Die Verfolgung

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Als die Sonne aufging war außer mir noch niemand wach. Ich zog mir meine Kleidung schnell an und hinterließ einen Brief mit der Aufschrift: "Danke! :)". Dann versuchte ich mich leise aus dem Haus zu schleichen. Die Tür war offen. Draußen hat sich das Wetter mittlerweile schon wieder beruhigt und ein paar Sonnenstrahlen, die unter der Wolkendecke zu sehen waren, ließen mein Gesicht erstrahlen. Da ich nicht wusste wohin mit mir, plante ich zur Wiese zu laufen, auf der ich als Kind immer mit meiner besten Freundin spielte. Sie zog nach Bayern als ich 9 war. Danach hatte ich nie wieder eine wirklich gute Freundin. Die meisten versuchten nur, Informationen aus mir raus zu bekommen, weil ich durch mein gutes Gehör und den gut gelegenen Sitzplatz in der Klasse oft wusste, was Peter am Wochenende am Badesee vorhatte oder wie Claus diesmal seine Freundin abservierte. Mittlerweile sitze ich woanders und jetzt kommt komischerweise nur jemand zu mir, um mir mit seinem tragischen Liebesaus die Ohren vollzuheulen und Komplimente abzusahnen. Ansonsten hab ich nur meine Schwester, mit der ich circa jeden Monat einmal schreibe. Da sie schon 22 ist und in Köln studiert, sehe ich sie sehr selten. Ich glaub aber, das kann ich ziemlich gut verkraften. Ist immerhin besser als falsche Freunde zu haben.
Als ich auf dem Weg zur Wiese war und gerade die kleine Holzbrücke überquerte, hörte ich ein Blätterrascheln hinter mir. Das klang so, wie als ob jemand schnell durch Blätter rannte oder damit um sich werfe. Ich hatte aufeinmal Angst. Ziemlich viel Angst. Zuerst brachte ich nur ein "Hallo?!" raus. Als keine Antwort kam, schaute ich dort nach, wo ich das Geräusch wahrnahm. Als ich die Äste schon fast weggeschoben hatte, hörte ich wieder was wegrennen. Ich glaubte aber das war ein Tier, weil dort ein wenig Fell am Ast hing. Auf jeden Fall hoffte ich es.
Danach machte ich mich wieder auf den Weg zur Wiese. Als ich nach fünf Minuten ankam, war das ganze Feld von Blättern übersäht. Der Wind wehte sie durch die Gegend. Ich setzte mich auf einen umgefallenen Baumstamm, der am rechten Wiesenrand seinen Platz fand. Nachdem ich erst zehn Minuten die Natur genießen konnte, hörte ich wieder ein Geräusch. Es war hinter mir. Ich wollte mich umdrehen aber konnte nicht. Etwas berührte meine Schulter. Die Angst ließ meinen Körper erstarren.

Bild: We heart it

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