Prolog

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Ich erinnerte mich nicht mehr an viele Dinge aus meinem Leben. Die Hälfte wirkte surreal oder war völlig ausgelöscht worden. Es war eine erdrückende Leere in mir drinnen und ich wusste nicht mehr wirklich, wie es überhaupt hatte soweit kommen könne. Ich fragte mich, was Wirklichkeit war und war nicht, denn ich konnte nicht mehr dazwischen unterscheiden. Es gab jedoch eine Sache, an die ich mich erinnern konnte, denn als ich kleiner war und die Welt wohl noch mit anderen Augen gesehen hatte, hatte meine Mutter mir immer gesagt, wenn gerade eine schreckliche Zeit war, alles nicht so verlief, wie man es wollte, man sich einsam fühlte oder es einem nicht gut ging, sollte man sich an all seine schönsten Momente erinnern, egal wie klein und unbedeutend sie auch waren, es würde helfen und ich hoffte so sehr, dass es auch so war. Gerade ertrug ich die Hölle und ich wollte nur, dass es aufhörte, doch ich war machtlos, denn anstatt auch nur eine einzige fröhliche Erinnerung hochzukriegen, tauchten andere Bilder auf.



Die Hitze der Sonne war erdrückend und kaum ein Mensch verließ freiwillig mehr das Haus bei der Wärme in den letzten Tagen. Ein Jeder hatte Schutz in den eigenen vier Wänden ersucht, wo es deutlich kühler war und man die Tage einzig lebend überstehen konnte. Lächelnd saß ich mit einer Schüssel Eis auf dem Boden und sah meine liebste Zeichentrick Serie an. Am liebsten würde ich dennoch trotz der Hitze raus dürfen und mit meinen Freunden spielen, aber meine Mutter erlaubte es mir nicht und die Mütter meiner Freunde ebenso nicht, weswegen ich seit Tagen hier eingesperrt war. Es war jedoch schön mit ganz viel Eis und meinen Sendungen und außerdem verbrachte ich so wieder mehr Zeit mit meinen beiden Eltern, als ich es plötzlich aus dem Nebenraum laut krachen hörte und erstarrt dorthin sah, als ich auch schon meine Mutter weinen hörte und hastig aufstand und zu der verschlossenen Türe eilte, doch als ich es gerade geschafft hatte mich nach dem hohen Türgriff zu strecken und die Türe öffnen wollte, riss ich erschrocken meine Augen auf und spürte die Hitze um mich herum, ich war wieder zurück im Hier und Jetzt, ich war zurück in einem Reich voller Qualen. Ich hörte die leidenden Schreie anderer, mein Kopf pochte wie verrückt, mir war schwindelig, in meinem Kopf tauchten unzählige schreckliche Bilder auf und ich dachte noch irgendwann durchzudrehen.

„Kalina, Kalina renn weg, bitte renn weg", schrie irgendwer irgendwo, doch ich konnte nichts ausmachen, konnte nichts sehen, als ich wieder in eine weitere Erinnerung gerissen wurde.



Glücklich fuhr ich mit meinem pinken Fahrrad, das von Stützrädern gerade gehalten wurde, die Einfahrt vor unserem Haus entlang und versuchte die Aufmerksamkeit meiner Eltern auf mich zu lenken, in dem ich immer und immer wieder nach ihnen rief und die Klingel am Rad läuten ließ, doch beide waren zu sehr in ein Gespräch vertieft, wo meine Mutter recht erschüttert wirkte.

„Mami, Mami schau doch", jammerte ich , als ich laute Schreie hörte. Es war, als würden sie nicht in das Bild passen, als würden sie einfach eingespielt werden und panisch sah ich mich um, hörte immer wieder wie eine Frau schrie, wie ein Kind völlig aufgelöst weinte und ich hielt mir ängstlich die Ohren zu von dem ganzen Lärm, was meine Eltern nicht wahrzunehmen schienen.

„Du wirst ihr nie wieder etwas antun!", schrie meine Mutter, ohne dass die Worte wirklich ihren Mund verließen und schon wurde ich erneut aus dem Moment gerissen und war wieder zurück.

„Ist es nicht erfreulich, sich an alles erinnern zu können, meine Schöne?", hauchte mir eine nur zu vertraute Stimme ins Ohr und ich streckte meine Hand nach ihm aus, ohne wirklich was vor Schmerzen zu sehen, doch ich wollte ihn berühren, ich wollte wirklich spüren, dass er da war, dass er bei mir war.

„Hilf mir..."
„Ich helfe dir doch, danach wird alles besser sein", versprach er mir sanft und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, während ich schluchzend meine Augen schloss und spürte, wie seine Hand meine umschloss, „Ich helfe dir immer und werde nie wieder zulassen, dass jemand dir Lügen in den Kopf setzen wird." Ich war so glücklich ihn bei mir zu haben, doch es war eine Folter, all das war eine Folter.

„Es tut so weh", hauchte ich schwach und wollte nur dass es aufhörte, als mein Wunsch endlich wahr wurde und mir langsam schwarz vor Augen wurde und ich in eine Schwerelosigkeit fiel



Der Prolog kann recht verwirrend sein, aber mit dem 1. Kapitel wird dann einiges klarer werden, versprochen und ich hoffe sehr, dass es einige von euch interessiert :)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 17, 2016 ⏰

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Persephone//Die Flucht vor der HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt