Der Tag beginnt..

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Ich bin wach. Und die Stimmen auch. Nach nur ca. drei Stunden schlaf oder sogar weniger. Ich merke wie die erste Träne fließt, weil ich jetzt weiß, dass ich noch (leider) am Leben bin. Wann schließe ich meine Augen das letzte mal? Ich wünsche es mir so sehr!
Meine Maske, die ich jeden Tag trage und die ich jede Nacht verliere. Jetzt muss ich es wieder üben. Dieses Lächeln, was ich an mir doch so sehr hasse. Ich stehe von meinem Bett auf. Gehe ins Bad und mache mich frisch, Schminke mich- ohne in den Spiegel zu sehen, weil ich dieses Gesicht verabscheue. Gehe zurück in mein Zimmer um mir schwarze Klamotten zu suchen. Danach:
Ich stelle mich vor den Spiegel. Schaue mir mein Gesicht an. Der Hass und der Würgreiz kommt schon. Mir wird so schlecht bei meinem Anblick. Ich fange an zu lächeln. Versuch gescheitert. Ich fange an zu weinen. Wieder einmal muss ich so tun, als wären keine neuen Schnitte an meinem arm, als würde ich mit allem klarkommen. Aber das tue ich schon seit Jahren nicht mehr. Ich sehe meine Augen: Braun. Sie haben ihr Leuchten schon vor langer, langer Zeit verloren. Die Menschen haben immer meine Augen geliebt , und jetzt zeigen sie so viel Schmerz. Während ich mir meine Augen ansehe und das Lächeln schon eingeübt habe -nicht zu glücklich, aber auch nicht zu traurig- merke ich, wie ich Hunger bekomme. Aber ich höre jemanden schreien, die Stimmen: ENGEL HABEN KEINEN HUNGER!
Ich darf nichts essen. Muss doch dünn sein. Muss gehorchen. Ich weiß, dass wenn ich nicht auf sie höre sie mich anschreien werden. In der Schule kann ich nicht noch einmal wegen Ihnen zusammenbrechen. Das darf einfach nicht passieren.
Ich hasse mich einfach nur so krass. Wie konnte ein Mädchen mit so viel Lebensfreude so kalt, so leer werden?

Depression!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt