A n d e r s

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Sicht: Audrey (immer außer im Prolog)
       
Ich stürmte in mein Zimmer und donnerte die Tür hinter mir zu. Doch als mein Blick durch mein Zimmer schweifte, sah ich ihn.
"Wer bist du?"
"Ich bin Tate."
"Nein, ich...ich meine was machst du hier?"
"Naja was Teenager halt so tun, hier und da mal abhängen."
"Nein, ich...also ich meine wie bist du hier rein gekommen?"
"Durch die Tür."
Seine normalen und doch sehr merkwürdig klingenden Antworten beruhigten mich auf irgendeine Weise.
"Bist ein Pyschopath oder so?"
"Nein, ich bin kein Pyschopath. Willst du jetzt etwa deinen Dad rufen?"
"Wieso? Weil ich ein kleines Mädchen bin, dass sich vor Angst in die Hosen macht?"
"Du bist aber mutig."
"Wieso?"
"Naja du redest gerade mit einem Einbrecher, einem Einbrecher, der kein Problem damit hätte dich einfach mal eben so abzustechen."
"Du bist kein Einbrecher."
"Woher willst du das wissen?"
"Naja, du bist durch die Tür hier rein gekommen."
"Trotzdem könnte ich dich abstechen."
"Nein, das würdest du nicht tun."
"Du kennst mich nicht, also unterschätz mich lieber nicht!"
"Okay, beruhig dich. Du bist seltsam."
"Du aber auch."
"Ich weiß."
"Ich mag dich, du bist anders."
"Du auch, du bist nicht normal."
"Warum tust du das?"
Sein Blick fiel auf meinen mit unzähligen Narben überströmten Arm.
"Ist egal."
"Du kannst es mir sagen."
Er nahm meine Hand und kam mit seinem Gesicht immer näher.
"Ich, ich kenne dich doch gar nicht."
"Lass es einfach zu..."

Wir küssten uns, es war schön, ich fühlte mich sicher. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns voneinander und er verließ blitzschnell mein Zimmer. Ich lief ihm hinterher, doch kaum hatte er die Haustür hinter sich zugezogen, war er weg. Völlig verwirrt und immernoch überwältigt von meinem ersten Kuss, setzte ich mich in die Küche und erzählte meinem Dad was passiert war.

