Kissing-End

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Manche Tage sind einfach wunderschön. Manche Tage aber auch nicht. An manchen Tagen möchte man einfach nur zu Hause liegen. Wie zum Beispiel heute. Heute lief einfach schon alles schief. Ich bekam zwar 13 Punkte in meiner Programmierenklausur aber sich wirklich gefreut für mich hat niemand. Genervt von dem Tag ging ich Richtung Park. Dort war eine Menge los. Eigentlich hatte ich null bock auf Menschen. Eigentlich bin ich eine offene und kontaktfreudige Person. Doch heute nicht. Ich ging in eine Ecke des Parks, welche ziemlich ungestört erschien. Ich setzte mich auf den Boden und schaute auf das Gras. In dem Gras war eine Biene. Sie sah geschwächt aus und somit erinnerte sie mich an mich selbst. Eigentlich versinke ich nicht oft in Selbstmitleid doch langsam habe ich alles einfach nur noch satt. Ich setze die Biene an einen Ort hinter größeren Grasbüscheln, damit sie dort in Ruhe den Rest ihres winzigen Lebens verbringen konnte. Noch ein letztes mal sah ich sie an. So ein kleines wichtiges Lebewesen wird nun leider sterben. Keiner ihrer Gefährten wird dies bemerken. Erst wenn sie nicht im Bienenstock auftauchen wird, wird man bemerken, dass sie tot ist. Das machte einen schon traurig.
»Lucy!«
Ich hörte jemanden meinen Spitznamen rufen. Als ich mich umdrehte stand meine beste Freundin Pricialla vor mir.
»Lucy da bist du ja. Ich hatte versucht dich anzurufen, weil ich wissen wollte, wann wir uns hier im Park zum Kissing-Day treffen. Ich hatte dich nicht erreicht also bin ich los und dann traf ich auf dich.«
Stimmt. Heute war ja Kissing-Day und Alexander hatte uns beide eingeladen, mit ihm und seinen Freunden zu feiern.
»Sorry, Pris. Ich habe das total verpeilt gehabt. Ich fahre nochmal heim und komme dann wieder. Ich sehe aus, wie das letzte Buschschwein.«
Sie fing an zu lachen und bemerkte schnippisch dabei.»Ja, ein wenig. Aber das geht schon. Bleib hier und komm mit rüber zu den anderen.«
Seufzend und augenverdrehend folgte ich ihr. Die meisten von ihnen kannte ich schon. Andere wiederrum nur vom Sehen. Alexander entdecke mich und kam auf mich zu.
»Lucy Pucy!«
Ich hasste es, wenn er mich so nannte und könnte ihm jedesmal dafür eine reinhauen - was ich auch diesmal tat. Ich boxte ihm in die Schulter, bevor er mich umarmen konnte.
»Au.«
»Komm, als ob das wehgetan hat.«
»Warum so mürrisch?«
»Weil.«
Er bemerkte immer, wenn etwas nicht ganz stimmte bzw. ich schlechte Laune hatte. Und das ist auch ein Grund, weshalb er mein bester Freund ist. Er musterte mich leicht skeptisch.
»Ohh man Lucyy. Jetzt komm her.«
Alex legte die Arme um mich und ich erwiderte seufzend seine Umarmung. Darauf hin drückte er fest zu, so dass ich kaum noch Luft bekam.
»A-Alex!« brachte ich nur schwer hervor.
»Lucyy!«
Er ließ ein bisschen  aber behielt mich in seinen Armen. Ich schnappte nach Luft.
»Du Vollidiot!«
Alex lachte nur.
»Ich dich auch, Kleine.«
Seufzend ließ ich ihn los, als ich langsam Pris' Blick bemerkte. Dieser Blick war voller Eifersucht, Hass und Neid. Und den bekam ich nicht zum erstenmal zu sehen, wenn ich etwas mit Alexander machte oder wir gemeinsam Schwachsinn in den Pausen in der Schule machten. Sie war mal verliebt in ihn. Pris behauptete zwar ganz Felsen fest, sie sei nicht mehr verliebt und würde auch nicht mehr auf ihn stehen. Doch ich bin mir sicher, dass dies nicht stimmt. Ich begrüßte die anderen noch und stellte mich bei denen vor, die neu waren. Einen Augenblick später, als ich wieder zu Alex maschieren wollte, tauchte er auf. Malvin war ein großer gutaussehender Junge, den man am liebsten den ganzen Tag anstarren könnte. Pris boxte gegen mein Arm und flüsterte.
»Sie mal, wer da ist.«
Sie ging auf ihn zu und machte unseren Handcheck mit ihm. Ich hingegen stand einfach regungslos da, bis er mich entdeckte.
»Heyy« lächelte ich ihn an. Er hielt mir die Hand hin, um auch den Check zu machen. Verdutzt machte ich ihn mit ihm.
»Hi Lucy.«
Oh, ich liebte seine Stimme.
Mittlerweile war die Sonne auch schon untergegangen und die meisten hier beschwippst, genau wie Alex' Schwester Coco. Sie kam lachend auf mich zu und fiel mir in die Arme.
»Luucyyy!«
»Coocooo!«
Sie gab mir ein Küsschen auf den Mund.
»Happy Kissing-Day!« lächelte sie mich dann an.
»Danke, dir auch!«
Dann kam sie an mein Ohr und flüsterte hinein. »Heute küsst du ihn einfach und schiebst es dann auf den Alkohol. Außerdem ist doch Kissing-Day.«
Sie kicherte.
»Das kann ich nicht machen..«
Die Selbstzweifel kamen wieder hoch und ich schaute zu Boden. Alex war sofort zur Stelle und hielt mir ein Glas Koma-Bowle hin.
»Auf geht's Lucy.«
Ich weiß, dass er es eigentlich gar nicht so toll findet, dass ich auf Malvin stehe, aber ich kann nichts dafür. Dieser Junge ist einfach zu toll. Ich trank das Glas auf einmal leer und schüttelte mich. Alkohol war nun wirklich nicht mein Ding. Vor allem habe ich seit heute morgen nichts mehr gegessen. Es dauerte nicht lange und ich fühlte ein leichtes Schwindelgefühl, welches ich schon bekam, wenn ich nur angetrunken bin.
»Auf!«
Coco war die ganze Zeit bei mir. Sie war auch wie eine Schwester für mich. Meine unbiologische Schwester. Ich nickte ihr zu und fragte Lola, wo Malvin sei. Sie deutete in Richtung Schaukeln. Ich bedankte mich und ging dort hin.
»Malvin?«
Fragte ich in die Dunkelheit hinein.
Ich hörte nur Kussgeräusche und dann sah ich sie. Ich sah Pris, mein beste Freundin, wie sie an meinem Schwarm hing und ihre Zunge in sein Mund schob. Mein Mund war einfach nur offen und ich wusste nicht, wie ich denken sollte. Eins wusste ich aber. Ich fühlte mich verraten und verarscht. Von meiner besten Freundin. Die es bis zu diesem Zeitpunkt war.

Thinking Out LoudWo Geschichten leben. Entdecke jetzt