Am nächsten Morgen öffnete ich die Augen und blickte auf die digitale Uhr auf meinem Wecker. Sie zeigt 6:37 Uhr an.
Wenn du jetzt aufstehst, hast du mehr Zeit deine Hausaufgaben zu machen, ansonsten bist du wieder total gestresst.
Aber ein paar Stunden mehr Schlaf würden mir sicher nicht schaden, außerdem ist Wochenende. Also schloss ich meine müden Lider wieder, doch in demselben Moment schreckte ich hoch. Gestern Abend. Der Typ der Tom vertrieben hatte. Hach, was würde ich drum geben ihn noch einmal zu sehen. Ich wusste wer mir in dieser Situation helfen würde und zwar mein Laptop und meine beste Freundin (Sie ist nebenberuflich Stalkerin von attraktiven Männern und vielleicht kannte sie ihn ja. ). Ich schnappte mir mein Handy vom Nachtkästchen und rief sie an. Es klingelte und dann kam ich in die Mailbox. Verdammt, die schläft bestimmt noch. Dann musste ich alleine das Internet nach dem mysteriösen Jungen absuchen. Mühsam bewegte ich meinen Körper aus dem Bett, trottete nach unten ins Wohnzimmer und stieg, mit dem Laptop unterm Arm, die Treppen wieder hoch. Nur leider wusste ich überhaupt nicht, was ich in die Suchmaschine eintippen sollte.
Nach ein paar Minuten, die ich damit verbrachte, den Bildschirm mit meinen Blicken zu löchern, beschloss ich die Facebook-Profile aller Personen anzusehen, die gestern auch bei dem Event waren. Dieses Vorhaben stellte sich aber als äußerst aufwendig heraus, da mindestens die halbe Stadt dabei gewesen war. Frustriert legte ich meinen Laptop neben mir aufs Bett und stand auf um mich umzuziehen, denn zuhause würde ich bestimmt nicht schlauer werden. Ich öffnete mit Schwung meine Schranktüren und durchstöberte meine Anziehsachen, bis ich etwas passendes gefunden hatte. Ich nahm die schwarze Hose und die gelbe, pastellfarbene Bluse plus ein Paar Socken heraus und begann mich anzuziehen.
Währenddessen versuchte Anna mich zu erreichen, da ich sie ja angerufen hatte, jedoch war mein Handy auf lautlos gestellt und ich sah die verpassten Anrufe und Nachrichten erst, als ich die Uhrzeit checken wollte. Sofort rief ich zurück. Nach dreimal Piepen, hob sie endlich ab.
"Hei, hast du dein Handy vergraben oder warum hebst du nicht ab?", sprach Anna gut gelaunt durchs Telefon. Ich musste schmunzeln. "Ein wunder, dass du überhaupt noch lebst, nachdem du gestern ungefähr drei Liter Wein auf ex getrunken hast und nicht mehr liegen hast können, weil du behauptet hast du musst kotzen wenn du nicht aufrecht sitzt." Ich konnte förmlich spüren, wie Anna gerade am anderen Ende der Leitung die Augen verdrehte. "Ach Schwachsinn, da hab ich schon weit wilderes erlebt. Aber apropos Ex. Hat sich Tom nochmal bei dir gemeldet?" "Puh, da bin ich überfragt." Tatsächlich, hab ich meine Nachrichten noch nicht durchgesehen, werde ich dann wohl machen müssen. Nur hoffentlich ist nicht wirklich eine SMS von ihm dabei. "Ich schwöre dir, wenn er es wagt dich auch nur irgendwie zu belästi-" Da musste ich sie jetzt unterbrechen. "Anna bitte. Er ist mir sowas von egal. Zahlt sich garnicht aus seine Zeit und Nerven mit ihm zu verschwenden."
Recht hast du Schwester. Nur hast du das fast zwei ganze Monate gemacht.
Halts Maul, das weiß ich selber.
Nach einer kurzen Pause antwortete Anna: "Wie du meinst." "Anderes Thema. Hast du Zeit um mir bei dieser Sache zu helfen?" Etwas nervös war ich plötzlich schon. Ich hatte Anna gestern nichts von dem Vorfall mit Tom und dem Typen erzählt und vor allem nicht wie sehr ich darauf brannte ihn kennenzulernen. Vielleicht war es besser sich mit ihr zu treffen, um alles nochmal zu erklären. "Klar um was gehts es denn? Ein Außeneinsatz in Brasilien? Hast du dir wieder deine Hand an dein Gesicht geklebt und brauchst deshalb meine Hilfe?", fragte ihre Stimme nun durchs Handy. Total empört konterte ich: "He! Das war nur einmal und du hast versprochen wir schweigen darüber, wie ein Grab?!" Ein schelmisches Lachen ertönte. "Kannst mir ja alles schildern, wenn wir uns sehen. Sagen wir so gegen 9 an der Ecke?" Ich nickte. "Geht klar. Bis dann." "Bis später, du Nudel." Gerade wollte ich mich noch über diesen Spitznamen aufregen, da ertönte schon der Ton, und teilte mir mit, dass das Gespräch bereits beendet wurde. Ich stieß einen verächtlichen Laut aus.
Um die Zeit zu vertreiben, bis ich los musste, nahm ich mir vor meine Hausaufgaben zu machen. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und fischte die Hefte und Bücher, die ich benötigte, aus meinem Schulranzen. Mathe, Deutsch und ein Geografie-Referat. Na dann mal ran an die Arbeit. Mit dem Stift in der Hand und meinem Taschenrechner vor mir schlug ich die erste Seite auf und begann zu arbeiten.
Etwa eine Stunde später hatte ich, bis auf die Präsentation, schon alles erledigt. Leider war Geografie noch nie meine Stärke gewesen, doch was sein muss, muss sein. Außerdem beabsichtige ich es nicht nur aufgrund einer Schwäche, nicht zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden. Also riss ich mich am Riemen und nahm meinen Laptop zum zweiten Mal an diesem Morgen zur Hand. Ich war gerade dabei den gesamten Text von Wikipedia zu kopieren, als mir eine neue Mail angezeigt wurde.
Du kannst jetzt nicht. Mach das Referat fertig.
Doch wie immer war alles andere tausend Mal spannender als etwas für die Schule zu tun. Blitzschnell klickte ich auf das Briefkästchen-Symbol, in der Hoffnung es wäre der Junge von gestern. Wie aber zu erwarten war, stellte sich heraus es war nur eine E-Mail von meiner Klassenlehrerin.
Als es Zeit war zu gehen, verstaute ich meine Sachen wieder ordentlich in meinem Schulrucksack, schnappte mir mein Handy und sauste dann nach unten in den Flur, um mir meine Schuhe anzuziehen. Eine Jacke war nicht wirklich nötig, da es mehr oder weniger bereits Sommer war, oder ich zumindest das Gefühl hatte. Ich schnürte also meine Sneaker und trat dann mit meinem Handy, Geld und Schlüssel in meiner Tasche, aus dem Haus.
Ich schlenderte die Straßen entlang, Kopfhörer in den Ohren, Musik laut. Das Wetter war heute besonders zauberhaft. Es waren viele Menschen unterwegs, doch das störte mich keineswegs, im Gegenteil. Ich fand es toll, nicht alleine an diesem Vormittag durch die Stadt zu ziehen. Schon nach einigen Minuten war ich am Treffpunkt angelangt und sah mich um, ob irgendwo Anna war. Sie war normalerweise immer die Person, die als erstes da war, wenn man sich traf. Heute war dem nicht so. Komisch. Ich holte mein Telefon aus meiner Tasche, welche von meiner Schulter baumelte. 8:54 Uhr. Oh, ich war einfach früh dran. Um etwas Zeit tot zu schlagen, ging ich langsam die Läden entlang Richtung Annas Wohnort. In einem der Schaufenster war ein Kleid ausgestellt, das mir sofort ins Auge sprang. Es war schulterfrei, blutrot und mit Spitze und Strasssteinen besetzt.
"Mund zu, es zieht.", sagte eine Stimme hinter mir.
Vor lauter Schreck stolperte ich ein paar Schritte vorwärts, direkt in das Schaufenster hinein. Ein lautes "BAAAAAHHHM" war zu hören. Alle Blicke der Schaulustigen die ebenfalls heute zu dieser zeit hier waren, landeten auf mir und demjenigen der mich erschreckt hatte.
Bitte lass es nicht ihn sein.
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Liebe der Blumen
RomanceDie sechzehnjährige Mai genießt ihr Leben gerade in vollen Zügen. Sie ist glücklich, obwohl sie single ist. Doch das Schicksal hatte nicht geplant Mai das Glück lange genießen zu lassen. Und die große Frage: Wird Mai wieder glücklich werden?