Prolog

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Langsam öffnete ich meine braunfarbigen Augen, welche den Ton einer Haselnuss sehr nahe standen. Mein erster Blick in dieser scheinbar unbekannten Welt erhaschte ein wunderschönes, von der Abendsonne angestrahltes und goldlich glänzendes Weizenfeld. Neben dem mit Ästen geflochtenem Korp, in dem ich in eine gemütliche, rote Decke einigewickelt war, saß eine schöne Frau mit großen, magentafarbenen Flügeln, welche
mir ein strahlendes Lächeln schenkte als ich sie zum ersten Mal erblickte. In diesem unvergesslichen Moment wuchs diese unbekannte Person mir ans Herz und ich verspührte ein starkes Band zwischen mir und der geflügelten Frau.

Jedoch überkam mich ein schreckliches Gefühl, welches mir sagte, dass wir nicht alleine waren. Plötzlich hallten Schreie aus den finstersten Weiten des Waldes auf und es ertönten Schüsse, die meine empfindlichen Ohren betäupten. Ich schrie auf. Mir glitten Tränen aus meinen Augen und sie liefen langsam
meine roten Bäckchen hinunter.
Die Unbekannte wischte sie mir sanft aus meinem Gesicht und Küsste mich daraufhin mit ihren weichen Lippen auf meine Stirn.
Sie hob den Korb und rannte mit mir über das Weizenfeld, weiter weg vor dem ohrenbetäubenden Lärm, der sich im Wald nach Herzenslust austobte. Ich hörte nicht auf zu weinen. Ich schrie weiter und weiter und schaute dabei die Frau an, welche sich berreits umdrehte um nachzuschauen, ob irgendjemand uns folgte.
Tadsächlich rannten Männer mit Gewähren aus dem Wald und verfolgten uns. Mich überkam wieder eine unendliche Angst und ich schrie ein weiteres Mal auf. Doch dann öffnete sich der Mund der Frau und eine wunderschöne Stimme sprach zu mir
»Weine nicht. Ich werde dich mit allem, was ich habe, beschützen.«
Aufeinmal hörten meine Augen auf, Tränen zu vergießen und meine Angst verflog. Ich hatte das Gefühl, dass ich der geflügelten Frau vertrauen konnte. Vieleicht aber auch nur, weil mir dies ihre Flügel zeigten. Ich schloss für ein paar Momente meine Augen und lauschte dem Gesang der Stimme, der anscheinend der Unbekannten gehörte.
Als ich wieder meine Augen öffnete und in den Himmel schaute, erkannte ich viele Lichter, die dem tiefen Blauton des weiten ozeanischen Universums trotzten. Wir waren auch nicht mehr auf dem Weizenfeld, sondern in einem Waldabschnitt, der mir äußerst gruselig vorkam. Ich ließ meinen Blick an der rechten Schulter der Unbekannten haften und musste feststellen, dass aus ihr eine dunkelrote, dicke Flüssigkeit rauskam. Mir war der Anblick nicht ganz geheuer und ich schrie mir, wieder einmal, beinahe die Seele aus dem Leib.
»Es tut mir unendlich Leid, dass ich dich nicht mitnehmen kann«
Nach dieser Aussage schaute sie nach Vorne. Im Hintergrund höhrte man immer noch die Schüsse der Gewähre.
Ich folgte ihrem Blick und sah ein großes Haus auf das wir geradezu zusteuerten.
Als wir vor der großen Haustüre des Hauses waren, setzte sie den Korb auf den verzierten Boden ab und nahm eines meiner kleinen Händchen. Kurz darauf ertönte wieder die heilende Stimme von eben.
»Ich hoffe wir sehen uns irgendwann Mal wieder, aber bis dahin........, lebe, Lyrana!«
Dann, drückte sie mir sanft einen Zettel in die Hand und lies sie
los. Ich fing wieder an zu schreien als die Unbekannte mit den magentafarbenen Flügeln in der Dunkelheit der Nacht verschwand.
Als sich die Türe des Hauses öffnete, blieb immer noch eine Frage offen die
die mir nicht beantwortet wurde.

»Wer war diese unbekannte Frau?«

The Feelings of WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt