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Mit einem entspannten Grinsen erwachte der junge Mann und streckte sich unter seiner Bettdecke. Er wandte den Blick zum Fenster und sah, dass die Sonne bereits hell am Himmel stand.

Zerzaust setzte er sich auf. Es wunderte ihn nicht, dass er allein im Bett lag. Das war normal, er war es gewöhnt.

Henry verzog sich oftmals noch vor Sonnenaufgang in die Wälder, um zu jagen oder der sommerlichen Wärme zu entkommen. Obwohl ihm die Sonne selbst nichts ausmachte, mochte er keine Wärme.

Dabei hatte er, Garrett, bereits etwas für sie beide geplant.

Es war der erste richtige Sommer, den sie zusammen verbrachten nach Garretts Rückkehr nach Gatwick. Sein Fotostudio lief so gut, dass er es sich leisten konnte, während der Sommermonate für 3 Wochen zuzumachen und in den Urlaub zu fahren.

Und es war natürlich klar, dass er seinen Geliebten mitnehmen würde. Und wenn dieser sich auf die Hinterbeine stellen sollte!

Noch immer grinsend stand er auf, wusch sich rasch den nächtlichen Schweiß vom Körper und trabte barfuss die Treppe runter in die Küche. Er schmunzelte. Henry hatte ihm bereits Kaffee gemacht, die Maschine war eingeschaltet und der Raum duftete köstlich.

Während er trinkend am Küchentisch saß, durchblätterte er den Prospekt und die Broschüre, die er besorgt hatte. Er hatte den kleinen Ausflug bereits gebucht. Es sollte nur über das Wochenende gehen, denn er wollte den menschenscheuen Henry nicht zu sehr überfordern.

Er seufzte und hoffte, er würde deswegen kein Theater machen. Henry verließ Gatwick nicht, wenn es nicht sein musste. Ihn, Garrett, zog es jedoch ans Meer. Sie hatten zur Abwechslung mal einen so schönen Sommer mit viel weniger Regen als sonst...

»Du bist ja schon auf. Es ist gerade mal 8.« Eine glucksende Stimme von der Hintertür riss Garrett aus seinen Gedanken und er hob den Kopf.

»Hm? Oh ja... wenn du weg bist, kann ich nicht mehr schlafen«, grinste er und betrachtete den Mann an der Tür. Henry, der große Vampir Dionysos, trug kurze Hosen und ein dunkles Hemd, aber keine Schuhe. So leger hatte ihn Garrett nicht kennengelernt, aber er liebte es, dass Henry so viel lockerer geworden war, seit sie zusammenlebten.

Der Vampir neigte mit einem Grinsen den Kopf. »Irgendwer muss Nikodemus füttern und oben lüften. Das ist eine Backstube. Verdammter Sommer.«

Garrett spürte, wie sich ihm vor Aufregung die Kehle zuzog. Das wäre eine optimale Gelegenheit, ihm zu sagen, dass er einen Ausflug gebucht hatte. Doch ihm gegenüber fühlte sich der junge Mann oftmals noch immer wie ein naiver, achtzehnjähriger Junge und nicht wie ein Mann von 26 Jahren.

Henry bemerkte Garretts Anspannung und hockte sich mit einer Tasse Kaffee auf einem Küchenstuhl.

»Hast du was?«

»Ähm.. nun ja... ja... Ich...« Garrett räusperte sich und schüttelte den Kopf. Er mahnte sich selbst, dass er kein Kind mehr war.

»Also, ich wollte dich überraschen. Ich weiß, du kannst sowas nicht leiden, aber... naja, ich dachte, wir zwei könnten einen schönen Ausflug in den Süden machen... dieses Wochenende?«

Der Vampir funkelte ihn über die Kaffeetasse hinweg an. »Einen Sommerausflug? Ans Meer? Wo Menschen sind?«

Garrett nickte. »Es ist endlich mal schön und nicht so verregnet und du sagst ja selbst, es ist dir hier im Wald zu warm. Vielleicht kühlt uns das etwas ab?«

Henry guckte grübelnd in seine Tasse. Er mochte es nicht, aus seinem gewohnten Umfeld zu verschwinden, auch wenn Garrett Recht hatte. Es war ihm zu drückend, die Hitze hing wie eine Glocke über dem Tal und in Gatwick ging zur Mittagszeit kaum ein Luftzug. Alle ächzten und stöhnten und die, die den Talkessel verlassen konnten für einige Tage, taten es.

Sommer mit VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt