Kapitel 4

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Sie sahen aus, wie die Flügel eines Engels und schimmerten silbern, wie eine von Morgentau bedeckte Wiese.
Und als ich sie mir genauer ansah, erkannte ich in ihnen ein loderndes Feuer, dessen Flammen in allerlei Blautönen schimmerten. Plötzlich hörte ich ein Klopfen an meiner Tür.
»Kleine Lyrana? Was machst du denn so lange in deinem Zimmer? Ariane hatte mir berreits Bescheid gegeben, dass du noch nicht im Speisesaal erschienen bist. Beeile dich, bitte!«
Oh nein!!!
Gerade das hatte mir noch gefehlt!
»K-klar, aber... bitte komm noch nicht rein. Ich muss mich noch umziehen. Ich habe gestern ausversehen vergessen, den Wecker anzustellen.«
»Also gut, ich gebe dir noch eine Minute, verstanden?«
»Könntest du mir bitte noch fünf Minuten geben? Du weisst doch, dass ich bei solchen Sachen sehr langsam sein kann.«
»Dann musst du dieses Mal einfach schneller sein. Ich fange schon mal an zu zählen. Eins, zwei, drei, vier...«
Irgendwie hatte ich diese Antwort erwartet. Deswegen zog ich mich schon (halbwegs) mitten im Gespräch um und hatte dann noch genügend Zeit um die Flügel zu verstecken.
Aber... sie waren einfach zu groß für meine Kleidung. Während ich, voll und ganz in Panik geraten, im Kreis umherlief, konnte ich das leise Gezähle von Damien hören. Die Zahlen brannten sich regelrecht in meinem Kopf rein.
Als mein persönlicher Butler bei der dreißigsten Sekunde ankam, kam mir eine Idee auf.
Vielleicht konnte ich meine Flügel einziehen.
Wie gesagt, so getan. Es klappte wirklich! Die Flügel ließen sich bis auf zwei mittelgroße Federn einziehen. Ich versuchte erneut mein Glück und quetschte den übrig gebliebenen Rest sanft (aber auch schnell und ein bisschen ungeschickt) unter mein T-shirt.
Inzwischen war die Minute berreits vorüber und ich schritt erleichtert in den riesigen Saal, welcher von mir als (normaler) Essplatz anerkannt wurde.
»Lyrana, warum brauchtest du denn so lange! Du musst dich beeilen! Ich habe dir schon das Lunch für die Schule eingepackt.«
Endlich hatte sie die Sache mit dem Vornamen kapiert.
»Danke, aber ich werde lieber sofort gehen. Ich bin ziemlich spät dran. Deswegen kann ich kein Frühstück annehmen ohne zu spät im Unterricht zu erscheinen. Bye!«
Schnell rasste ich bis hin zur Haustüre, zog mir neue Schuhe an (denn ich hatte heute keine Lust auf meine alten Sandalen) und lief aus dem Anwesen hinaus.
Als ich schon am Weizenfeld ankam überkam mich ein ungutes Gefühl.
Aufeinmal konnte ich wieder einen leichten Klang wahrnehmen der mir etwas äußerst merkwürdiges ins Ohr flüsterte.
»Sei ... auf ... der ... Hut, junges Clanmitglied. Jene, welche ... sich an ...  den Alttag ... klammern ...  fürchten oftmals ... das Unbekannte.«
Wie sollte ich das nun verstehen? Ich glaube ich war hier im falschen Film. Erst hörte ich die Stimme der Unbekannten Frau, dann bekam ich am nächsten Morgen Flügel (die womöglich Jeder sehen kann, da sie echt sind) und dann auch noch Das!!!
Ich konnte es noch verstehen wenn diese Worte von der Unbekannten stammten, jedoch taten sie dies nicht. Dieses Mal hatte ich den Eindruck, mehrere Stimmen gehört zu haben. Bitte lass alles nur ein Hirngespenst oder böser Traum sein!
Ich beschläunigte meinen Gang immer mehr. Nach einiger Zeit rannte ich regelrecht das letzte Stück meines langen Schulweges ab.
Als ich am Gelände des Gymnasiums ankam konnte ich (zum Glück) erkennen, dass sich alle Schüler noch im Erdgeschoss des Gebäudes aufhielten. Erleichtert öffnete ich die große Türe, welche den Haupteingang unserer Schule darstellte und trat somit in das Gymnasium ein.
