4. •[School of tears]•

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Ji-Eun POV:

Müde saß ich nun ganz hinten im Bus auf den Weg zur Schule. Meine Verletzungen waren schnell verheilt und schon fast nicht mehr sichtbar. Mein Körper hatte sich daran anscheinend gewöhnt. Allerdings hatte die Ohrfeige ziemliche Spuren hinterlassen. Meine linke Wange zierte ein großer blau-violetter Fleck. Ich hätte ihn überschminken können, doch leider konnte ich mit Schminke nicht viel anfangen. Eine beruhigende Melodie spielte aus meinen Kopfhörern und ließ die Busfahrt ein wenig erträglicher werden. Letzte Nacht hatte ich kaum ein Auge zugedrückt. Nicht wegen Alpträumen oder Schmerzen. Sondern wegen Seo-Yeon. Obwohl es nicht verkehrt wäre sie als Alptraum zu bezeichnen. Sie hatte mich gestern Nacht durchgehend angerufen. Das erste Mal nahm ich noch ab. Seo-Yeon sagte 'Du bist Tod! Komm bloß nicht in die Schule, sonst kann ich dir nicht versprechen das du lebend rauskommst! Mein komplettes Leben hast du mir zerstört..' oder sowas in der Art. Sie hatte weiter geredet allerdings hörte ich nicht mehr zu und legte schlussendlich auf. Worüber ich mir eher Sorgen machte war woher sie meine Nummer her hatte. Der Bus hielt an der Haltestelle und ließ weitere Leute einsteigen. Heute hatte ich meine Uniform an doch sie war mir viel zu groß sodass es aussah als ob sie mich gleich verschlingen würde. Ich spürte wie sich jemand neben mich setzte, konnte aber nicht erkennen wer Ich starrte weiter aus dem Fenster bis ich Jungkooks Reflektion in der Scheibe ausmachen konnte. Wieso hasst die Welt mich so sehr? Anscheinend hatte er mich nicht erkannt also tat ich weiter so als ob nichts wäre.

Plötzlich fiel mir mein linker Ohrstöpsel raus und ich drehte mich automatisch nach links. Er war gar nicht rausgefallen. Jungkook hatte ihn mir rausgezogen und ihn sich ins Ohr gesteckt. "Ich dachte ich wäre der einzige der dieses Lied kennt" sagte er lächelnd und drehte sich zu mir, als er bemerkte das ich ihn erkannt hatte. Wie konnte der Teufel höchstpersönlich nur so ein schönes lächeln haben? Wortlos zog ich ihm den Stöpsel aus dem Ohr und rollte es um mein Handy. Das gleiche tat ich mit meinem und verstaute es gut in meinem schwarzen Rucksack. Der Bus hielt wieder an und ich stieg aus. Jungkook rief mir noch hinterher: "Du weißt schon das die Schule zwei Haltestellen weiter ist oder?" Natürlich weiß ich das Idiot! Ich hatte nur keine Lust weiter mit Jungkook Bus zu fahren. Mein Gefühl sagte mir das es nicht gut enden würde. Ji-Eun! Du hasst diesen Jungen! Er hat die Mädchen auf dich gehetzt und dir somit ziemlich schwere Verletzungen angetan! Du wirst ihn ignorieren! Nicht ansehen! Nicht mit ihm reden! Nicht an ihn denken! Dies redete ich mir die ganze Zeit ein währenddessen ich zur Schule lief. Vielleicht hatte ich Glück und bis ich dann da wäre entführte mich davor jemand oder so.

Ich hatte es bis zur Schule geschafft und wurde leider nicht entführt. Es war ziemlich leise. Kein Wunder ich war mal wieder viel zu früh da. Deswegen hatte es mich auch ein wenig gewundert als ich Jungkook bemerkt hatte. Vor der Schule war keiner außer ein junger Mann der auf der Bank saß und wahrscheinlich auf jemanden wartete. Wie ein Schüler sah er jetzt nicht gerade aus. Er hatte dunkle Augenringe und sah auch ziemlich abgemagert aus. Trotz alledem erkannte man immer noch sein schönes Gesicht. Sein Handgelenk zierte ein Verband das allerdings schon fast ganz rot vom Blut verfärbt war. Ich machte mir Sorgen. Langsam lief ich auf ihn zu und fragte ob alles in Ordnung wäre und auf wen er denn wartete. Er schaute zu mir hoch und schärfte nach ein paar Sekunden seinen Blick. Hatte ich was falsch gemacht? "I-ich warte auf dich" sagte er leicht benommen und starrte mir weiter in die Augen. Er wartete auf mich? Ich erstarrte. Diese Stimme. Schwer schluckend sah ich auf den Boden. Das war die Stimme die mich gerettet hatte! Oder ich hatte mich vielleicht verhört. Nein, das konnte nicht sein! Hundertprozentig war das seine Stimme! Bevor ich was sagen konnte spürte ich plötzlich wie zwei Arme sich um mich legten.

