Das Fest der Sonnenwende

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Verdammt! Wie konnte ich das nur zulassen? Meine beste Freundin hatte schon wieder zu viel Wein getrunken. Sie machte sich gerade an einen Typen ran, der nicht davon begeistert war von Anna voll gequatscht zu werden. Ich ging also zu den beiden hin und hackte mich bei Anna unter. „Tut mir leid wenn ich euch unterbreche, aber das Feuer wird bald entfacht und Anna und ich wollten einen guten Platz ergattern.", erklärte ich. Etwas verwirrt und empört starrte meine Freundin mich an, ließ sich jedoch von mir weg schleppen. Als wir uns mit der Decke ein paar Meter hinter dem großen Haufen aus Holz gesetzt hatten, meinte Anna: „War das wirklich nötig?" Ich sah sie nur etwas schief an und begann zu lachen. „Ja, der Typ war schon echt genervt von dir und deinem Redefluss.", kicherte ich. „Weißt du überhaupt wie er heißt?", fragte ich Anna. Sie antwortete: „Und ob ich das weiß. Sein Name ist Joseph." Ich prustete los und brachte nur ein „Was für ein bescheuerter Name!" heraus. Jetzt musste auch Anna lachen.

Wir lästerten und lachten noch eine Weile über diesen Joseph und um kurz vor 23 Uhr wurde der Holzhaufen angezündet. Da die Feuerranken schnell den Haufen emporstiegen und es dadurch ziemlich heiß wurde, mussten Anna und ich ein Stück weiter weg vom Feuer rutschen. Nach ein paar Minuten sagte mir Anna, sie müsse auf die Toilette und da ich nicht wollte, dass sie wieder irgendeinen Jungen abfing, ging ich mit ihr.

Als wir zurück waren, saß jemand auf unserer Decke und es war niemand geringerer als mein Exfreund Tom. Unsere Beziehung endete vor ungefähr einem halben Jahr. Ich hatte mit ihm Schluss gemacht, da ich ihn nicht mehr liebte.

Du hast ihn nie geliebt!

Wie recht du hast. Nur selten waren ich und meine Innere Stimme uns einig.
Naja, ich war mit ihm zusammen, nur um einen Freund zu haben. Ich weiß, das ist echt total beschissen und ich hab auch begriffen, dass man einen Menschen damit ordentlich verletzen kann. Aber so ist es eben und die Vergangenheit lässt sich nicht rückgängig machen.

Jedenfalls habe ich ihm das so ins Gesicht gesagt, wieso ich Schluss mache und so weiter. Da stand er dann mal für 10 Minuten lang nur da und versuchte zu begreifen was ich ihm gerade geschildert hatte. Irgendwann sagte er dann, er müsse nach Hause. Danach verließ er, total neben der Spur, das Haus.

Und nun machte er es sich tatsächlich auf Anna's Decke gemütlich. „Ähm, dir ist schon bewusst, dass das nicht dein Platz ist!", begann Anna ihn nun zurecht zu weisen. Breit grinsend antwortete er: „Mhhh, genau deswegen sitze ich ja hier." „Sag mal, geht's noch? Das ist verdammt nochmal meine Decke, du Missgeburt! Verzieh dich sofort, oder du hast meinen Handabdruck in deinem Gesicht, kleiner Spast!", schrie Anna. Jeder weiß, dass Anna Judokerin ist und legt sich besser nicht mit ihr an, deswegen sprang Tom gleich auf und riss mich an meinem Handgelenk mit sich, als er Richtung Ausschank marschierte. Ich rief Anna noch ein „Bin gleich wieder da!" zu und versuchte dann meinen Arm von Tom's Griff zu befreien. Das fiel mir nicht schwer, denn Tom hatte echt keine Muskeln. Ich blieb stehen und sagte: „Wieso bist du hier? Willst du dich zusammenschlagen lassen?" „Ich möchte, dass du wieder meine Freundin bist." Ich traute meinen Ohren nicht. Ich hatte Tom doch klipp und klar gesagt, dass ich nichts für ihn empfand. Was daran verstand er denn daran nicht? „Ich will aber nicht, ich liebe dich nicht und besonders mögen tu ich dich auch nicht.", sagte ich etwas verwirrt. „Bitte komm zu mir zurück!", flehte Tom nun. Ich wollte gerade zu einer weiteren Erklärung ansetzen aber ich wurde von jemandem unterbrochen der sagte: „Hast du nicht gehört was sie gesagt hat? Sie will nichts von dir und jetzt zieh Leine." „Ich gehe wann ich will!", motzte mein Ex. Da trat der Fremde, der mir geholfen hat, hinter mir hervor und stellte sich ganz dicht vor Tom und meinte: „Du willst dir sicher keinen Streit anfangen, oder?" Arrogant atmete mein Exfreund hörbar aus, drehte sich um und ging zum Parkplatz aber nicht ohne mir zuzurufen: „Ich warte auf dich!"

So ein Wichser!

Als Tom verschwunden war, wand ich mich dem Fremden zu und bedankte mich. Erst jetzt viel mir sein wunderschönes Gesicht und sein durchtrainierter Körper auf. Seine Haare waren auch, genauso wie alles andere an ihm, perfekt. Er antwortete: „Kein Ding, Süße. Hätte doch jeder gemacht." Dann zwinkerte er mir zu und machte sich auf den Weg zurück zum Feuer. Ich blieb noch ein paar Sekunden auf dem selben Fleckchen Wiese stehen, bis ich mich wieder erinnern konnte wie man seine Füße zum Laufen bringt.
Den ganzen restlichen Abend musste ich an meinen Verteidiger denken und als ich schließlich zuhause in mein Bett fiel hatte ich immer noch seine Schönheit vor Augen.

Liebe der BlumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt