1: Hey brother

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»Hey sister, know the water's sweet but blood is thicker.
Oh, if the sky comes falling down, for you,
There's nothing in this world I wouldn't do.«

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Mit zitternden Händen zog Tim den Kragen seiner Jacke noch ein wenig höher. Innerhalb weniger Sekunden verschwanden diese dann wieder in den tiefen Taschen der neuen Winterjacke.
Der eisige Wind fegte nur so über seinen Kopf hin weg und durch den dichten Schneefall sah Tim nicht einmal die nächste Kreuzung. Klar wunderte er sich nicht, warum er keiner Menschenseele begegnet war und insgeheim verfluchte er Laura dafür, dass sie es schon wieder geschafft hatte ihn zu überreden noch etwas trinken zu gehen. Es war schließlich Tim's letzter Abend in der Stadt, bevor sie sich für mindestens zwei Wochen nicht sehen würden, war ihr Argument. Und sie wusste, dass Tim ihr einfach nichts ausschlagen konnte.

Tim lief noch eine ganze Zeit durch den tiefen Schnee, ohne auch nur einem atmenden Wesen zu begegnen. Erst kurz vor seinem Haus glaubte er eine zierliche Person durch die dunklen Straßen schleichen zu sehen. Eine solch zierliche Person, wie es auch seine Schwester Lea war.
Grinsend schlug er sich diesen Gedanken aus dem Kopf, was sollte seine kleine Schwester schon in Essen tun? Sie lebten jetzt schon drei Jahre nicht mehr zusammen. Er war ausgezogen, sie war -wenn auch etwas früh- ausgezogen und jetzt lebte Tim in Essen und Lea lebte in Düsseldorf.
Mit zitternden Händen schloss er die schwere Haustür auf.
Die warme Luft drückte ihm entgegen und Tim war froh der Kälte des Winters entkommen zu sein. Jeder der jetzt dort draußen sein müsste tat ihm Leid.
Er selbst musste nur noch die letzten Treppenstufen erklimmen, die Tür zu seiner Wohnung aufschließen und sich in sein warmes Bett kuscheln. Dann hätte er den letzten Tag endlich überstanden.
Tim überlegte noch eine Weile, ob er wirklich an alles gedacht hätte und ob er alles bereit gelegt hatte, doch ihm fiel beim besten Willen nichts mehr ein. So fielen ihm bereits wenige Augenblicke später die Augen zu und Tim fiel in einen tiefen, ruhigen Schlaf.

- - - - -

Ein lautes, piependes Geräusch riss Tim aus dem Schlaf. Sein Wecker.
Noch mehr oder weniger im Halbschlaf angelte er sein Handy vom Nachttisch und stellte das nervige Geräusch ab, bevor er langsam wach werden konnte.
Tim hatte heute nur noch eine letze Vorlesung, was die Versuchung einfach noch zwei Stunden liegen zu bleiben nicht gerade verringerte.
Natürlich entschied Tim sich gegen seine Faulheit und verließ das Bett. So wie er seinen Professor kannte würde das heutige Thema mit Sicherheit klausurrelevant sein und das wollte er bestimmt nicht verpassen.
Tim sprang schnell durchs Badezimmer, schlüpfte dann in einen warmen Pullover, eine dunkle Jeans und einfache Turnschuhe. Schlussendlich zog er sich noch seine Jacke über, griff nach Tasche, Handy und Schlüssel und verließ endlich das Haus.

In der Uni angekommen ließ er sich auf dem Platz nieder, auf dem er immer saß. Laura war noch nirgends zu sehen, sie würde ihn doch nicht etwa alleine lassen?
Tim hatte kaum zu Ende gedacht, da tauchte sie doch noch neben ihm auf.
"Sorry, bin spät dran." Grinste Laura ein wenig abgehetzt.
"Ist ja nichts Neues." Antwortete Tim und reichte Laura ihren fettarmen Kaffee Latte mit Sojamilch, ohne Zucker.
"Gott. Du bist wirklich der beste, Timi."
"Ich weiß." Antwortete Tim, bevor er sich endlich auf die Worte des Professors konzentrierte.
Die Vorlesung kam allen wieder einmal endlos lang vor. Das Thema war war ziemlich uninteressant gewesen und nicht einmal der Professor hatte sich konzentrieren können. Ein paar Reihen vor Tim spielte jemand Candy Crush, links neben ihm hörte er zwei Studenten Schiffe versenken spielen und Laura war inzwischen bereits zum dritten Mal eingeschlafen. In den ersten Reihen schrieben vereinzelte Studenten fleißig mit und redeten pausenlos mit dem Professor, was ein paar andere hinter ihm sehr aufzuregen schien. Und dann war da noch Tim, der zwischen all dem vergeblich versuchte sich zu konzentrieren.

"Ich hab' echt kein Wort verstanden." Laura ließ, endlich auf dem Heimweg, ein leises Seufzen hinaus.
"Kein Wunder." Antwortete Tim, "Du hast ja auch die halbe Vorlesung lang geschlafen."
"Ja, weil du gestern nicht nach Hause gehen wolltest." Erwiderte die Brünette empört.
"Ach jetzt tu doch nicht so, du wolltest doch unbedingt mitten in der Woche was trinken gehen." Grinste Tim. "Ich kann schließlich nichts dafür, dass du so viel Schlaf brauchst."
"Ich konnte ja nicht wissen, dass der Prof ein neues Thema beginnt."
"Ich bitte dich, Laura," Tim fing plötzlich an laut zu lachen. "Das hättest du dir wirklich denken können."
"Jaja, du mich auch." Auch Laura konnte ein Grinsen nicht zurück halten. "Aber ich kann ja deine Notizen ausleihen, nicht wahr Liebling?"
"Wenn du da mit was anfangen kannst, so ganz ohne Grundwissen."
"Oh man Timi, ich will jetzt nicht mehr über die Uni reden." Die junge Frau blieb bockig und mit verschränkten Armen im Hausflur stehen, dann sah sie abwartend zu ihrem besten Freund hinüber.
"Bei mir zu Hause wird darüber so oder so nicht gesprochen, das weißt du so genau wie ich." 'Timi' hielt Laura grinsend die Tür auf, wo diese auch sofort hindurch schlüpfte um den beiden endlich ihren wohlverdienten Kakao zu machen.
Laura liebte es im Winter ihren heißen Kakao zu trinken, am liebsten eingekuschelt in eine weiche Decke auf der großen Couch im Wohnzimmer ihres besten Freundes. Tim trank nicht allzu gerne Kakao, aber was Laura mochte, das mochte er auch. Und wenn er ehrlich war, konnte er sich auch schlimmeres vorstellen als mit Laura auf der Couch zu sitzen und fernzusehen, rumzualbern oder auch einfach nur zu reden.

Und so saßen die beiden auch an diesem Nachmittag, als Tim den Anruf bekam, im Wohnzimmer und redeten über ihre Familien.
Weihnachten stand vor der Tür und Tim würde am Abend endlich wieder nach Hause fahren.
Er hatte seine Eltern und auch seinen kleinen Bruder Max viel zu lange nicht mehr gesehen. Klar, von seiner Mutter kam jeden Tag mindestens eine Nachricht und auch von Max bekam er über soziale Netzwerke viel mit, aber das war einfach nicht das selbe.
Tim liebte seine Familie sehr, weshalb es schwer war sie so selten zu sehen, aber es machte ihn auch stolz endlich selbstständig zu sein und eigentlich hatte er sein Leben ja auch ganz gut im Griff.
Umso wichtiger war es ihm seine Familie wenigstens am Weihnachtsfest zu sehen, auch wenn die Magie dieses Festes bei seiner Familie von einer gewissen Traurigkeit überdeckt wurde. Seit seine Schwester vor jetzt bald 3 Jahren im alljährlichem Festtagsstreit mit Oma, Mama und Tante Gitti abgehauen war hatte niemand sie gesehen. Nicht ein einziges Mal hatte sie sich bei Tim gemeldet, kein Anruf, keine SMS und nichtmal eine Facebook-Nachricht.

„Guck mal her, Timi!" Laura sprang plötzlich auf und sprintete aus dem Raum.
Klar kam sie schnell zurück, seine Wohnung war schließlich nicht allzu groß. Doch sie strahlte über das ganze Gesicht. In solchen Momenten erinnerte sie ihn sehr an seine Schwester.
Es hatte schon Momente gegeben in denen war auch sie so glücklich und so unbeschwert gewesen. Doch das war lange her.

Tim hatte Laura immer dafür bewundert wie frei sie war, wie fröhlich und wie gutherzig. Deswegen hatte er sie so gern. Es war leicht Zeit mit ihr zu verbringen, es fühlte sich einfach an, und richtig.
Sie war wirklich die beste Freundin, die er sich hätte wünschen können.

„Aber noch nicht auspacken- erst an Weihnachten!"
Laura blickte ihn ernst an. Gut, sie versuchte es.
„Warte, ich hole dir dein Geschenk." Tim grinste. Die Art und Weise, wie sich ihre Augen weiteten, wie sie anfing zu strahlen. Sie war einfach perfekt.

Aber da wusste Tim natürlich noch nicht, dass dieser Anruf- über den er sich so aufgeregt hatte- alles verändern würde.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 02, 2019 ⏰

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