Langsam erwache ich. Es fühlt sich an wie fliegen, alles ist so leicht, so schwere los, so weich. Doch dann fange ich an meinen schweren materiellen Körper wieder zu spüren und das Gefühl des fliegens verschwindet, doch was bleibt ist die Erinnerung daran. Apropos Erinnerung... hab ich halluziniert? Oder bin ich so ein Medium? Eine Krankenschwester kommt herein und schaut mich lächelnd an: "Dir gehts ja schon wieder besser. Das ist gut du warst nur eine Stunde weg." Ich erzwinge ein Lächeln meiner Seits, lehne meinen Kopf an die Wand und fange an zu grübeln. "Es kommt gleich ein Therapeut der ein bisschen mit dir reden will, auf Grund der vorgefallenen Ereignisse.", sagt sie in dieser Spießer sprache die ich so verabscheue. Ein Therapeut, das klingt ganz gut, ich möchte nichts lieber als zu wissen wieso ich diesen Mann gesehen habe. Andererseits, was ist wenn ich verrückt bin und in die Klapse gesteckt werde? Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe herum. Die Schwester hat mein Zimmer bereits wieder verlassen. Auf dem kleinen Tablett neben meinem Bett steht ein Glas Wasser und daneben liegt mein Handy. Ich nehme es und mache es an. Nach dem hoch fahren fängt es wild an zu vibrieren und ich werde mit Nachrichten bombardiert. Fast alles sind Fragen was passiert ist und wie es mir geht. Nichts Interessantes. Erneut geht die Tür meines Zimmers auf und ein junger, schlanker, attraktiver Mann schreitet herein. Mit einer kurzen Handbewegung schiebt er seine Brille ein Stückchen höher und fährt durch sein leicht gelocktes Haar. Seine grünen Augen sehen freundlich aus und seine Lippen haben eine schöne weiche Form. Ein leichtes Lächeln ziert diese. Seine langen dünnen Finger umklammern einen Block und die andere Hand spielt nervös mit einem Bleistift. Ich lege meinen Kopf leicht schräg und lächel neugierig, er sieht aus wie ich mir einen Verrückten vorstelle und ich finde Verrückte total interessant. Er atmet tief durch und setzt sich auf den Stuhl neben meinem Bett. Einen Moment lang, er kommt mir ewig vor, durch forscht er mich mit seinem Blick, macht sich Notizen, steht wieder auf und geht. Nicht eine Frage, nicht ein weiterer Blick, gar nichts. Schon wieder öffnet sich die weiße Tür und jemand betritt den Raum. Ich gucke nicht nach wer es ist, vor mir sehe ich ihn noch immer und denke und denke und denke... Noch nie habe ich mir so sehr gewünscht, dass ein Tag endet und alles nur ein Traum war. Eine Hand streichelt meinen Kopf und mir wird ein Kuss auf den scheitel gepresst. Vermutlich ist es Mama, doch ich drehe mich noch immer nicht um, zu sehr beschäftigen mich die Gedanken an das was passiert ist. Die Person legt etwas auf das Tablett und geht wieder. Jetzt bin ich mir sicher, dass es Mama war nur sie hätte spüren können, dass ich jetzt alleine sein will. Die Neugier in mir ist schließlich stärker als meine Verwirrung und ich schaue nach was auf das Tablett gelegt wurde. Es ist Mamas Kette, ein Lederband mit einem Anhänger. Der Anhänger ist ein unendlich Zeichen und darunter eine kleine Gitterkugel, in diese wurde ein Stein gesperrt. Als ich ihn näher betrachte, habe ich das Gefühl im Weltall zu schweben. Ich lege mir die Kette um den Hals und verschließe sie im Nacken. Meine Faust schließt sich fest um die Kugel und ich denke an meine verstorbene Oma, ihr gehörte diese Kette. So liege ich für etwa drei Stunden einfach nur da, dann kommt die Schwester herein und sagt mir, dass ich gehen kann. Wie in Trance stehe ich auf ziehe meine Schuhe an, nehem meine Sachen und verlasse das Gebäude. Draußen weht mir eine kühle Brise durch mein Haar und ich atme tief durch bevor ich mich in Richtung nach Hause auf mache. Den ganzen Weg lang versuche ich einfach ab zu schalten und stelle meine Musik extra laut. Es hilft leider nicht, mein Kopf ist kurz davor zu explodieren und ich höre die musik kaum, weil die streitenden Stimmen in meinem Kopf zu laut sind. Zu hause angekommen stapfe ich die Treppen hoch in mein Zimmer, schmeiße meine Tasche in eine Ecke und werfe mich auf mein Bett. Über meine Anlage drehe ich die Musik richtig laut und vergrabe mein Gesicht in Bennis Fell der sich neben mir breit macht. Irgendwann kommt Christian, ein guter freund von mir, vorsichtig in mein Zimmer legt sich ohne etwas zu sagen hinter mich und schmiegt seinen Körper beschützenden an meinen. Es tut gut dass er da ist und ich bin ihm so dankbar, dass er nichts sagt, jedes Wort wäre jetzt falsch, nur eine Silbe könnte alles zerstören, mich zum heulen bringen und mir die letzte Kraft nicht durch zu drehen nehmen . Nach einiger zeit wird Benni nervös und Chris macht ihm die Tür auf. Ich höre wie mein Vater mit ihm redet und ihn fragt ob sie jetzt spazieren gehen wollen. Meine ganze Familie, auch ich, redet immer mit Benni als würde er uns verstehen und manchmal gibt er uns das Gefühl uns tatsächlich zu verstehen. Chris schließt die Tür und kuschelt sich wieder zu mir. Sein ruhiger, gleichmäßiger Atem beruhigt mich und gibt mir das Gefühl von Sicherheit. Nach einiger Zeit fühlt es sich an, als würden unsere Herzen sich einander anpassen und jetzt gleichzeitig schlagen. Eine Weile denke ich noch über alles nach, dann schlafe ich ein.
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Die Psychiatrie
AléatoireSie führt ein ganz gewöhnliches Leben, langweilig und monoton wie jedes andere auch. Doch dann tauchen diese Menschen auf und all ihre Gewohnheiten verschwinden... "Morgen darf ich nach Hause. Dort hin wo die Sonne meine Haut streichelt, wo der Rege...