"Tut mir unglaublich leid das ich die ganzen Jahre nicht für dich da war" sagte er leise. Seine Stimme klang brüchig und es schien mir fast so als ob er gleich anfangen würde zu weinen. Ich rührte mich nicht. Die Situation war komisch. Er war ein Fremder. Was redete er da? Der Unbekannte zog zitternd einen Stift und ein Stück Papier aus der Jackentasche und kritzelte irgendwas drauf. Er drückte mir das Papier in die Hand und ging ohne ein Wort wieder. "Danke das du mir geholfen hast!" rief ich ihm noch immer verwundert hinterher und er drehte sich kurz um, lächelte ein wenig traurig und verschwand um die nächste Ecke. Dieses Lächeln. Das kenne ich. Meine Erinnerungen waren verschwommen und hatten sich auch nicht die Mühe gemacht wieder klar zu werden. Wieso hatte ich das Gefühl das ich ihn kannte? Wer war er?

Jungkook POV:

Sie war süß. Selbst die viel zu große Uniform stand ihr. Es wunderte mich das sie so früh zur Schule ging. Ich hatte ja eine Begründung. Damit nicht irgendwelche verrückten Fangirls mich verfolgten. Aber Ji-Eun? Ich weiß nicht. Allerdings machte ich mir jetzt wieder Sorgen um sie. Den blauen Fleck an ihrer Wange konnte man gar nicht übersehen. Ich hatte Schuldgefühle. Irgendwie hatte ich ja auch zu dieser Situation beigetragen. Aber es war nie beabsichtigt gewesen das sie so zugerichtet wird. Ich wollte mit dieser Federmäppchen Sache nur ihr Interesse für mich testen. Nicht ihre Schmerzempfindlichkeit. Seufzend holte ich meine Kopfhörer aus der Tasche und ließ unser neues Album laufen. Es war meiner Meinung nach das Beste von allen. Ob es Ji-Eun auch gefallen würde? Als ich gestern Jimin-hyung so hilflos da gesehen hatte war ich wirklich ein wenig aufgelöst gewesen. Er hat sehr stark nach Alkohol gerochen und wirkte auch nicht ganz klar im Kopf. Es wunderte mich das er es in diesem Zustand bis hierher geschafft hatte. Der Manager hatte Jimin-hyung mehrmals angerufen. Wahrscheinlich machte er sich Sorgen wieso er nicht beim Training war. Ich hatte gefragt was los war aber er wiederholte immer nur wieder den Satz 'Rette mich'. Schnell hatte ich ein Taxi gerufen das ihn ins Krankenhaus fahren sollte.

Danach rief ich den Manager an und sagte Bescheid. In der Schule konnte ich mich dann gar nicht mehr konzentrieren. Meine Gedanken waren die ganze Zeit nur bei Jimin-hyung und Ji-Eun. Und Seo-Yeon machte das auch nicht besser. Sie starrte mich die ganze Zeit böse an, ritzte in der Hofpause 'Ich vernichte dich' in meinen Tisch und bewarf mich im Unterricht durchgehend mit Papierkügelchen. Zu Hause hatte ich erhofft von Jimin-hyung eine Antwort zu bekommen wieso er betrunken war und geblutet hatte. Allerdings sagten mir die anderen Mitglieder nur das, als ich zu Hause war das als er vom Krankenhaus entlassen wurde, kurz nach Hause kam und dann danach gleich wieder verschwand. Ich wollte auf ihn warten allerdings bin ich dann einfach irgendwann eingeschlafen und morgens schlief er noch und ich musste schon zur Schule. Er würde mir noch sagen was los ist.

Jimin POV:

Ich war glücklich. Nein traurig. Wissend. Wütend? Anscheinend verwirrt. Die Tränen, die über meine Wangen liefen waren nicht definierbar. Ich wusste nicht ob das Freudentränen oder Trauertränen waren. Es waren einfach Tränen. Das letzte mal als ich geweint habe war solange her das ich mich nicht mal mehr daran erinnern konnte. Es war ein ungewohntes Gefühl zu weinen. Ich mochte dieses Gefühl nicht aber irgendwo war ich auch erleichtert. Doch dieses Glücksgefühl hielt nur kurz. Ich malte mir alle Situationen aus die passieren könnten wenn ich ihr alles erzählen würde. Alle Situationen gingen schlecht aus. Sie würde mich hassen. Nie mehr was mit mir zu tun haben wollen. Sie darf nicht erfahren wer ich bin! Aber sie muss! Nein! Ja! Aber....VERDAMMT!!

the cold prince | jeon jungkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt