Zwei

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Meine Mom hält an einem kleinen Restaurant mitten im nirgendwo an. Sie und Tom steigen aus dem Auto. Mom blickt mich durch die Scheibe an. Sie erwartet wohl, dass ich mit aussteige. Ich schüttle den Kopf. Mom wirft mir einen fragenden Blick zu. Ich drehe mich weg. Ich habe weder Hunger noch besonders große Lust mich mit Tom und Mom zu unterhalten. Ich höre, wie sich meine Mutter und ihr Freund vom Auto entfernen. Seufzend lege ich meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe und schieße die Augen. Ich versuche, möglichst positiv zu denken, was mir leider nicht wirklich gelingt. Ohne dass ich es merke schlafe ich ein.

Als ich aufwache ist es bereits dunkel. Mom und Tom sind noch nicht wieder da. Beunruhigt werfe ich einen Blick auf den Parkplatz. Außer unserem Wagen ist dieser komplett leer. In der kleinen Gaststätte brennt noch Licht. Frustriert steige sich aus dem Auto, um zu sehen was die beiden treiben. Ist es schlau, das Auto hier unbeaufsichtigt und offen stehen zu lassen?
‚Die fünf Minuten wird schon nichts passieren. ', denke ich mir.
Der Schotterweg knirscht unter meinen Schuhen. Es ist nicht weit vom Auto bis zum Restaurant, aber ich bin nicht gerne allein im Dunklen. Schon gar nicht an fremden Orten. Es war sicherlich nicht schlau, keine Taschenlampe mitzunehmen. Vorsichtig laufe ich weiter. Nun ist es nicht mehr weit, also beginne ich, schneller zu laufen. Mein Herz klopft mittlerweile schneller. Ich blicke kurz zu Boden. Und schreie entsetzt auf.

Bis ich realisierte, dass ich lediglich über eine Bordsteinkante gestolpert bin, dauert es eine ganze Weile. Bis ich kapiere, dass nichts Schlimmes passiert ist, noch länger. Langsam rappele ich mich wieder auf und blicke mich um. Offenbar hat zum Glück niemand meinen ungeschickten Sturz bemerkt.

„Man, das war filmreif!"

Ich zuckte zusammen, als urplötzlich eine tiefe Stimme aus der Dunkelheit erklingt. Anscheinend war doch jemand Zeuge meines Missgeschicks. Ich drehe mich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen ist und überlegte, ob es nicht schlauer wäre, einfach wegzurennen. Allerdings könnte mich der Unbekannte dann verfolgen, und ich bin sicherlich nicht die schnellste Läuferin. Also balle ich die Fäuste und stelle mich breitbeinig hin, so wie ich es vor zwei Jahren im Selbstverteidigungskurs gelernt habe.

Langsam tritt eine Gestalt aus der Dunkelheit, die anscheinend einen schwarzen Hoodie mit weit ins Gesicht gezogener Kapuze trägt, und, wie ich bei näherem Hinsehen erkennen konnte, spöttisch lächelt.

„Wer ... wer bist du?", quieke ich und versuche, möglichst angsteinflößend zu klingen.
An dem Grinsen meines Gegenübers, das zusehends breiter wird, kann man erkennen, dass mir das nicht wirklich gelungen ist. Ich bin jederzeit bereit entweder loszurennen oder anzugreifen. Obwohl angreifen vielleicht nicht die beste Idee wäre, da die geheimnisvolle männliche Gestalt - Ich schätzte sie auf 1.85 - sehr gut gebaut ist. Ich vermute, dass er nicht viel älter als ich sein kann, zumindest anhand dessen, was man bisher von seinen Gesichtszügen sieht.

„Wer ich bin? Gestatten, mein Name ist Tyler. Tyler Bennett.

VeranoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt