Schweden.

Es wäre etwas neues und ich könnte so lange bei Fillip sein, aber gerade das beängstigte mich auch. In meinem Kopf breitete sich ein einziges Chaos aus, so dass ich einfach nickte und mich auf ein Sofa sinken ließ.

Vielleicht würde mir und Fillip dieser Abstand gut tun. Er war zwar nicht oft in Illéa, aber doch oft genug, um mich einfach so hinzunehmen. Dieses vorsichtige Verhalten, das er anfangs an den Tag gelegt hatte verschwand immer mehr, musste ich zugeben, er behandelte mich immer mehr, als wäre ich selbstverständlich und so sollte es meiner Meinung nach in einer Beziehung nicht sein.

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