"Kennst du einen Tate?"
"Tate? Komischer Name, ich denke nicht nein. Warum?"
"Er war in meinem Zimmer, er hat mich geküsst und jetzt ist er weg."
"Audrey? Alles in Ordnung? Hast du Drogen genommen? Wurdest du vergewaltigt? Ich rufe die Polizei!"
"Halt, Dad warte! Es war nichts, echt, ich habe keine Drogen genommen!"
"Das, das war eine Vergewaltigung, hat er dir irgendetwas getan? Ist er noch im Haus?"
"Nein es, es sollte nur ein Witz sein, leg' sofort das Telefon weg, es ist alles gut. Sorry Dad."
"Verdammt Audrey, das war nicht witzig, das war kindisch. Denkst du ich bin für Witze in Stimmung?"
Daraufhin ging ich nach oben und nachdem ich meine Zimmertür mit voller Wucht zugedonnert hatte, legte ich mich hin. In dieser Nacht dachte ich viel nach, über Tate, den Umzug und über meine Mom. Irgendwann nach langer Zeit musste ich dann auch eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, schien mir bereits die Sonne ins Gesicht. Das bedeutete, dass es schon gegen Mittag war, denn mein Zimmerfenster war so ausgerichtet, dass nur die Mittagssonnenstrahlen in mein Zimmer fielen. Ich machte mich fertig und trottete die alten knarrenden Holzstufen des Hauses nach unten. Ich hasste dieses Haus, ich hasste es jedoch nicht weil es alt war, sondern weil in diesem Haus meine Mom gestorben war. Mein kleiner Bruder fand sie zwei Wochen nachdem wir eingezogen waren im Wohnzimmer. Die Polizei meinte, dass es wahrscheinlich ein Einbrecher war, aber daran glaube ich nicht. Naja, ich glaube an gar nichts, denn wenn man zu fest an etwas glaubt wird man am Ende immer entäuscht. Ich wurde schon einmal entäuscht und das nur, weil ich verliebt war, also glaube ich nicht mehr an die Liebe. Das ist alles totaler Quatsch, es gibt keine Liebe, es gibt nur Menschen die sich küssen und ihr Leben zusammen verbringen. Ich habe mir damals geschworen mich nie wieder auf einen Jungen einzulassen, dennoch musste ich die ganze Zeit an Tate denken, er war so besonders, so einzigartig, so wie kein anderer Typ.
"Hallo Audrey."
"Tate! Erschreck mich doch nicht so!"
"Tut mir leid, nächstes Mal klopfe ich."
"Du kannst auch einfach wie normale Menschen durch die Haustür kommen."
"Ich bin nicht normal Audrey, das hast du selbst gesagt."
"Ja, es ist aber gruselig."
"Audrey, nicht normal zu sein heißt nicht, dass es gruselig ist."
"Ja, ich weiß, sorry. Tate ich, ich habe Fragen an dich, also, du, du musst mir einiges erklären."
"Ja ich, ich weiß, nur zu. Frag mich ruhig."
"Wieso bist du in unser Haus gekommen und hast mich geküsst? Bist du ein Stalker?"
"Das ist doch unwichtig, Audrey, ich, ich mag dich wirklich sehr, ich liebe dich! Wir gehören zusammen."
"Was? Du, du bist krank Tate, du brauchst Hilfe!"
"Nein, ich bitte dich, Audrey. Ich bin kein Stalker, ich bin auch nicht krank, wirklich."
"Bitte geh jetzt Tate."
"Wenn du wirklich willst, dass ich gehe, dann gehe ich, und weißt du auch warum? Weil mir deine Gefühle wichtiger sind als meine."
"Warte Tate, eine Frage habe ich noch, du kennst mich doch nicht, warum sagst du mir, dass du mich magst?"
"Ich sage es, weil es die Wahrheit ist. Weißt du Audrey, ich kenne dich schon etwas länger und das nicht weil ich ein Stalker bin, sondern durch Zufall. Als ihr letzten Monat hier eingezogen seid, habe ich dich das erste Mal gesehen. Seit dem Tag habe ich öfters mal herübergeschaut, aber ich hatte bis gestern nie den Mut dich mal anzusprechen. Es tut mir leid."
"Du hättest mich doch einfach mal nach meiner Nummer fragen können oder dich einfach vorstellen."
"Weißt du Audrey, wir haben viel gemeinsam, ich habe noch keine Freunde bei dir gesehen."
"Ich habe hier noch keine Freunde, ich war ja auch noch nicht in der Schule, es sind Ferien du Vollidiot."
"Ich weiß. Ich weiß außerdem wie es ist, in der Klasse alleine zu sitzen, die Pausen alleine zu verbringen und auch jeden Nachmittag alleine rumzuhängen und die elende Zeit totzuschlagen!"
Er wurde immer lauter und fing an wild mit seinen Händen herumzufuchteln.
"Tate, du machst mir Angst."
"Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich so ein Monster bin. Keiner versteht mich, alle sehen mich als gefährlich, keiner redet mit mir allen bin ich egal."
Gefolgt von leisen Schluchzern kullerten ihm Tränen über seine Wangen. Daraufhin ging ich einen Schritt auf ihn zu und nahm ihn in den Arm.
"Aber Tate, du bist mir nicht egal, du bist kein Monster, du bist nur anders. Genau wie ich, ich bin doch auch anders."
"Aber wieso können wir nicht zusammen anders sein?"
"Du, du hast recht, lass uns zusammen anders sein."
Wir küssten uns, dieses Mal länger und intensiver als beim ersten Mal.
"Tate? Ich mag dich."
"Ich dich auch."
Es war ein perfekter Moment, den daraufhin mein kleiner Bruder zerstörte, in dem er wild die alten Treppen herunter trampelte.
"Ihr seid ein süßes Paar, seid ihr zusammen? Audrey was ist denn mit Mom? Und Tate, was wird Heather denken? Würde sie euch jetzt so sehen, sie würde ausrasten."
"Was redest du denn da? Wer hat es dir erzählt?"
Tate schien sehr aufgebracht über das, was mein kleiner Bruder gerade gesagt hatte zu sein. Er ging auf ihn zu und packte ihn am Arm, woraufhin er anfing ihn kräftig durchzuschütteln und anzuschreien.
"Tate! Nein, lass ihn in Ruhe! Bist du verückt?"
Er ließ meinen Bruder los und stürmte zur Haustür heraus, die er kurz danach wild hinter sich zu schlug. Es knallte, mein Bruder schaute mir erschrocken in die Augen und auch mich hatte Tate dieses Mal total verängstigt.
"Du hast ja einen kranken Freund, naja ich meine, wenn du die Wahrheit wüsstest, wärst du nicht mit ihn zusammen, du würdest noch nicht einmal mit ihm reden."
"Warum? Was meinst du?"
"Es kommt noch raus, keine Sorge."
"Und Heather? Meinst du Mom?"
"Es tut mir leid Audrey, ich wünschte ich könnte dir mehr sagen, wirklich."
"Was? Hey, Ethan, bleib hier!"
Mein Bruder stürmte nach oben. Mein Vater hatte ihn nach dem Tod meiner Mom zu einem Therapeuten geschickt, bei dem er jeden Donnerstag über meine Mom reden musste. Seit dem Tag, an dem er meine Mom tot im Wohnzimmer aufgefunden hatte, war er nicht mehr er selbst. Er redete ganz anders, drückte sich vornehmer aus, er war ganz einfach kein Kind mehr.
"Audrey? Ethan? Kommt wir besichtigen ein neues Haus! Kommt schon beeilt euch wir treffen uns in eine halben Stunde mit der Maklerin!"
Hörte ich meinen Dad rufen, der gerade durch die Tür herein kam.
"Oh Audrey, ich habe dich gar nicht gesehen, holst du eben deinen Bruder?"
"Ich will nicht wegziehen. Ich bleibe hier."
"Audrey, hör mal zu Schatz, deinen Bruder nimmt die ganze Sache ziemlich mit, dir ist doch bestimmt schon augefallen, dass er sich mittlerweile ganz anders benimmt als er es früher getan hat oder? "
"Ja, ja klar ist mir das aufgefallen, aber ich meine, glaubst du ein neues Haus bringt das wieder in Ordnung?"
"Man muss es doch wenigstens versuchen! Mir ist auch nicht ganz wohl dabei, in dem Haus zu schlafen, in dem meine Frau ermordet wurde."
"Dad bitte, ich möchte hier bleiben."
"Wir sehen uns dieses Haus an und jetzt hol' deinen Bruder!"
"Dann zieh' doch alleine aus! Ich und Ethan, wir bleiben hier, wir brauchen dich nicht!"
"Audrey, ich gehe nicht ohne euch!"
"Wie willst du denn gehen, wenn du nie richtig hier warst? Deine Arbeit war dir doch immer wichtiger!"
Wütend stürmte er raus und schlug hinter sich die Haustür zu.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 20, 2016 ⏰

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