"Okay. Dann leg los mit... Was auch immer du mir sagen willst.", sage ich und schließe mein Buch. Dann bekomme ich also eine 3, oder 4 auf die mündliche Zusammenfassung über Parabeln und Funktionen. Auch gut. Aber wie soll ich das James erklären? Ley reißt mich mit ihrer hohen Stimme aus den Gedanken. "Denkst du echt, dass es dir hilft, wenn du dich verkriechst und dir dein eigenes, unsichtbares Schutzschild um deinen Körper baust."
"Naja, Schutzschilder schützen also.."
"Amb', du kannst dich nicht vor etwas schützen, dass schon passiert ist!" Natürlich hat sie da Recht. Lesley hat sogut wie immer Recht, aber ich werde nicht einfach aufgeben, und das unsichtbare Schutzschild zerstören. " Das nicht, da hast du vollkommen Recht. Aber ich bin noch nicht bereit für die Wahrheit. Ich will nicht darüber nachdenken."
"Und ich bin noch nicht bereit, dich aufzugeben. Das sind wir alle nicht!" Wir? Wer in Gottesnamen war wir? Sie und der neue Club der guten, reinen Seelen ? "Wir?"
"Cooper, Mike und Ich. Deine Freunde." Oh, das meinte sie. Aber ich will keine Freunde haben. Das tut mir nicht gut, da bin ich mir sicher. "Tut mir Leid, aber ich habe keine Freunde mehr." Ihr entsetzter Blick sticht mir ins Herz. Oder besser gesagt in das Loch, in dem es sein sollte. Ich hoffe, dass ich irgendwann komplett kalt sein werde, mir alles egal ist. Aber in Wahrheit weiß ich, dass das wahrscheinlich nie der Fall sein wird. Leider. Es wäre einfacher. Viel einfacher. Ich müsste keinem mehr was vorspielen, weil es mir eh egal wäre, wie sie sich fühlen. Und wenn sie sterben würden? Dann würden sie halt sterben. Es macht mir Angst, wie unglaublich einfach und simple alles werden würde. So umstandslos. Gefühlslos. Schmerzlos.
Eine eisige Träne rollt meine Haut hinunter. Scheiße. Ich bin wohl das genaue Gegenteil von Gefühlslos. "Tut mir Leid, Ley. Ich... Es tut mir Leid." Sie streicht sich ihre blauen Strähnen aus dem Gesicht. "Braucht es nicht. Du hast immerhin Recht." Ich glaube, dass ich für den Bruchteil einer Sekunde vergessen habe, dass ich das Leben schätzen sollte. Glücklicherweise betritt Mr. Roberts den Raum und ich habe die Gelegenheit mein Gesicht hinter dem Mathebuch zu verstecken, damit man die stillen Tränen nicht sieht. Die Stillen sind mit Abstand die schmerzlichsten. Ich hatte sie alle verloren. Meine besten Freunde, ich hatte sie einfach gehen lassen. Eine miserable Freundin war ich, ihr Hass war verdient. Jeden einzelne ihrer abschätzenden und wütenden Blicke hatte ich verdient. Auch als Cooper letzte Woche ein anderes Mädchen geküsst hatte und ich ihm dabei zusehen musste, als ich geweint hatte und mir Vorwürfe machte, wie ich ihn nur hatte gehen lassen können, war es mir bewusst. Dass ich all diese Tränen weinen musste, sie mussten hässliche Pickel auf meiner Haut hinterlassen, Cooper musste eine neue Freundin haben und Ley musste mir sagen, dass ich ihre Freundschaft verloren hatte, weil ich es verdiene. Jeden Schmerz. All die Wut. Ich zog sie begierig auf.
"Hallo. Du bist Amber, richtig? Mir wurde gesagt ich soll mich hierher setzen.", ertönt plötzlich eine tiefe Stimme rechts von mir. Verdammt, dass musste dieser neue sein. Die ganze Schule redete von ihm. Davon, dass er anscheinend aus England kam und nur hier ist, um von seiner Familie zu fliehen. Und natürlich wurde ihm der Platz neben mir zugeteilt. Und selbstverständlich heule ich, aber wenigstens hinter meinem Buch, sodass er es nicht sehen kann. Ich setzte mein Lächeln auf, wische mir möglichst unauffällig mit dem Stoff meiner Strickjacke übers Gesicht und lasse dann das Mathebuch sinken. Mein Lächeln erstirbt allerdings, als ich sehe, wer da vor mir sitzt. Oder besser gesagt, welche Sorte Mensch.
DU LIEST GERADE
Ghostlove - Unsterblich Gestorben
ParanormalAmber Jane Carter ist 17 Jahre alt, als ihre Großmutter stirbt. Sie kommt damit nicht zurecht und fällt in ein tiefes Loch. Als sie Lucas North kennen lernt, wird ihr bewusst, dass das Leben auch schön sein kann. Sogar dann, wenn man selbst tod ist...