»Endlich da!«
Während ich mir diese Worte zuflüssterte, hallte eine altbekannte Stimme durch den kompletten Raum, bishin zu meinen Ohren. Natürlich wusste ich berreits welche Person mich gleich überrennen wird.
»LYRANA!!!«
Wusste ich's doch!
»Lyrana, ich habe dich soooo sehr vermisst!«
Isabell fiel mir mit einem riesigen Sprung um die Arme und erdrückte mich beinahe. Zum Glück waren Clara und Sarah noch rechtzeitig gekommen und hatten sie (mit seeeeeehr viel Mühe) von mir wegzerren können.
»Clara, du weisst doch ganz genau, dass ich es hasse, wenn du mich AM FRÜHEN MORGEN zu Tode erdrückst!!«
Nachdem sie sich wieder beruhigte sah sie mich mit ihren niedlichen, meerblauen Augen an. Ich konnte ihr bei so einem Anblick einfach nicht böse sein. Ihre blonden Haare, die schönen Augen und ihre niedliche Erscheinung strahlten eine seltsame Aura aus, die einem sagte, dass man ihr einfach Nichts übel nehmen konnte. Mein genervter Blick verwandelte sich schnell in ein strahlendes Lächeln. Isabells Lippen entglitten ein leises "Sorry".
»Ach ist doch jetzt egal«
Sie sah mich ein bisschen verwundert und geschockt zugleich an.  Das hatte sie bestimmt nicht von mir erwartet, denn normaler Weise war ich in solchen Situationen ein richtiger Miesepeter.
»Lassen wir uns doch nicht den Tag wegen einer miesen Stimmung versauen«
Ich nahm Isabells Hand und zog sie zu mir, damit ich sie auch umarmen konnte (natürlich im gleichen Stil wie sie mich umarmt hatte). Nach einiger Zeit bekam sie keine Luft mehr und schlug zwei Mal gegen mein Schulterblatt.
»Ich.. kriege.. keine.. Luft.. mehr..!«
Natürlich musste ich es ihr, trotz der "Aura", heimzahlen. So war ich nun mal. Nach einigen Momenten ließ ich sie letzten Endes los. Isabel keuchte berreits und sah mich wütend an. Wenn Blicke töten könnten...
»Nun... ich habe dir nicht versprochen, dass ich es dir NICHT heimzahle«
Isabel schmunzelte leicht. Auch Clara und Sarah mussten bei diesem Satz lächeln.
»Irgendwie habe ich schon geahnt, dass du's mir heimzahlst«
»Wie wahr«,
beteiligten sich die anderen Zwei beim Gespräch.
Wir unterhielten uns noch eine Weile bis ein altbekannter Gong ertönte und wir in den zweiten Stock gingen um zu unserem Klassenzimmer zu gelangen.
In den ersten beiden Stunden wurde bei uns Französisch unterrichtet, was nicht gerade die beste Unterrichtsstunde war, da ich dieses Fach nicht gerade gut beherschte. Zum Glück vergingen die beiden Schulstunden wie im Flug. Dannach holte ich in der fünf Minuten Pause meine Mathesachen für den bevorstehenden Mathematikunterricht. Ich musste zugeben, dass ich wirklich KEIN EINZIGES Hauptfach recht leiden konnte. Im Gegensatz zu den ersten Stunden hatte ich das Gefühl, dass sich der Matheunterricht niemals dem Ende zuneigte. Nach einer gefühlten Ewigkeit fing auch schon die erste große Pause an. Während sich meine Freunde über Jungs unterhielten, (was hätte man auch Anderes erwartet) ging ich stattdessen in die Schulbücherei um über die Sache mit den verschiedenen Stimmen, die mich vor Irgendetwas warnten, nachzudenken. Sie hatten mich "junges Clanmitglied" genannt und sprachen seltsam. Es hatte schon etwas Mysteriöses an sich. Ich kam mir so vor, als wäre ich in irgendeinem Fantasybuch gefangen. ICH VERSTAND
DAS GANZE EINFACH NICHT!!! Naja... Fantasy hin oder her. Ich musste einfach mehr über die jetzige Lage herausfinden. Vielleicht bekam ich im Internet Antworten. Aber was sollte ich bloß eingeben? Mir würde schon etwas einfallen. Ich werde in der nächsten Pause mal beim Computerraum vorbeischauen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 26, 2016 ⏰

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