Die Ruhe vor dem Sturm

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Ich hatte Luca seid gestern Abend nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ernesto hatte mir den Plan die halbe Nacht über in dem Kopf gehämmert. Ich hatte ihn bereits nach dem ersten Mal Hören verinnerlicht, jetzt konnte ich ihn in Ernestos genauen Wortlaut wiedergeben, auch gut. Und den gesamten heutigen Tag hatte ich mit Training verbracht. Zunächst Boxen, anschließend diverse Nahkampftechniken, dann Schießübungen und Messerwurf. Ich fühlte mich knallhart und unbesiegbar .

Doch zu meiner eigenen Überraschung blickte mir kein Bullterrier sondern vielmehr ein zahmer Collie entgegen als ich mich jetzt im Spiegel beobachtete. Ich sah nicht link aus oder abstoßend wie ich es erwartet hatte, nein was ich da sah war eine junge und sehr attraktive Frau.

Maria hatte Stunden damit verbracht, meine Haare zu pflegen und zu frisieren, meinen Körper mit diversen Cremes zu versorgen und mein Gesicht auf die atemberaubendste Weise zu schminken. Und was sie da zu Stande gebracht hatte war
ein Kunstwerk. Fassungslos starrte ich die Schönheit im Spiegel an. Das konnte unmöglich ich sein, meine Haare waren eigentlich spröde und glanzlos, meine Augen unscheinbar und mein Haut aschfahl. Die Frau im Spiegel jedoch hatte glänzende Haare und Augen, die funkelten wie Ozeane.
Was mich jedoch am meisten wunderte war wie unglaublich normal ich aussah. Vielleicht mochte ich aufgrund meiner Schönheit auffallen, aber nicht weil ich Gefahr ausstrahle. Wie der Schein doch trügt. Noch einmal ließ ich den Blick über mein gespiegeltes Ich wandern und seufzte laut.

" Verstehst du jetzt was wir gestern Abend meinten ?" ,fragte Luca, der mich anscheinend schon eine ganze Weile dabei beobachte wie ich mich selbst bewunderte. Ich hatte ihn gar nicht hereinkommen gehört. Promt wurde ich rot, doch ich hielt Lucas Blick stand.
Die Frau im Spiegel konnte einem Mann definitiv den Kopf verdrehen so viel stand fest, aber das war nicht  ich. Das war nicht echt, sondern eine Maskarade.
Nachdenklich kratzte ich mir am Kopf und zeigte mit dem Finger auf mich

" Aber gestern Abend sah ich noch nicht so aus. "
" Was meinst du mit so ?" fragte mich Luca, indem er meinen Ton imitierte.
Daraufhin musste ich erstmal schnauben und erwiderte:
" Du weißt genau was ich damit meine, Idiot. "
Aber Luca ließ nicht locker und erwiderte : " Nein, das weiß ich nicht, du musst schon präziser werden." Und noch bevor er zu Ende gesprochen hat zierte sein Gesicht schon ein großes und breites Grinsen und ich wusste genau worauf Luca hinaus wollte, aber ich würde es ihm nicht geben, niemals.
" Naja ich sah eben anders aus und nicht so wie jetzt. "

Daraufhin musste Luca die Augenbrauen hochziehen und fragte mit beinahe schulischem Ausdruck, wie ich denn jetzt gerade  aussehen würde.
Doch ich kniff nur die Augen zusammen und verweigerte still meine Antwort.
" Na gut , wenn du es mir nicht freiwillig sagen willst, muss ich es wohl rauskitzeln."
Und mit diesen Worten packte er mich, flink wie ein Tiger und begann mich durch seine Kitzelei zum Weinen zu bringen.
" Na Schön, ist ja gut! ist ja gut ! Hör schon endlich auf, ich sag es ja. " Mit diesen Worten gab ich mich geschlagen.
Luca sah mich erwartungsvoll an, aber bevor ich es aussprach musste ich seinem Grinsenden Gesicht noch eines klarstellen.

" Aber glaub ja nicht, dass ich aufgegeben habe, weil ich es nicht mehr ertragen konnte. Nein, Ich hätte das noch lange aushalten können, so lange bis dir die Hände müde geworden wären. Doch ich wollte nur nicht, dass Marias stundenlange Arbeit umsonst war."
Jetzt nahm Lucas Gesicht einen belustigten Ausdruck an und mit einer vor Ironie nur so triefenden Stimme sagte er : " natürlich" und wenige Sekunden später : " Und jetzt , sag es ! "
Mürrisch musste ich mich geschlagen geben und sagte unfreiwillig : " Ich seh vielleicht gar nicht so schlecht aus. "
Ein Blick auf Luca genügte, um zu merken, dass ihn dieser Satz nicht befriedigt hat und um einen weiteren Kitzelanfall vorzubeugen fügte ich hinzu: " Okay mehr als das. Ich seh gut aus , sogar richtig gut. Zufrieden ?"

Und mit dem letzten Wort schwoll meine Stimme zu einem Beinahe-Schrei an. Wieso tat er das? Machte es ihm Spaß mich so sehr in Verlegenheit zu bringen ?
" Ave, du musst dich doch nicht schämen. Es ist okay von sich selbst überzeugt zu sein, solange diese Überzeugung nicht zur Selbstgefälligkeit und Eingebildetheit umschlägt."
Mir war schon klar, dass es keine Schande ist von sich selbst überzeugt zu sein. Das Problem war nur, dass ich es nicht bin, aber das wollte ich Luca nicht deutlich machen, denn dann würde er meinen mir irgendwelche Komplimente machen zu müssen und das wollte ich auf keinen Fall also nickte ich nur zustimmend.

Aber Luca kannte mich eben besser als jeder andere. Er las in mir wie in einem offenen Buch und so kam es, dass er mein Gesicht zwischen seine Hände nahm und mir tief in die Augen sah.
" Ava, du bist wunderschön. Auch ohne das ganze make-up. Und das nicht nicht nur Äußerlich, sondern auch innerlich. Du bist klug, witzig, taff und so unglaublich stark."
Und während er das so sagte verlor ich mich in seinen Augen während er mir immer näher kam. Jetzt waren sich unsere Lippen nur noch einen Hauch breit von einander entfernt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 14, 2016 ⏰

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