#1 Prolog

3 0 0
                                    

Es war wohl eine der schrecklichsten Nächte, die das Königreich je erlebt hatte und doch sollten noch viele grässliche Nächte folgen. Doch in dieser Nacht glaubte bald niemand mehr daran, dass es überhaupt noch eine weitere Nacht geben würde.

Es war ein grauenhaftes Gefühl. Ein solches Gefühl wünschte man keinem, sie konnte es nicht einmal beschreiben. Er war tot. Der König war tot. Und sie war fort.
Dieses geliebte kleine Wesen, dem sie so viel Liebe gegeben hatte und das ihre Tochter war.

Warum? , raunte eine Stimme in ihrem Kopf. Eine Frage, die diese Stimme sie nun schon tausend mal gefragt hatte und die sie womöglich niemals beantworten könnte. Und trotzdem schwebte diese Frage die ganze Zeit vor ihren Augen, wie ein dicker Nebelschwaden, der ihr die Sicht versperrte, auf die Zukunft, wie auf die Gegenwart und der sie vielleicht irgendwann in eine tiefe Schlucht fallen lies, aus der sie nie wieder herauskommen würde. Sie spürte nur Kälte. Eisige, beängstigende Kälte, die sie zu einer Statue machte: Kalt und ohne Worte.

"Sie steht unter einem psychischen Schock."

Dieser Typ hatte leicht reden. Er wusste nicht welches Geheimnis sie mit sich hetumtrug. Niemand wusste es, nur sie und er. Was sollte sie jetzt tun? Abhauen! Ein neues Kapitel beginnen. Aber in ihrer Position war das schwer, wohl eher unmöglich und nicht zu schaffen.

Jeder weiß, wer ich bin.

Ein Umstand, den sich so viele erwünschen und der doch mehr ein Fluch des Lebens ist. Hier kannte sie jeder. In der Menschenwelt jedoch würde sie niemand erkennen.

"Nur dieses Band loswerden.", murmelte sie vor sich hin. Sie öffnete den Verschluss, des wunderschönen Bandes das sie seit sie denken konnte mit sich trug. Sie nahm es ab und wurde sofort verwandelt. Dann schaute sie es in ihren Händen an und riss es in zwei Teile, die niemals wieder zusammengefügt werden könnten. Der Zauber erlosch. Das Band wurde plötzlich so heiß, dass sie es fallen lies und zusah wie es aufbrannte und nichts zurück blieb.

Jetzt ich. Weg mit mir.

Sie floh an irgendeinen Ort, in irgendeiner Welt. Mit nichts im Gepäck, nur einem grauenhaften Gefühl: Das Gefühl der Leere.

Denn das Loch, vor dem sie solche Angst hatte und in welches sie niemals fallen wollte, hatte sie schon längst mit all seiner Schwärze umhüllt und verschlungen.

__________________☆___________________

Am nächsten Morgen laßen es alle in den Medien: Riesenschlagzeile:
KÖNIGSFAMILIE ZERSTÖRT!
Vater ermordet, Kind gestohlen, Mutter untergetaucht oder gestorben? Ihr Bruder wird das Land regieren. 
Niemand wollte es glauben, niemand wollte es wahr haben. Das war nicht passiert, das durfte nicht sein. Und eine Frage ging niemandem aus dem Kopf. Warum?

Nur einer wusste die Antwort und er kannte seine Aufgabe. Er musste sie beschützen. Oder seine Nachfahren. Und er musste das Buch ihrem Onkel geben. Vielleicht könnte.. nein, aber.. es war die einzige Chance. Sie ist die Einzige, die ihn verstand, obwohl sie das Geheimnis nicht kannte. Er musste es wagen und er tat es. Er musste sie sehr lange überreden. Alles klappte. Sein Plan ging auf. Doch er wusste, es lag nun nichtmehr an ihm sie zu beschützen. Ein Jahr vor einem großen Wunder kam ein kleines Wesen zur Welt, dem er seine Geschichte erzählte.

"Hüte das Geheimnis!"

"Natürlich."

Das kleine Wesen verstand noch nicht was so bedeutend war, aber sein Vater hatte es Ernst gemeint und das verstand es.

Ein Jahr später geschah dann das Wunder, auch wenn das Wunder selbst keine Ahnung davon hatte. Es hätte sich niemals erträumt in irgendeiner Form etwas Besonderes zu sein. Niemand hatte auf dieses Wunder gewartet oder hatte geglaubt, dass es einmal passieren würde und viele hatten wohl auch schon diese grauenhafte Geschichte mit einem vielleicht halbwegs gutem Ende vergessen, doch trotz all dieser Gegenrufe hatte einer nicht aufgehört zu glauben. Und nur wegem ihm war es wohl letztendlich auch möglich, dass es geschah.

AryaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt